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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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noch nicht erlebt. Die armen Viecher müssen echt hungrig gewesen sein.»
    An der Katzenklappe in der Tür zum Garten kleben blutige Federn.
    Mit zugehaltener Nase tritt Mac ans Küchenfenster und schaut nach draußen. Der Zaun zwischen ihrem Grundstück und dem ihres Nachbarn wirft einen langen Schatten. Dort haben es sich Jeff und Justin auf dem Rasen gemütlich gemacht. Dass seinen Haustieren kein Haar gekrümmt wurde, erleichtert Mac ungemein. «Sie sind im Garten und schlafen.»
    Billy stellt sich neben ihn und steckt die Nase in die Armbeuge. «Hätte nicht gedacht, dass es mich mal so freut, die kleinen Biester zu sehen. Und das will was heißen, denn eigentlich bin ich ein Hundefreund und kann Katzen nicht ausstehen.»
    «Sie wurden nicht gefüttert», meint Mac.
    «Nee.»
    «Die Rossis haben unser Haus nie betreten. Aber warum haben wir dann vor unserer Abreise einen an Mario adressierten Brief erhalten?»
    «Wo bewahrt ihr das Katzenfutter auf?»
    «In dem Schrank, auf dem der Toaster steht.»
    Billy gibt Trockenfutter in einen Napf, Wasser in einen anderen und stellt beide auf den Boden, damit die Katzen gleich darüberstolpern, wenn sie wieder ins Haus kommen.
    Soweit Mac sich erinnert, hat er den Brief von Barclays zusammen mit den Hausinfos auf die Küchentheke gelegt. Der Briefumschlag ist verschwunden. Er kontrolliert den Mülleimer, den sie vor ihrer Abreise nach England geleert haben: Keine Spur von einem Umschlag.
    Die drei Tonnen auf der Straße – eine für Hausmüll, eine für Papier, eine für Kunststoff – sind halb voll. Mac durchforstet den Abfall, der wahrscheinlich von Passanten stammt, und findet ganz unten den aufgerissenen Barclays-Briefumschlag. Demnach haben die Rossis – oder wer immer die Leute sind, mit denen sie mehrfach telefoniert haben – das Haus doch betreten, den Brief geöffnet und sich gleich wieder aus dem Staub gemacht.
    «Haben sie den Umschlag in die richtige Tonne geworfen?», fragt Billy, der oben auf dem Treppenabsatz steht.
    «Nein.» Mac schüttelt den Kopf.
    «Sie haben ihn nicht in den Papiermüll getan? Mann, dafür kriegt man eigentlich eine Ordnungsstrafe.» Billys sarkastisches Gelächter bringt Mac so sehr aus der Fassung, dass er wieder feuchte Augen kriegt und sich schnell wegdreht.
    Als er den Umschlag in die grüne Tonne mit dem Papierrecycling-Aufkleber wirft, merkt er, dass das Kuvert nicht leer ist, und fischt es wieder heraus. Wer auch immer den Umschlag geöffnet hat, hat versehentlich den Abschnitt abgerissen, den der Empfänger als Beleg aufbewahrt, und damit eine Spur hinterlassen. «He, das musst du dir mal ansehen.»
    Der Beleg besagt, dass die Barclays Bank am 5 . Juli einen Scheck über fünfundzwanzigtausend Dollar ausgestellt hat. Außerdem ist die Schecknummer vermerkt.
    «So ein Fehler würde einem Profi nicht unterlaufen.»
    «Nein.»
    «Mir haben sie mehr gezahlt als den Rossis», sagt Mac. «Das ist doch was, oder?»
    «Wie haben sie das gedeichselt? Ich meine, immerhin wohnt ihr im Haus der Rossis, oder?»
    «Davon gehe ich aus. Kroll – die sind echt gut.»
    «Du musst sofort wieder nach Sardinien.» Obwohl Billy es nicht ausspricht, verrät sein Ton Mac, dass er sich jetzt auch Sorgen um Karin macht. «Gib mir den Abschnitt. Morgen, wenn die Banken öffnen, kümmere ich mich darum.»
    «Da ist eine Sache, die ich vorher noch erledigen muss. Ich muss mit Lacie Chen von Kroll reden. Sie weiß sicher was und könnte gegen Millerhausen aussagen. Er darf auf gar keinen Fall ungestraft davonkommen.»
    «Überlass das mir. Du fliegst nach Italien.»
    «Nein. Sie hat mich angelogen. Ich will ihr in die Augen schauen und sie dazu bringen, mir die Wahrheit zu sagen.»
    «Warum sollte sie das tun?»
    «Tu mir einen Gefallen und buch mir einen Nachtflug. Und sobald ich mit ihr fertig bin, mache ich mich auf die Socken.»
    Billy seufzt. «Weißt du, wo sie zu finden ist?»
     
    Im Netz gibt es zahllose Lacie Chens, doch nur eine, die nicht in Chinatown lebt und keine Chinesin ist. Auf der Upper East Side hält Billy vor einem heruntergekommenen Wohnhaus auf der East  77 th Street Ecke Second Avenue. Die Eingangstür wurde so oft grau überlackiert, dass der Anstrich Blasen wirft.
    «Gute Adresse, abgefuckte Bude», konstatiert Billy. «Ist sie jung?»
    «Macht gerade Karriere.»
    «Ich glaube, da vorn wird ein Parkplatz frei.»
    «Nein, setz mich hier ab. Du bist Bulle und kannst das nicht verbergen. Wenn du mitkommst, verlangt sie

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