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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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klar.»
    «Wolltest du immer schon lernen, wie man Cannoli macht?», fragte Isabel, die scharfen haselnussbraunen Augen prüfend auf Kat gerichtet.
    «Nein, das wusste ich selber nicht, bis er es mir angeboten hat», flüsterte Kat. «Und in dem Moment gab es nichts, was ich lieber lernen wollte als das. Ergibt das einen Sinn?»
    «Ja», sagte Isabel und drückte Kats Hand. «Ich weiß, was du meinst.»
    Kat hätte Isabel am liebsten nach oben in ihr Zimmer gezerrt und sie gefragt, wie es sein konnte, dass sie sich zu einem anderen Mann hingezogen fühlte, obwohl sie Oliver liebte. Ob das bedeutete, dass sie ihn doch nicht liebte, nicht heiraten sollte, oder ob es normal war, dass Frauen sich ab und an zu anderen Männern hingezogen fühlten und es im Grunde nichts zu bedeuten hatte. Sie hatte eine emotionale Affäre. Eine Affäre mit Herz. War das nicht viel intimer als ein Seitensprung?
    Aber bis sie sich darüber klar war, musste sie ihre Gefühle für sich behalten.

[zur Inhaltsübersicht]
      13. Isabel
    M ontagmorgen absolvierte Isabel ihren ersten offiziellen Dienst als ehrenamtliche Helferin auf der Neugeborenen-Intensivstation des Coastal General Hospital in Boothbay Harbor. Ihr wurden zwei Säuglinge zugeteilt, die an Gelbsucht litten und beide mindestens sechs Tage lang unter Speziallampen liegen mussten. Sie hatte die Aufgabe, sich zwischen die beiden Inkubatoren zu setzen und, wenn die Säuglinge wach waren, ihre Hand durch die Armlöcher zu strecken und alle Stellen, die sie erreichen konnte, sanft zu streicheln. Außerdem durfte sie die Kinder unter Aufsicht einer Säuglingsschwester füttern und ihnen die Windeln wechseln. Sie hatte einen Orientierungstag und drei Stunden vorbereitendes Training absolviert, in dem sie gelernt hatte, sich vor dem Betreten der Station die Hände richtig zu desinfizieren und wie man ein Neugeborenes auf dem Arm hielt. Nach dem Ausklang der Hochsaison mit dem Labor-Day-Wochenende hatte Isabel das Gefühl, sich in der Pension ab und zu mal freinehmen zu können, um ehrenamtlich zu arbeiten. Doch obwohl Montag war und das Labor-Day-Wochenende schon eine Woche zurücklag, waren zwei der drei Gästezimmer schon wieder reserviert. Kat hatte ihr netterweise angeboten, für sie einzuspringen.
    Isabel hielt die drei Tage alte, zweitausendsiebenhundertsiebzig Gramm schwere Chloe im Arm. Das kleine Köpfchen mit dem weißen Mützchen ruhte als sanftes Gewicht in ihrer Armbeuge. Sie hatte ein winziges Fläschchen in der Hand und fütterte Chloe mit abgepumpter Muttermilch. Während sie dem Baby sein Fläschchen gab, schwoll ihr das Herz so sehr an, dass Isabel fast das Gefühl hatte, es müsste jeden Moment zerspringen.
Das hier ist meine Bestimmung
, dachte sie.
    Sie dachte darüber nach, wie das Leben hätte sein können, wenn Edward doch Ja zu einem eigenen Kind gesagt hätte. Sie hätten ein Baby gehabt, ein Krabbelkind, ein Kindergartenkind – und eines Tages hätte sie dann trotzdem den anonymen Brief bekommen oder Edward selbst dabei erwischt, wie er sich durch fremder Frauen Vorgärten schlich. Plötzlich war sie froh, dass sie ihn nie hatte zu einem Kind überreden können.
    Ein Paar betrat die Station und unterhielt sich leise mit der Schwester. Es waren die Eltern von zwei Monate zu früh geborenen Zwillingen. Einem der beiden Kinder ging es nicht gut. Der Vater wischte sich Tränen aus den Augen, dann umarmte sich das Paar, und Isabel hörte die Mutter weinen.
    Es tut mir so leid, dass ihr das durchmachen müsst
, sagte sie im Geiste zu ihnen und schickte den Zwillingen ein stummes Gebet. Die beiden waren echte kleine Kämpfer! Die Säuglingsschwester hatte Isabel bei der Einführung erklärt, dass sich die Dinge hier oft in einem einzigen Augenblick änderten, aus «ganz okay» wurde «schlecht» und aus «schlecht» «schlechter», oder aus «schlechter» wurde «besser» und dann «gut». Das kam Isabel sehr bekannt vor.
    Emmy Dean war sechs Wochen zu früh zur Welt gekommen, hatte Griffin ihr gestern Abend am Telefon erzählt. Er hatte Isabel, seit sie letzten Montag wieder nach Hause gefahren waren, jeden Abend angerufen. Manchmal, um zu reden, manchmal auch nur, um gute Nacht zu sagen. Sein Verständnis für ihr Bedürfnis, ihn erst allmählich kennenzulernen, ehe sie an Küsse und lange Uferspaziergänge auch nur denken konnte, tat Isabel gut. Sie war, seit sie sechzehn Jahre alt war, mit keinem Mann außer Edward zusammen gewesen, und sosehr sie sich auch zu

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