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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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dieser Nachbarschaft konnte sie sich
Kats Kuchen & Konfekt
durchaus vorstellen.
    Sie stieg vom Fahrrad, lehnte es gegen eine Laterne und spähte durchs Fenster in den leeren Laden. Er war winzig. Es gab gerade genug Platz für einen kleinen Tresen und eine Vitrine, doch das Hinterzimmer, das durch einen herrlichen Rundbogen aus freiliegenden Ziegeln zu erkennen war, war groß genug für eine komfortable Backstube. Kat gefiel, dass die eine Wand des Ladens eine freiliegende Ziegelmauer und die andere in hellem Gelb gestrichen war. Zusammen mit dem warmen Farbton der Terrakotta-Bodenfliesen wirkte das Geschäft wunderbar einladend. Sie stellte sich ihren Schriftzug im Schaufenster vor.
    Oliver hatte sie schon vor Monaten auf den leerstehenden Laden aufmerksam gemacht. Seit einem halben Jahr, seit sie offiziell ein Paar waren, hatte er sie immer wieder ermutigt, ihren Traum von der eigenen Konditorei umzusetzen, hatte angeboten, ihr das nötige Startkapital vorzuschießen, und bekräftigt, wie sehr er an ihren Erfolg glaube. Doch es war nicht das Startkapital, das Kat zögern ließ. Sie hatte die Summe, die sie sich letzten Sommer auf dem Existenzgründerseminar ausgerechnet hatte, schon fast zusammen. Sie wusste selbst nicht, warum sie noch zögerte. Vielleicht, weil sie, wenn sie die Konditorei eröffnete, die Pension verlassen musste – ausgerechnet jetzt, wo ihre Mutter sie wirklich brauchte. Und das war keine Ausrede. Im Augenblick konnte Kat Lolly unter keinen Umständen verlassen, selbst wenn sie wollte.
    Irgendwann vielleicht, dachte sie mit einem letzten Blick auf die Ladenfront. Nur eben nicht jetzt. Sie stieg aufs Rad und fuhr zum Supermarkt. Auf dem Rückweg, Mehl und Schokoladenraspeln im Fahrradkorb, entdeckte sie Dr. Viola, den Onkologen ihrer Mutter. Er lag neben einem alten Hummerfänger ausgestreckt auf einem Bootssteg. Matteo Viola. So ein schöner Name. Er trug eine Fliegersonnenbrille, aber sie war sich sicher, dass er es war. Die Haare, dicht und lockig und etwas lang, vor allem für einen Arzt, waren unverkennbar. Genau wie die grüne, bis zu den Knien hochgerollte Arzthose, die olivfarbene Haut und die kantigen Linien seines großen, schlanken Körpers. Seine nackte Brust war eine Offenbarung. Kat konnte den Blick nicht von ihm wenden. Er lag am Ende des Stegs, den Kopf auf einem Rucksack, ein Knie angewinkelt, und las ein Buch.
    Sie trat hinter ihn und las den Titel:
Handbuch evidenzbasierte Strahlenonkologie
. «Leichte Strandlektüre?», fragte Kat lächelnd.
    Dr. Viola setzte sich auf, drehte sich um und schob die Sonnenbrille ins Haar. «Ach, hallo. Kat Weller, stimmt’s?»
    Er wusste noch, wie sie hieß. Kat fühlte sich geschmeichelt.
    Er musterte den Fünfkilosack Mehl in ihrem Fahrradkorb. «Das ist aber ziemlich viel Mehl.»
    «Ist mir ausgegangen. Schlecht für eine Bäckerin. Ich backe zurzeit ziemlich viel, es beruhigt mich. Meine Familie profitiert davon. Gestern habe ich vier Torten gebacken. Sogar der übellaunige Teenie, der momentan bei uns zu Gast ist, hat gelächelt.»
    Er lächelte ebenfalls. «Ich profitiere auch schon mein ganzes Leben lang von stimmungshebenden Torten und Kuchen. Meine Eltern haben in der Stadt eine Konditorei, wussten Sie das? Die Italienische Bäckerei in Townsend, gleich neben dem Blumenladen.»
    «Ach!», sagte Kat. Alonzo und Francesca – natürlich! Ihr wurde klar, dass sie nicht gewusst hatte, wie die zwei mit Nachnamen hießen, weil sie quasi mit jedermann per du waren. Warm und herzlich und für die Kinder immer einen Keks parat. Charlie drückte sich am Schaufenster regelmäßig die Nase platt. Und wenn man zu Hause den Karton aus der Italienischen Bäckerei aufmachte, konnte es gut sein, dass sich zu den Keksen noch ein dekadentes Cannoli mit hineingeschlichen hatte. Alonzo und Francesca waren auf italienisches Gebäck und Brot spezialisiert. Niemand kaufte sein Brot woanders.
    «Ich wusste gar nicht, dass Alonzo und Francesca Ihre Eltern sind! Ich liebe ihre Bäckerei. Manchmal kaufe ich dort ein, nehme die unglaublichen Köstlichkeiten mit nach Hause und versuche dann in meiner Küche, den Zauber nachzubacken. Ich kenne keine Eclairs, die so gut sind wie die aus der Italienischen Bäckerei.»
    «Dann sind Sie also auch Bäckerin. Und was ist Ihre Spezialität?»
    «Ich habe oben im Three Captains’ Inn meine eigene Bäckerei aufgezogen. Ich backe also hauptsächlich für die Pension, aber außerdem habe ich mich auf Hochzeitstorten

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