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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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hatte, was selten genug geschah, dann tat sie es für gewöhnlich ohne Brimborium, wie sie es nannte, wenn um etwas zu viel Trara veranstaltet wurde.
    Sie verkauft die Pension … sie heiratet … sie geht nach Tahiti …
Kat hatte sich erfolglos den Kopf darüber zerbrochen, was für eine Ankündigung es geben konnte, die es erforderlich machte, «die Mädels» nach Hause zu beordern, obwohl «die Mädels» Boothbay Harbor beide hassten und sich auch gegenseitig nicht besonders gut ausstehen konnten. Oder Kat. Während sie den Aufenthaltsraum hergerichtet und im Anschluss daran das Rotkehlchenzimmer für eine Neuanreise vorbereitet hatte, überlegte Kat, was ihre Mutter im Sinn haben mochte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Lolly das Three Captains’ Inn jemals verkaufen würde, aus welchem Grund auch immer. Mit einem aus dem Nichts aufgetauchten Verlobten Hals über Kopf nach Vegas abzuhauen schien auch nicht wahrscheinlich, weil es, seit Kats Vater vor fünfzehn Jahren gestorben war, an der Seite ihrer Mutter keinen Mann mehr gegeben hatte. Ganz zu schweigen von einem Umzug nach Tahiti oder sonst wohin. Lolly Weller hatte Boothbay Harbor, Maine, noch nie verlassen – noch nicht mal zu den Flitterwochen.
    Kat hatte versucht, Pearl auszuquetschen, die ältere «Haushaltshilfe» ihrer Mutter, die ein paar Mal pro Woche kam, um in der Pension zu helfen, und die außerdem Lollys beste Freundin war. Kat äußerte, wie überrascht sie wäre, dass ihre Cousinen am Abend zum Essen kamen. Obwohl weder Thanksgiving noch Weihnachten war. Sondern nur ein ganz normaler Freitag im August.
    Doch alles, was sie aus Pearl herausbekommen hatte, war: «Ist das nicht wunderbar? Vielleicht lasst ihr drei euch ja sogar zum Kinoabend blicken. Lolly sagt, heute sehen wir
Die Brücken am Fluss
. Mit Meryl Streep und Clint Eastwood.»
    Kat hatte einen erleichterten Seufzer ausgestoßen. Wenn Lolly noch nicht mal ihren allwöchentlichen Kinoabend abgesagt hatte, konnte die Ankündigung wohl kaum so weltbewegend sein. Andererseits hatte Kat ihre Mutter nie glücklicher gesehen, als wenn sie sich gemeinsam mit Pearl und ihren Hausgästen einen Film ansah. Ihren Filmclub würde Lolly Weller niemals absagen.
    Die Backofenuhr erinnerte Kat an die Zitronen-Eiercreme-Cupcakes, die sie für den Kinoabend gebacken hatte. Sie waren fertig – und dufteten göttlich. Sie zog die Backbleche aus dem Ofen, stellte sie auf das Abkühlgitter ans Fenster und warf einen Blick hinunter auf den Hafen. Das Three Captains’ Inn lag nicht, wie die bekannteren Hotels der Stadt, im Zentrum von Boothbay Harbor, doch die wenigen Zimmer in dem hellblau gestrichenen viktorianischen Holzhaus auf der Harbor Hill Road waren trotzdem immer ausgebucht. Die Pension lag zwei lange, gewundene Straßen über dem Hafen auf einem Hügel und bot einen phantastischen Blick auf das geschäftige Sommertreiben im Hafen, auf die unzähligen Stege und Docks, die Walbeobachtungsboote und die majestätischen Segelschiffe, die vielen Läden und Restaurants, ohne dass man mitten im Trubel war. Mit der altmodischen Seemannsdekoration – Steuerräder, Bojen und Fischernetze – war das Three Captains’ Inn anders als so manche modernere Hotels in der Gegend, und die Gäste schätzten die Pension als ein authentisches Stück New England in Besitz einer waschechten Mainerin, die so gut wie nie lächelte und auch nichts für Plaudereien übrighatte, deren Zimmer dafür aber urgemütlich waren und die ein sagenhaftes Frühstück servierte. Kats Eltern hatten das Three Captains’ Inn von Lollys Familie übernommen, Nachfahren der drei Kapitänsbrüder, die das Haus im 19 . Jahrhundert errichtet hatten. In der kleinen Frühstückspension waren also schon viele Generationen dieser Familie aufgewachsen.
    Die Glocke über der Schwingtür zur Küche bimmelte. Kats Freundin – und Kundin – Lizzie Hamm kam herein. «Hm! Das sieht ja köstlich aus», sagte sie mit Blick auf den Familienkuchen. Ihr ging es nicht anders als allen anderen Leuten beim Anblick von Kats Kreationen mit den Verzierungen in Form seltsamer, winziger Vögel, Muscheln, Zweige oder Blüten. «Was wohl die große Ankündigung deiner Mutter ist? Du musst mich unbedingt sofort anrufen, ganz egal, wie spät es ist. Ach, hey!», sagte sie und musterte Kat genauer. «Du hast dir die Haare schneiden lassen! Kürzer, steht dir gut! Und die Stirnfransen sind super!»
    Kat lächelte. «Danke. Mir war dringend nach einer

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