Der Sommer der Frauen
Charlie nun schon seit sieben Jahren immer wieder Flugdrachen und Bücher und grässliche Halloweenkostüme schenkt.
Henry, der ihr sagt, dass er sie liebt und schon immer geliebt hat. Sie selbst, die wegläuft. Verletzt und voller Angst.
«Schrecklich, wie charmant dieser Kerl ist», sagte Isabel. «Also, ich verstehe vollkommen, weshalb sie sich wieder zu ihm hingezogen fühlt.»
Kat angelte sich eine Handvoll Popcorn aus der Schüssel. «Ich kann nicht fassen, wie umwerfend Meryl Streep in diesem Film immer noch aussieht. Sie muss doch schon fast sechzig gewesen sein, als der Film rauskam – das ist jetzt zwei oder drei Jahre her, oder?»
Lolly studierte die Rückseite der Hülle. «
It’s Complicated
kam 2009 ins Kino und Meryl wurde 1949 geboren – du hast also recht, da war sie schon sechzig. Sie hat einfach eine Wahnsinnsfigur und ein tolles Gesicht. Sie strahlt einfach Freude aus.»
«Genau das Ende, das ich mir gewünscht habe», sagte June, als Meryl endlich klarwird, was sie wirklich will. Sie hätte den Film am liebsten gleich noch einmal gesehen, so gut hatte er ihr gefallen.
«Wisst ihr, was mein Lieblingszitat ist?», fragte Isabel in die Runde. «Die Stelle, als Alec Baldwin versucht, Meryl dazu zu überreden, es noch einmal miteinander zu probieren, und sie ihm erklärt, weshalb sie das lieber nicht tun sollten. Sinngemäß sagt sie: ‹Wir sind beide zu den Menschen geworden, die wir sein wollten.› Das gefällt mir! Vielleicht gibt es danach tatsächlich kein Zurück mehr.»
«Das stimmt wahrscheinlich», sagte Lolly leise, und ihre Stimme brach fast dabei.
June warf ihrer Tante einen verstohlenen Blick zu. Ob sie wieder an diesen Mann dachte, von dem sie ihr erzählt hatte, Harrison? Doch einen Augenblick später setzte Lolly ein Lächeln auf und sagte: «Mir hat besonders gut der Satz einer ihrer Freundinnen gefallen: ‹Lass dich nicht von ihm dazu überreden, dich zu retten.› Das ist vielleicht der wichtigste Satz des ganzen Films.» Das Lächeln verschwand, und sie sah zum Fenster hinaus. Was genau mochte zwischen Lolly und diesem Mann nur geschehen sein?
«Ja, das glaube ich auch.» Pearl nickte. Falls Pearl von der Geschichte mit Lolly und Harrison wusste, so ließ sie sich jedenfalls nichts anmerken.
«Wisst ihr, was bei mir hängengeblieben ist?», sagte Kat. «Als Meryl Steve Martin davon erzählt, wie sie mit Anfang zwanzig nach Paris ging, um einen sechstägigen Konditor-Workshop zu machen, und schließlich ein ganzes Jahr bei einem Bäcker in die Lehre ging. Das würde ich auch gerne machen!» Sie spürte offensichtlich den erstaunten Blick ihrer Mutter auf sich und verstummte.
«Vielleicht kannst du ja während eurer Flitterwochen einen Kurs besuchen», sagte June. «Oder wäre das blöd? Schließlich seid ihr ja dann auf Hochzeitsreise.»
Kat spielte mit ihrem Cupcake-Papierchen. «Ich glaube, ich mache Oliver tatsächlich den Vorschlag.»
Vor dem Haus hupte es kurz – es war Pearls Mann in seinem weißen Subaru. Pearl stand auf. «Ich liebe diese Szene in Meryls Bäckerei, als sie und Steve Martin mitten in der Nacht gemeinsam Schokoladencroissants backen. Habt ihr so etwas auch schon mal gemacht, du und Oliver?», fragte sie im Hinausgehen und wand sich ihren Pullover um den Hals.
Kat lachte. «Nein, aber dafür habe ich neulich einen wunderbaren Vormittag mit Matteo und seinem Vater verbracht – ihm gehört die Italienische Bäckerei. Alonzo hat mir beigebracht, wie man Cannoli macht.» Sie lächelte gedankenverloren vor sich hin. «Allerdings war nicht ganz so viel Ausgelassenheit im Spiel.»
Lolly starrte Kat durchdringend an. «Kat? Läuft da etwas zwischen dir und Dr. Viola?»
Kat wurde rot. «Nein! Natürlich nicht!», rief sie aus und hatte es plötzlich sehr eilig damit, das Geschirr einzusammeln.
«Meine Lieblingsstelle ist die, wo Meryl Alec Baldwin erklärt, dass sie weiß, dass die Scheidung damals nicht allein sein Fehler war», sagte Isabel schnell, als wollte sie Kat zu einem unverzüglichen Themenwechsel verhelfen. «Dass sie selbst auch aufgegeben hat. Ich dachte auch, ich hätte versucht, unsere Beziehung zu retten, aber ich glaube, tief in mir» – sie fasste sich ans Herz – «hatte ich eigentlich schon aufgegeben. Ich wollte etwas, das Edward mir nicht geben wollte. Was allein für sich wahrscheinlich schon kompliziert genug war.»
June nickte. «Ja,
Wenn Liebe so einfach wäre
! Es ist immer kompliziert. Mir gefällt, wie es dem
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