Der Sommer der Lady Jane (German Edition)
Stoff ihres Nachthemdes bauschte sich im Wasser auf und presste sich dann um ihre Beine.
Jane stand bis zur Taille im Wasser; hier fühlte sie sich noch sicher. Sie warf einen Blick zurück auf das Haus. Im Esszimmer und in den Salons brannte immer noch Kerzenlicht. Aber das alles war so weit entfernt, dass niemand sie würde sehen können. Rasch löste sie das Band von ihrem langen Zopf und schüttelte ihr Haar aus.
Es breitete sich wie eine Wolke auf dem Wasser aus und wallte in dessen Rhythmus auf und ab. Müßig bewegte Jane die Arme und watete ein wenig auf und ab und schaute in die Sterne. Der Nachthimmel war unendlich weit und überwältigend und ließ sie sich winzig und unwichtig fühlen. Was eine Erleichterung war. Sie war so sehr daran gewöhnt, ständig beäugt und kontrolliert zu werden, dass dieses Wissen, in der unermesslichen Weite der Welt für einen Moment unbemerkt zu sein, ihr das Gefühl der Freiheit gab. Das Gefühl, frei zu sein und alles tun zu können.
Das nasse Hemd klebte ihr am Körper und betonte jede Rundung. Das kalte Wasser brachte ihre Brustwarzen dazu, sich zu verhärten und zu pochen. Unter der Oberfläche blähte sich das Nachthemd wie ein Segel und zog sie mit seinem Gewicht nach unten.
Was, wenn sie es einfach auszog?
Plötzlich war Jane von diesem sündigen Gedanken erfüllt. Wer unter diesem ewig weiten Himmel sollte es bemerken? Oder wen sollte es kümmern?
Sie blickte noch einmal zum Cottage hinüber. Nichts konnte sie aufhalten. Niemand konnte Anstoß nehmen. Oh, wie lange lag es zurück, dass sie Anstoß erregt hatte! Nun, die anständige und erwachsene Lady Jane würde sich von der jugendlichen Jane eine Scheibe abschneiden müssen. Mit einem verschmitzten Lächeln glitt sie unter die Oberfläche und aus ihrem Nachthemd.
Als sie wieder auftauchte, lag das Lächeln immer noch auf ihren Lippen. Sie hob die Arme, die jetzt von dem schweren, nassen Stoff befreit waren. Und dann hörte sie es. Ein leises, gepeinigt klingendes, entschieden männliches Stöhnen. Hinter ihr, im See.
»Ich wünschte, du hättest das nicht getan«, knurrte Byrne. Nur sein Kopf und seine Schultern ragten aus dem Wasser. Wie ein stummes Raubtier lag er da, die Augen so schwarz wie der Nachthimmel über ihnen.
Janes Schrei blieb stumm, als er ihre Schultern ergriff und ihren Mund mit einem Kuss bedeckte.
Nun, entweder musste er sie küssen oder sie unter Wasser tauchen. Byrne zweifelte daran, dass sie Letzteres freundlich auffassen würde.
Aber verdammt noch mal, wenn er jetzt ertrinken würde, dann würde er glücklich ertrinken. Denn es war die bisher schwierigste Sache in seinem Leben, die Hände auf ihren Schultern zu behalten, über der Wasseroberfläche. Weil seine fiebrige Einbildung genau wusste, was ihn unter Wasser erwartete. Würde er die Hände auch nur ein kleines Stück nach unten gleiten lassen, würde er perfekt geformte Brüste berühren. Und ließe er sie noch tiefer gleiten, würde er ihren Po fühlen, er würde ihren nackten Körper an sich ziehen, und er würde …
Dem Himmel sei Dank, dass er so umsichtig gewesen war, seine Hose anzulassen.
Statt sich mit Fantasien zu quälen, konzentrierte Byrne sich auf die Stellen, die er berührte. Seine Hand ruhte auf der kühlen Haut ihres Nackens; die andere hatte sich in der Flut ihres nassen Haars verloren. Und erst ihre Lippen! Anfangs war sie natürlich schockiert gewesen, ein wenig verängstigt, und dann hatte er sie mit seinem Kuss gezwungen, ihren Schrei hinunterzuschlucken. Aber er konnte auch genau den Augenblick bestimmen, in dem sie gewusst hatte, wer sie küsste. Nein, sie entspannte sich nicht. Ebenso wenig kämpfte sie gegen ihn. Doch auf ihren Lippen begann ein Feuer zu brennen, eine Ahnung, die von ihrem Körper auf seinen übersprang und ihn härter machte als Stein, ja, sogar in diesem irrwitzig kalten Wasser des Merrymere.
Sie machte einen Schritt zurück und öffnete den Mund, um Atem zu schöpfen. Und Byrne, Soldat, der er gewesen war, nutzte diese Unvorsichtigkeit zu seinem Vorteil und ließ seine Zunge in ihren Mund gleiten. Und eroberte ihn sich.
Er hatte keine Ahnung, wie sie reagieren würde. Es kümmerte ihn auch nicht. Ausnahmsweise dachte er einmal nicht fünf Schritte voraus, versuchte er nicht, die nächste Bewegung im Voraus abzuschätzen. Dass sie ihren nassen nackten Körper an seinen presste, damit hatte er allerdings nicht gerechnet.
In der Sekunde, in der ihre Brust seinen Oberkörper
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