Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
Vom Netzwerk:
ihr am Schluss noch einen Hauch ihres Lieblingsparfüms aufgesprüht, Chanel No. 19 . Lollys Zimmer brauchte keine Kosmetik mehr, hier hatten sie schon in den vergangenen Wochen ganze Arbeit geleistet. Immer stand ein Strauß Blumen auf dem Tisch, die stets frische blaue Bettwäsche sollte Lolly an ihren geliebten Atlantik erinnern, und die Wände waren mit fröhlichen Kunstwerken geschmückt, darunter einige gerahmte Originale von Charlie Nash.
    Kat bat Harrison in den Aufenthaltsraum, reichte ihm ein Glas San Pellegrino und sprang zu Lolly nach hinten. Sie zog die Tür hinter sich zu. «Er ist da, Mom!»
    Lolly hielt den Atem an. «Ich bin bereit.»
    Kat nickte und ging zurück in den Aufenthaltsraum. «Lolly ist in ihrem Zimmer», sagte sie zu Harrison. «Sie kommt in letzter Zeit nur noch schlecht aus dem Bett.» Mit den Blumen in der Hand folgte Harrison Kat über den Flur. Sie überließ es ihm, an die Tür zu klopfen, und machte kehrt. Hinter der nächsten Ecke blieb sie stehen. Ihr schlug das Herz bis zum Hals.
    Sie hörte, wie ihre Mutter laut keuchte, dann «Harrison!» flüsterte und in Tränen ausbrach. Kat war sich sicher, dass Harrison Ferry auf der Bettkante saß, ihre Mutter in die Arme schloss und sie festhielt.
    *****
    Seitdem kam Harrison jeden Abend zu Besuch, brachte Lolly Blumen und Bücher und Pralinen mit und ein besonderes Teleskop, mit dem sie vom Bett aus die Sterne betrachten konnte. Er hatte vor, das Wochenende in der Pension zu verbringen – bei Lolly. Kat hatte befürchtet, Harrison könnte verheiratet sein, eine Familie haben. Nicht, dass sie ihm ein glückliches Familienleben nicht gegönnt hätte. Aber wie sich herausstellte, war Harrison geschieden, er hatte ein Jahr, nachdem Lolly sich von ihm getrennt hatte, geheiratet, doch die Ehe war nicht von Dauer gewesen.
    Seine Gegenwart machte ihre Mutter glücklich, Lolly trug jetzt häufig einen ähnlich vertrottelt-seligen Gesichtsausdruck wie June und Isabel.
    Vertrottelt-selig war eine gute Sache.
    Um halb eins entließ Kat die Pflegeschwester in die wohlverdiente Mittagspause und trug ein Tablett mit französischer Zwiebelsuppe und überbackenen Käse-Tomaten-Sandwiches für sich und ihre Mutter ins Zimmer.
    Lolly griff in die Nachttischschublade und zog einen Umschlag heraus. «Kat, ich habe etwas für dich. Ein Geschenk.»
    «Mom, du musst mir nichts schenken. Du hast mir doch
alles
gegeben!»
    «Mach es auf.»
    In dem Umschlag lag ein One-Way-Ticket nach Paris, ausgestellt auf Kats Namen.
    Kat starrte es an.
One-Way.
    «Ich habe dich beobachtet, Kat. Und dir zugehört – genau zugehört. Ich weiß, dass wir beide uns nicht immer nahestanden, aber ich kenne dich. Ich kenne dich, und ich liebe dich, und alles, was ich mir wünsche, ist, dass du glücklich bist. Wirklich glücklich.»
    Kat beugte sich vor und nahm ihre Mutter behutsam in die Arme. Sie war nicht in der Lage, die Tränen zurückzuhalten, die ihr über die Wangen liefen. «Oh, Mom!»
    «Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst, Kat», sagte ihre Mutter und strich ihr sanft über den Rücken. «Ich will nur, dass du glücklich bist. Ob du dafür ein Jahr lang allein nach Paris gehen musst – oder vielleicht auch für immer – oder Oliver heiraten oder diesen hübschen Dr. Viola näher kennenlernen musst … das musst du allein herausfinden. Aber triff diese Entscheidung bitte in deiner eigenen Geschwindigkeit und für dich. Nicht für irgendjemand anderen. Und ganz besonders nicht für mich.»
    Danke, danke, danke!
«Ich liebe dich, Mom.» Kat umarmte ihre Mutter noch fester. Ihr lief fast das Herz über.
    «Aber eines musst du mir versprechen, Kat.»
    «Alles, was du willst.»
    «Versprich mir, es nie zu bereuen. Etwas zu bereuen ist das Schlimmste, was einem am Ende bleiben kann.»
    Die Liebe zu ihrer Mutter war so überwältigend, dass es Kat die Sprache verschlug. Stumm hielt sie Lollys Hand. «Das verspreche ich dir, Mom», sagte sie schließlich. «Ich werde nie etwas bereuen, was auch kommen mag.» Denn sie würde ihre eigenen Entscheidungen treffen und sie respektieren.
    «Dein Vater wäre sehr stolz auf dich», sagte Lolly mit fester Stimme.
    Kat legte sich neben ihre Mutter aufs Bett, hielt ihre Hand, und in ihr breitete sich ein Gefühl des Friedens aus, wie sie es seit sehr langer Zeit nicht mehr gespürt hatte.
    *****
    Normalerweise schlief Kat wie ein Murmeltier. Sie konnte schlafen, während der Rasenmäher, vorzugsweise im Morgengrauen, vor ihrem

Weitere Kostenlose Bücher