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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Bäumen und drehte am Empfänger. Die Signale des Senders zeigten an, dass Mäkitalos Vieh in seiner Panik in westliche Richtung geflohen, aber ziem­ lich bald stehen geblieben war und jetzt an Ort und Stelle verharrte, und zwar etwa zwei Kilometer entfernt auf einer kleinen Waldinsel im Moor.
    Die dunklen Männer vom Balkangebirge häuteten den Bullen innerhalb einer halben Stunde ab. Der Körper wurde sachkundig zerlegt, die Eingeweide sortiert, die Innereien kamen auf gesonderte Haufen. Der Pansen wurde in den Sumpf getreten, die Därme hoben sie jedoch auf. Als Rytkönen sich darüber wunderte, erklär­ ten ihm die beiden, dass man die kostbare Wurstpelle nicht vergeuden dürfe. Sie wollten die Därme im Bach waschen und Wurst machen. Echte Balkanwürste ließen sich aus Rind nicht herstellen, dafür eignete sich besser Muli- oder Pferdefleisch, versetzt mit Speck, doch auch aus Bullen könnten verschiedene delikate Sorten zube­ reitet werden. Girill Jugrazar erzählte, als junger Mann habe er als Hilfskoch in einem Restaurant in Sarajewo gearbeitet, einem der besten der ganzen Herzegowina; dort habe er die Zubereitung der verschiedensten Spei­ sen erlernt, und besonders erfahren sei er im Umgang mit Fleisch. Nach Titos Tod – Gott habe ihn selig, den alten zottigen Partisanen – sei der Lebensstandard der-art gesunken, dass man in den Restaurants keine Köche mit Fleischkenntnissen mehr brauche, sodass er, Girill, es für das Beste gehalten habe, nach Belgrad zu gehen und Taxifahrer zu werden.
    Der ganze Abend und die dämmrige Sommernacht vergingen mit dem Transport des Fleisches. Die Männer vom Balkan waren bei dieser Arbeit besonders fleißig. Während ihrer Zeit im Hotel in Seinäjoki waren sie aufgrund ihres Geldmangels so ausgehungert, dass ihnen jetzt, da es Gelegenheit geben würde, sich den Bauch voll zu schlagen, keine Last auf ihren schiefen Schultern zu schwer war. Rytkönen wies den Weg zur Fähre, Sorjonen half beim Tragen. Viele Male mussten die Männer hin- und hergehen, ehe alles auf die Fähre geschafft war.
    Der Weg, auf dem sie das vom Blut dampfende Fleisch entlangtrugen, führte über festen Boden, direkt vorbei an dem Waldstück, in dem die Französinnen ihr Lager aufgeschlagen hatten. Die mageren und vom Hunger geschwächten Frauen hockten unter den Bäumen und beobachteten das merkwürdige Geschehen: Vier fröhlich lärmende Männer trabten in der dämmrigen Nacht am Lager vorbei und trugen riesige Fleischstücke auf ihren Schultern. Sie blieben eine Weile weg und kamen dann wieder, um eine neue Ladung zu holen. Viele Male pas­ sierte diese muntere Karawane mit ihren Fleischlasten das Lager der Französinnen. Die Männer waren so be­ schäftigt, dass sie nicht merkten, wie sie von den hung­ rigen Frauen beobachtet wurden, und die Hungerkünst­ lerinnen wiederum wagten nicht, diese Raubtiere des Waldes anzusprechen, Männer, von denen einer ein Gewehr auf dem Rücken trug, während die anderen vom blutigen Fleisch beschmiert waren. Die Frauen schluck­ ten schicksalsergeben und legten sich wieder unter ihre feuchten Decken. Sie hatten zum Abendbrot nur ge­ trocknete Froschschenkel mit bitteren Rohrkolbenwur­ zeln gegessen. Sie fanden es ungebührlich, dass Gott solch blutigen Barbaren irdische Freude schenkte, während sie selbst, die sich einem naturgemäßen Leben verschrieben hatten, hungern und frieren mussten. Nun, in ihrem nächsten Leben mussten diese Rohlinge hoffentlich irgendwo auf den Basaren von Kalkutta zwischen den Deichseln einer Rikscha durchs Gedränge laufen, am besten mit einer Glasscherbe in der Fußsohle und dampfenden Eiern.
    Das Lager auf der Fähre war vorbildlich eingerichtet. An jedem Ende des Decks stand ein Zelt. Die Ausrüs­ tung war zu einem gut durchdachten Depot geordnet, das seinen Platz an der Reling gefunden hatte und mit einer Plane bedeckt war. Auf der Seeseite hatte Sorjonen aus Steinen und Kies eine Feuerstelle errichtet, über der er eine Hängevorrichtung für Töpfe angebracht und einen dreibeinigen Kessel aufgestellt hatte. Zum Ufer führte ein Steg aus gespaltenen Kiefernstämmen. Die Fleischzuber waren am Ufer aufgestapelt, außerdem stand dort ein zwei Meter langer stabiler Tisch aus Kiefernholz für die Bearbeitung des Fleisches, fürs Schneiden und Salzen, bereit.
    Die Jäger waren todmüde, doch das tat ihrem Arbeits­ tempo keinen Abbruch. Viele Kilo Fleisch fanden ihren Weg in die Salzfässer. Girill Jugrazar schnitt die

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