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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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völlig vergeblich, niemandem gelang es, auch nur eine einzige Tomate zu finden.
    Jeden Abend brachte Simone neue Tomaten ins La­ ger. Eines Tages berichtete sie begeistert und mit glü­ henden Wangen, sie habe eine besonders köstliche Sorte gefunden. Stolz überreichte sie Louise ihren Fund, eine schwere Frucht mit üppig saftigem Fleisch. Erste Zweifel blitzten in Louise’s Augen auf. Als sie die Frucht durch­ schnitt, stellte sie fest, dass es sich um eine Fleischto­ mate handelte. Diese wüchsen nicht wild, jedenfalls nicht in Finnland, erklärte sie und verlangte von Simone eine Erklärung.
    Nach eindringlicher Befragung musste Simone einge­ stehen, dass die Tomaten aus dem Rucksack des davon­ gejagten finnischen Wildmarkführers stammten. Den Tränen nahe, erzählte das arme Ding, dass sie eines Tages auf Rientola gestoßen sei, nachdem sie vergeblich versucht habe, im Wald etwas Essbares zu finden. Der Mann habe sich hinter Bäumen versteckt und sie he­ rangewunken. Als sie Mut gefasst habe und näher getre­ ten sei, habe er ihr Tomaten angeboten. Er habe in seinem Rucksack auch noch andere Esswaren gehabt: Apfel, Marmelade, Pfannkuchen mit Honig. Rientola sei sehr höflich gewesen. Aus reiner Dankbarkeit habe sie sich auf Intimitäten mit ihm eingelassen. Er habe einen so beschützerischen Eindruck gemacht, und außerdem kümmere er sich um die Verhütung, wie sie ja alle wüssten. Simone erzählte, Rientola habe es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Tag am vereinbarten Ort zu erscheinen, den Rucksack beladen mit gekauftem Ge­ müse und diversen Leckerbissen. Sie habe die Geschen­ ke immer in gewohnter Weise honoriert. Vielleicht wäre alles gut ausgegangen, hätte sie nicht Louise aus Verse-hen die Fleischtomate gegeben – sie habe nicht gewusst, dass diese nicht wild in der Natur vorkomme, sondern eine Gewächshauszüchtung zu rein kommerziellen Zwecken sei.
    »Du gutgläubige kleine Hure!«, rief Louise ärgerlich. Sie verlangte, dass Simone die Mitglieder der Gruppe zu dem Treffpunkt führte. Der heimtückische Wildmark­ führer sollte sein blaues Wunder erleben.
    Am nächsten Tag begaben sich die Teilnehmerinnen des Überlebenstrainings frühzeitig zu dem Treffpunkt des Pärchens. Die Frauen versteckten sich in den Sträu­ chern und warteten auf den hinterhältigen Liebhaber mit seinem Rucksack.
    Da kam Rientola auch schon. Der Wildmarkführer platschte quer durch den Sumpf, er hatte es eilig. Sein Rucksack war schwer, und sein Gesicht glühte vor ungestümer Erwartung. Rientola holte eine Decke aus seinem Rucksack und breitete sie über eine Grasbülte. Über eine zweite Bülte deckte er ein weißes Tuch und verteilte auf Papptellern allerlei Leckerbissen: Tomaten­ scheiben, eingelegte Zwiebeln, Baguettes, Oliven, Käse, Blaubeerpiroggen, Quark. Er selbst aß in seiner Aufre­ gung ein Stück Ringwurst, sah auf die Uhr und zündete sich nervös eine Zigarette an. Sein sehnsüchtiger Blick richtete sich auf das Waldstück, in dem sich das Lager der Französinnen befand und aus dem Simone zum Stelldichein kommen musste.
    Es gab ein Stelldichein, aber nicht in der erwarteten Art. Von Louise angeführt, sprangen die Frauen aus ihren Verstecken und umringten den verdutzten Mann. Es begann ein fürchterliches Gezeter. Die Frauen über­ schütteten Rientola mit den schlimmsten Kraftausdrü­ cken ihres französischen Wortschatzes. Er floh mit zugehaltenen Ohren übers Moor und hielt erst nach einem Kilometer inne. Wie es schien, war dieses Projekt zu Ende. Rientola machte sich auf den Weg ins Dorf Sykäräinen, er würde den Abendbus noch erreichen.

Die Französinnen packten Rientolas Esswaren ein und kehrten ins Lager zurück. Wieder einmal war die Falschheit der Männer unter Beweis gestellt worden.
    24
    Mäkitalos erster Bulle fand sein trauriges Ende in der nordöstlichsten Ecke des Heidegebietes Metsolammin­ kangas, viereinhalb Kilometer vom Jagdlager entfernt, das sich auf der Fähre Rymättylä befand. Taavetti Ryt­ könen schlitzte mit dem Dolch die Kehle des Tieres auf, das in Todeskrämpfen zuckte. Auch der albanische Architekt Georg Skutarin und der bosnische Taxifahrer Girill Jugrazar eilten mit blitzenden Messern herbei. Ohne Aufforderung machten sie sich über das Tier her, drehten es auf den Rücken und begannen es mit geüb­ ten Griffen zu häuten.
    Seppo Sorjonen beteiligte sich nicht am Skalpieren, der Anblick von Blut verursachte ihm Übelkeit. Er hock-te unter den

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