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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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tief durch und sagt dann: «Alicia hat sich bei ihm um ein Praktikum in den Sommerferien beworben. Sie wollte nach der Schule Wirtschaft studieren. Den Job hat er ihr nicht gegeben, aber …»
    «Sie wohnte in Pennsylvania. Hat er sie dort besucht?»
    Lacie schüttelt den Kopf. «Nein, sie ist unter einem Vorwand in die Stadt gekommen. Er hat sie zum Abendessen ausgeführt und sie mit in sein Apartment genommen. Sie haben sich nur zwei-, dreimal getroffen.»
    Keiner von ihnen spricht das Offensichtliche aus: Man kann schon beim ersten Mal schwanger werden.
    «Sie hat sich geweigert abzutreiben», flüstert Lacie. «Und sie wollte ihre Eltern einweihen. Das alles ist wirklich ganz grauenvoll.»
    «Was hat Liz Braud damit zu tun?»
    Sie blinzelt. «Sie hat das Haus besorgt, mehr nicht.»
    «Mary und die Kinder werden vermisst. Sie haben in diesem Haus auf Sardinien gewohnt und sind von einem Tag auf den anderen verschwunden.»
    «Davon weiß ich nichts.»
    «Ich wiederhole meine Frage noch mal: Was hat Liz Braud damit zu tun?»
    «Hören Sie», sagt Lacie, die inzwischen ganz blass, erschöpft und verängstigt aussieht. «Blaine, die Tochter, verbringt viel Zeit bei ihrer Mutter auf der Insel. Gelegentlich haben wir auch für die beiden gearbeitet. Ich hatte immer den Eindruck, dass sich Godfrey und Liz noch gut verstehen. Kann sein, dass sie beteiligt ist, aber wieso und bei was, kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Ich habe keinen blassen Schimmer. Vielleicht haben wir uns zu weit aus dem Fenster gelehnt, als wir einwilligten, Godfrey behilflich zu sein. Keine Ahnung.»
    «Klingt mir sehr nach einer Verschwörung.» Mac mustert sie kritisch. «Oder nicht?»
    Sie nickt nur, was Mac, der die Antwort auf Band braucht, einen Strich durch die Rechnung macht. Er braucht ihre Aussage, sonst kann die Polizei die Ermittlung gegen Millerhausen nicht aufnehmen. Die Erfahrung hat ihn gelehrt, dass bei eineiigen Zwillingen eine DNS -Analyse vor Gericht nicht viel Gewicht hat. Sie brauchen jemanden aus dem inneren Zirkel, jemanden wie Lacie Chen, die auspackt, damit die Akteure nervös werden und den Mund aufmachen. Erst wenn die Mitarbeiter von Kroll und Barclays begreifen, dass sie wegen Beihilfe zum Mord ins Gefängnis wandern, wird Godfrey Millerhausens Vermögen an Reiz verlieren.
    «Sagen Sie es», drängt er sie.
    «Ja, so hört es sich an.»
    «Nach was hört es sich an?»
    «Nach einer Verschwörung», gesteht sie endlich.
    «Viel Glück mit Ihrem Baby», sagt er, «und keine Sorge. Sie werden da schon mit heiler Haut rauskommen.»
    Inzwischen ist sie so blass, dass sie in dem schwarzen Umstandskleid wie ein Geist aussieht. Sie versucht aufzustehen, doch Mac winkt ab.
    «Ich finde allein hinaus.»
    «Warten Sie. Ich weiß, dass meine Bitte etwas merkwürdig klingt, aber wären Sie vielleicht so nett, meinen Müll mit nach unten zu nehmen? Es fällt mir schwer, mich zu bewegen, aber ich muss das heute noch erledigen. Morgen werden die Tonnen gelehrt und wo Sie eh auf dem Weg nach unten sind …»
    «Kein Problem.»
    «Danke. Die Mülleimer stehen gleich vor dem Haus.»
    Während sie in der Küche verschwindet, überfliegt Mac die Buchrücken in den Regalen. Bei den Chens liest einer gern Kriminalromane und der andere hat eine Vorliebe für naturwissenschaftliche und politische Sachbücher. Er hört, wie sie in der Küche herumhantiert, einen Schrank öffnet und schließt, ein leises Klappern, das Rascheln einer Plastiktüte. Kurz darauf taucht sie mit einer kleinen, bis an den Rand gefüllten Mülltüte auf, die sie zugebunden hat.
    «Danke», sagt sie und reicht ihm die Tüte. «Sehr nett von Ihnen. Verzeihen Sie den Gestank. Ich habe vorhin aufgeräumt und gekocht.»
    Aus der Tüte steigt Ammoniakgeruch auf.
    «Verraten Sie mir, wo Liz Braud meine Familie festhält?», versucht er es noch mal.
    «Wirklich, ich habe nicht die geringste Ahnung.» Mit zitternden Fingern öffnet sie die Haustür. Er glaubt, dass sie die Wahrheit sagt, aber hundertprozentig sicher ist er sich nicht.
    «Falls doch, Lacie, wäre jetzt der richtige Moment, mich einzuweihen.»
    «Ich schwöre Ihnen, dass ich es nicht weiß.»
    Lacie verriegelt hinter ihm die Tür. Er ruft den Fahrstuhl, wartet eine Weile und entscheidet dann, die acht Stockwerke zu Fuß nach unten zu gehen. Entgegen der Brandschutzbestimmungen ist die Treppenhaustür allerdings abgesperrt. Nach einer gefühlten Ewigkeit hört er, wie sich der Lift in Bewegung setzt, nach oben

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