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Der Sommer der Gaukler

Der Sommer der Gaukler

Titel: Der Sommer der Gaukler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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Saline verkaufen und somit –«
    »Eine infame Denunziation!«, brüllte Paccoli. »Ein Skandal! So muss ich mich beschmutzen lassen?«
    Er trat nahe vor den Richter und fuhr mit bebender Stimme fort: »In mir reift der Entschluss, mich in einer anderen Gemeinde niederzulassen!«
    Ratold war entsetzt.
    »Monsieur! Überstürzen Sie nichts!«, flehte er. »Wenn die letzten Grube jetzt auch noch schließen sollten, wäre das ein verheerender Schlag für den allgemeinen Wohlstand in meiner Hofmark!«
    »Ich weiß! Ich weiß!«, gab Paccoli schneidend zurück. »Habe ich aber einmal ein Wort der Anerkennung und des Dankes von eben dieser Hofmark entgegennehmen können? Was erhalte ich stattdessen? Wie werde ich stattdessen behandelt? Wenn Sie ein Wort für diese ungeheuerliche Missachtung meiner Leistungen suchen würden – welches wäre es?! «
    »Es ist mir unendlich unangenehm«, stammelte Ratold. »Bitte... ich versichere Ihnen... ich bin der festen Überzeugung... überstürzen Sie nichts...«
    Paccoli schüttelte stumm den Kopf. Dann seufzte er hörbar. Seine Schultern sanken herab, und matt sagte er: »Welche Lehren dürfen wir wohl wieder einmal daraus ziehen, lieber Herr Bergrichter? Dass der Pöbel gerade dann frech wird, wenn man zu freundlich zu ihm ist? Wenn man ihn ins Brot setzt, um seine Not zu lindern? Ist es das, was wir begreifen müssen? Sie – und ich?«
    Ratold seufzte. Die beiden Männer tauschten einen Blick tiefen Einverständnisses. Eine Weile hingen sie bitteren Gedanken nach.»Aber... vielleicht dürfen wir uns auch nicht zu Verallgemeinerungen hinreißen lassen«, gab Ratold schließlich zu bedenken.
    »Sie haben Recht, völlig Recht«, pflichtete ihm Paccoli bei. »Die Mehrheit ist arbeitsam und gottesfürchtig, oder bemüht sich zumindest. Es sind immer nur einige Wenige, die sich nicht fügen wollen. Und ich weiß sehr wohl, wer hinter diesen haltlosen Verdächtigungen steckt...«
    »Dieser Tiroler? Der Steiger der Grube unter der Kogelscharte?«
    Paccoli nickte grimmig.
    »Von allen nur Vester genannt. Ja. Er ist der Urheber. Er und kein anderer.«
    »Nur er?«
    »Er ist der Kopf. Die anderen missfallen mir nicht weniger, halten sich aber an die Regeln – bisher. Weiß der Satan, welche Geister diesem Vester das Rebellische eingegeben haben.«
    »Die Welschen sind für ihre Hitzigkeit bekannt«, dozierte der Richter. Von einem ungewohnten Geräusch irritiert, ging er zum Fenster.
    »Daran wäre nichts auszusetzen, wenn sie sich nur in der Arbeit äußern würde. Aber es ist mehr.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich würde mich nicht wundern, Herr Richter, wenn diese Banda nicht längst von gewissen Ideen infiziert ist.«
    »Zu den eifrigsten Kirchgängern gehören sie gewiss nicht«, stimmte Ratold zu, ohne sich umzudrehen.
    »Ach!« Paccoli winkte angewidert ab. »Ich rede doch nicht von der Lutherei und dergleichen. Ich rede –«
    »Kommen Sie!«, unterbrach der Richter beunruhigt. Paccoli stand auf und stellte sich neben ihn. Ratold deutete auf den Dorfplatz.
    »Was –?«
    Zwischen Dorfschmied und Kirchhofmauer bog der Tross der Schikanederischen Truppe auf den Platz ein. Neugierige Kinderumsprangen die Wagen. Die vorderste Kutsche hielt auf den Gasthof zu.
    »Es sind reguläre Kutschen«, wunderte sich Ratold. »Aber sie kommen offensichtlich vom Jochenpass. Seit der Einweihung der Mautstraße haben keine so noble Reisende mehr diese alte Route genommen.« Er sah fragend zu Paccoli. »Haben sie sich vielleicht verfahren?«
    »Möglich«, meinte Paccoli abwesend. Sein Blick war auf den vorletzten Wagen gerichtet. Er hatte in der Mitte des Platzes angehalten. Vor Nässe schwere Planen wurden eilig zurückgeschlagen. Mehrere Männer sprangen auf die Erde. Sie wirkten aufgeregt.
    Paccoli hielt den Atem an. Einige der Ankömmlinge kannte er. Es waren seine Bergleute. An seinem weißen Schopf erkannte er Tamerl, der andere musste – ja, dieser Severin sein. Mit Hilfe einiger Reisender hievten die beiden Bergleute zwei leblose Körper aus dem Wagen, schulterten sie und eilten auf das kleine Siechenhaus zu. Die Menschenmenge war angewachsen.
    »Gütiger Gott«, murmelte der Richter. »Es sind doch Ihre Leute, Monsieur Paccoli, nicht wahr? Was kann da geschehen sein?«
    Paccolis Kiefer mahlten. Er ließ seinen Blick nicht von den vier Bergleuten. Tamerl hatte die niedrige Tür des Siechenhauses als Erster erreicht und war mit seiner Last im Inneren verschwunden. Severin schien

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