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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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ausgeglichen, dass sie sich mit zwanzig verlobt, weil sie sich nach Kindheit und Jugend bei dieser schrecklichen Hippie-Mutter dringend nach der starken Hand eines Mannes sehnt», konterte Frances.
    «Wohl kaum», widersprach Lolly, so höflich sie konnte. Die Frau war schließlich immer noch ihr Gast. «Amanda Seyfrieds Figur verlobt sich, weil sie sich verliebt hat. Und wenn man so verliebt ist, feiert man das eben.»
    Noch mal danke, Tante Lolly!
, telepathierte June an ihre Tante. Wow! Ihr gefiel diese neue, fürsorgliche Lolly Weller. Nur das, was dem Sinneswandel möglicherweise zugrunde lag, gefiel ihr kein bisschen.
    Frances Mayweather schnaubte. «Sie ist zwanzig! Sie hat keine Ahnung von der Liebe. Ich habe erst mit dreißig geheiratet, relativ spät, das stimmt, aber ich habe meinen Paul, Lenas Bruder, geliebt, Gott sei seiner armen Seele gnädig. Er war ein guter Mann, ein guter Ernährer, und er hatte vorzügliche Manieren. Er hat einundvierzig Jahre lang für IBM gearbeitet. Ist jedes Mal aufgestanden, wenn ich einen Raum betreten oder verlassen habe. Ich weiß, was Liebe ist!»
    «Ich habe mich mit einundzwanzig in einen Mann verliebt», sagte June und starrte ihren Cupcake an. Ihr war der Appetit vergangen. «Er hatte auch Manieren. Ich habe mich innerhalb einer einzigen Stunde in ihn verliebt. Manchmal
weiß
man es einfach.»
    Frances sah sie über ihre Nasenspitze hinweg an. «Aber meine Liebe, ich bitte Sie! Man kann sich nicht innerhalb einer einzigen Stunde verlieben. Das nennt man eine Romanze. Männer steigen mit allem ins Bett, was sie neu und interessant finden. Deswegen werden Männer auch immer zu Prostituierten gehen. Diese ganzen Politiker, die ständig mit irgendwelchen kostspieligen Callgirls erwischt werden – genau das ist der Grund. Das hat doch nichts mit Liebe zu tun. Und deswegen werden sie auch nicht von ihren Ehefrauen verlassen. Die kennen nämlich den Unterschied.»
    Diesmal verschluckte June sich tatsächlich.
    Isabel stand auf. Ihre goldenen Armreifen klirrten vernehmlich. «Wissen Sie, was ich glaube? Ich glaube, es gibt ungefähr eine Million verschiedene Beweggründe für das, was Menschen tun. Und andere zu verurteilen, obwohl man keine Ahnung von deren Leben oder Geschichte oder Situation hat, ist einfach falsch!»
    «Und das aus dem Munde eines Hühnchens mit schicken Fummeln am Leib und ohne eine einzige Sorge!», murmelte Frances ihrer Schwägerin zu, die etwas beschämt dreinblickte.
    «Da täuschen Sie sich. Ich habe erst vor kurzem rausgefunden, dass mein Ehemann eine Affäre hat», sagte Isabel, die Hände in die Hüften gestemmt. «Ich habe ihn mit einer anderen Frau im Bett erwischt.»
    «Also, über so was spricht man doch in der Öffentlichkeit nun wirklich nicht!» Frances erhob sich japsend. «Wir reisen morgen ab, einen Tag früher als geplant. Und ich erwarte, dass mir das nicht in Rechnung gestellt wird!»
    «O nein», entgegnete Lolly, die Arme vor der Brust verschränkt. «Wir lassen Sie mit Freuden ziehen!»
    Frances’ Augen wurden kugelrund. Dann packte sie ihre Schwägerin am Arm und zerrte sie hinaus. «Ich erwarte unser Frühstück pünktlich wie bestellt, um sieben Uhr fünfundvierzig! Pochierte Eier auf hell getoastetem Weißbrot und Obstsalat. Für Lena dasselbe, nur den Toast etwas dunkler.»
    «Gute Nacht!» Lolly verdrehte die Augen, als die beiden den Raum verließen und unter Gezeter die Treppe hinaufschlurften.
    Die Anwesenden starrten Lolly ehrfürchtig an.
    «Gut gemacht, Mom!», sagte Kat und klatschte Lolly ab. Ihre Mutter wirkte über dieses Lob aufrichtig erfreut. Aber dann veränderte sich Kats Gesichtsausdruck, und June glaubte zu wissen, was ihrer Cousine durch den Kopf ging. Das Gleiche wie ihr selbst vor ein paar Minuten.
    Lolly hatte einem Gast völlig entgegen ihrer Art empfohlen, sie am Buckel zu kratzen, weil sie wahrscheinlich nichts mehr zu verlieren hatte.
    «Hör bloß nicht auf die alte Schachtel, June», sagte Pearl – ebenfalls ganz gegen ihre Art. «Hauptsache ist doch, du weißt, dass zwischen John und dir etwas ganz Besonderes war, und wenn du dazu nur eine Stunde gebraucht hast. Alles andere ist unwichtig.»
    June schubste die Zitronenscheibe vom Rand ihres Glases und sah zu, wie sie in den Tee plumpste. «Danke, Pearl. Aber irgendwie hat sie trotzdem recht. Es ist unfair, dass Charlie seinen Vater nicht kennt. Wegen einer Wahl, die ich getroffen habe.»
    «June Jennifer Nash!», sagte Isabel. «Hör sofort

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