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Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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bat?«, begann Ratold.
    Paccoli hob die feinen Brauen.
    »Bedaure. Nicht die leiseste Ahnung.«
    Der Richter glotzte ihn an. Paccoli lachte ungläubig.
    »Herr Richter! Sie werden doch nicht diese leidige und zudem
    lächerliche Angelegenheit meinen? Die Holz-Sache?« »Nun... lächerlich...?«
    »Lächerlich, Herr Richter, und zudem völlig nachrangig. Ein Detail, wenn Sie mich fragen. Und dafür zwingt man Sie, Ihre kostbare Zeit zu verschwenden?« Paccoli schüttelte den Kopf. Mit leiser Empörung fügte er hinzu: »Und die meine zudem?«
    Der Richter legte die Hände hinter seinem Rücken zusammen und ging auf und ab. Die Sache war wirklich unangenehm. Paccoli war ein wichtiger Faktor im Gewerbsleben seiner Hofmark. Von den wenigen Bauern, von den oft auf Wanderschaft um Aufträge bettelnden Handwerkern war nicht viel zu holen. Im Bergwerk und in der Schmelze hingegen wurde produziert, konnte der Ertrag beziffert und besteuert werden. Paccoli selbst hatte stets auf die Notwendigkeit von Investitionen verweisen können, was ihn, mit Ausnahme eines eher symbolischen Obolus, von größeren Abgaben befreite. Aber dafür lieferten die Bergleute gehorsam Jahr für Jahr eine ordentliche Summe an die Kasse der Hofmark ab.
    »Ich bedaure, Monsieur Paccoli. So gern ich es täte, so wenigbin ich in der Position, diese Sache als Bagatelle abzutun. Sie haben sich per Kontrakt verpflichtet, der Gemeinde das für Ihre Gruben benötigte Holz zu vergüten. Das ist jedoch bisher nicht geschehen.«
    »Ich streite es nicht ab, Herr Richter«, gestand Paccoli zu. »Ich sichere Ihnen aber zu, dass die Angelegenheit in Prozess ist.«
    Ratold japste unwillkürlich. »In Prozess?! Aber das höre ich seit zwei Jahren!«
    Der Unternehmer senkte sein sorgfältig frisiertes Haupt und seufzte. Dann blickte er wieder den Richter mit sorgenvoll gefurchter Stirn an.
    »Sie wissen um die prekäre Situation der kurbairischen Montanwerke?«, erkundigte er sich ernst. »Ich darf präzisieren: Aller kurbairischen Werke? Also nicht allein meiner?«
    Der Richter erwiderte die bekümmerte Miene Paccolis.
    »Jedermann weiß darum, Monsieur! Sie haben gewiss schon goldenere Zeiten gesehen. Aber noch sind doch die hiesigen Gewerke in eifrigem Betrieb, und noch wird nicht unerheblicher Gewinn erzielt. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Sie sind mit eigener Kutsche erschienen, Monsieur. Am Bettelstab gehen Sie offensichtlich noch nicht, wozu ich Sie natürlich beglückwünsche. Aber –«
    »Ich habe selbstverständlich noch andere Einnahmequellen«, fiel ihm Paccoli mit feiner Herablassung ins Wort. »Die ich jedoch zu einem nicht unerheblichen Teil als Zuschuss für den Erhalt des hiesigen Bergwerks einzusetzen gezwungen bin.« Er hob die Stimme. »Ich tue das deshalb, weil ich weiß, welche Bedeutung Sie, Herr Richter, dem Bestehen der Gruben beimessen.«
    Ratold sah ihn skeptisch an.
    »Ich verstehe Sie richtig? Sie müssen bereits zuschießen?« »Sagen wir: Zu- und Überschuss halten sich noch die Waage.
    In der Summe gewinne ich derzeit so gut wie nichts.«
    »Woran liegt es? Der Geheime Hofrat Lori vom kurfürstlichenBergamt hat doch noch vor einigen Jahren durchaus Abbauwürdigkeit taxiert?«
    »Und hat Seiner Durchlaucht trotzdem empfohlen, sich zurückzuziehen«, entgegnete Paccoli. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich muss es offen aussprechen, lieber Herr Richter: Wenn sich die Situation nicht ändert, sehe ich mich zu Konsequenzen gezwungen.«
    Obwohl der Richter die Antwort auf diese Frage bereits ahnte, stellte er sie: »Und was, Monsieur Paccoli, sollte sich ändern?«
    »Eine Minderung der mir von der Gemeinde auferlegten Lasten wäre ein erster Schritt. Ich trage erheblich zur Wohlfahrt bei, soll aber alle Verantwortung allein tragen. Das entspricht nicht meinem Gefühl für Gerechtigkeit. Meinem Sinn für Kommerzialität noch viel weniger.«
    »Aber, Monsieur! Kontrakt ist Kontrakt!«, warf der Richter schwächlich ein. »Und ist Risiko nicht das tägliche Brot des wagemutigen Unternehmers, für den ich Sie bisher gehalten habe? Das Grubenrevier am Kogel ist weitläufig. Die Ertragslage kann sich über Nacht wieder verbessern. Von den Gruben des Werdenfelser Landes gibt es neuerdings wieder höchst ermunternde Nachrichten!«
    »Wir sind aber hier an der Grenze zum Salzburgischen«, konterte Paccoli kühl. »Ich würde sie ja liebend gerne überschreiten, kann aber darauf verzichten, kriegsähnliche Zustände auszulösen.

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