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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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dem eine Waffe befestigt ist. Die Rinder waren feindliche Panzer, nur mit dem Unterschied, dass sie nicht zurückschossen, son­ dern höchstens brüllten.
    Jetzt wartete am Ufer vor der Fähre so viel Fleisch auf die Weiterverarbeitung, dass die Gewürze und Konser­ vierungsmittel knapp wurden. Die Männer vom Balkan benötigten vor allem Zwiebeln und Kräuter. Sie baten Sorjonen, zum Forst weg zu rudern und aus dem Dorf Nachschub zu holen.
    Sorjonen hätte schon gern die Fahrt angetreten und bei der Gelegenheit Heikki Mäkitalo im Gesundheits­ zentrum besucht, aber Taavetti Rytkönens Zustand hatte sich im Laufe des Sommers sehr verschlechtert. Sorjonen sah mit Besorgnis, wie die Demenz fortschritt. Das Gedächtnis ließ den Alten dermaßen im Stich, dass er morgens nicht wusste, was der Anlass ihres Aufent­ halts hier war: Handelte es sich um die Abwehrkämpfe von Siiranmäki oder um die Bullenjagd, oder sollte er den Männern vom Balkan im nahen Bach beim Wa­ schen der Därme helfen?
    »Doktor« Seppo Sorjonen testete täglich den Grad der Demenz seines Schützlings. Er ließ ihn jeweils Fragen zu ganz einfachen Dingen und zu weit zurückliegenden Ereignissen beantworten. Er erkundigte sich, welcher Wochentag sei, und wenn zum Beispiel gerade Donners­ tag war, konnte die Antwort durchaus lauten: »Na, wenn gestern Freitag war, dann muss heute wohl Montag sein.«
    Auf die Frage nach dem aktuellen Monat versicherte Rytkönen zum Beispiel, es sei November, obwohl die Fähre, auf der sie wohnten, in der Julihitze auf dem warmen Wasser des künstlichen Sees dümpelte. Die Jahreszahl hatte er auch nicht parat. Er wusste nicht, welche Regierung das Land gerade hatte und erst recht nicht, wie der Premierminister hieß. Bei der Frage nach dem Staatspräsidenten war er sich sicher:
    »Paasikivi natürlich, das weiß ich nun wirklich.« »Und Kekkonen?«
    »Ach so, ja, Kekkonen…«
    Koivisto kannte er gar nicht. Oder war es so, dass er ihn nicht kennen wollte, den sozialistischen Präsiden­ ten? Als Sorjonen ihm erzählte, der Präsident habe während des Krieges in einem Spähtrupp hinter den Linien gekämpft, weckte das Rytkönens Erinnerung: »Ja, der Mauno… Das war so ein langer Bursche, hatte fast meine Größe, aber ich dachte, der arbeitet in einer Bank.«
    Seppo Sorjonen beschloss, auf der Fähre eine Art La­ zarett für Taavetti Rytkönen zu errichten. Das enge Zelt war nicht gut für den alten Mann, er fürchtete sich nachts in der Dunkelheit und hatte Albträume. Manch­ mal kam es vor, dass er verzweifelt weinte, wenn er nicht hinausfand. Sorjonen musste ihn oft regelrecht in den Arm nehmen und in den Schlaf wiegen wie ein Baby. Wenn der Vermessungsrat dann morgens auf­ wachte, schielte er misstrauisch auf seinen Pfleger, doch wenn er sein Elchgewehr gefunden hatte, war er wieder voller Energie. Nur mit Mühe und Not ließ er sich über­ haupt zum Frühstück bewegen, so eilig hatte er es, in den Krieg zu ziehen und den anrückenden Feind abzu­ wehren.
    Nach Hause wollte Rytkönen noch nicht, er hatte im­ mer noch keine Erinnerungen an sein Heim, weder gute noch schlechte. Ein Aufbruch wäre außerdem schwierig gewesen, so mitten in der Bullenjagd. Dort draußen liefen immer noch acht Tiere herum, man konnte sie schließlich nicht den winterlichen Bedingungen ausset­ zen, dem Eis im November und dem Frost im Januar.
    So beschloss Sorjonen dann doch, ins Dorf zu fahren, um Nachschub zu besorgen. Die Männer vom Balkan baten ihn, auch einen Fleischwolf und einen Grill mit­ zubringen. Rytkönen wünschte sich einen Theodoliten.
    Sorjonen ruderte mit zwei Booten über den See, das Lastenboot zog er hinter sich her. Er fand seinen Leih­ wagen am Ende des Forstweges und fuhr zunächst nach Kälviä, um Anna Mäkitalo zu besuchen.
    Von Annas Schwager kaufte er zwei Sack Zwiebeln und einen Sack Wurzelgemüse und Kartoffeln. Anna erzählte, dem Bein ihres Mannes gehe es schon etwas besser, allerdings sei es immer noch eingegipst und er liege noch im Streckverband. Heikki habe es unendlich satt, auf der Pflegestation zu liegen, er sei nervös und ein schwieriger Patient. Er habe davon geredet, von dort zu fliehen, aber wo sollte er schon hin, ein ans Bett gefesselter alter Mann.
    Sorjonen fuhr nach Lestijärvi und besuchte Bauer Mäkitalo. Anna hatte die Wahrheit gesagt. Der Alte knurrte, er werde nicht richtig gepflegt, man lasse ihn absichtlich den ganzen Sommer in dem heißen Zimmer liegen und sei

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