Der Sommer der Lady Jane (German Edition)
Aufmerksamkeit schwankte hin und her zwischen Pflicht und Amüsement. Unglücklicherweise schien das Amüsement, dank ausreichender Lautstärke und Ausgelassenheit, den Sieg davonzutragen. Charles und Nevill vereinnahmten Jason für sich, und er lachte begeistert über deren schlechte Witze. Während des Essens wurde er ihnen Glas für Glas für Glas immer ähnlicher.
Und auch jetzt hatten sie noch immer nicht aufgehört zu feiern. In ihrem Zimmer konnte Jane sie hören, das Gelächter, das durch ihr offenes Fenster hereindrang, während die Männer im Garten irgendein Spiel zu spielen versuchten, bei dem Hufeisen geworfen werden mussten. Das gelegentliche Geklapper, wenn Metall auf Metall traf, störte Jane; ihre Schlaflosigkeit hätte sie also auch auf diese Störquelle schieben können. Wenn da nur nicht die Gewissheit wäre, dass sie in der Lage war, selbst während eines donnernden Gewittersturms durchzuschlafen.
Nein, die Ursache ihrer Schlaflosigkeit lag ausschließlich bei ihr selbst. Bei ihr allein. Obwohl das nicht ganz richtig war. Denn es ging nicht um sie allein .
Byrne. Oh, lieber Himmel, Byrne Worth. Er war in ihren Gedanken, hatte sich dort eingenistet, genau wie die Erinnerung an seine Hand auf ihrem Rücken und seine Lippen an ihrem Ohr … ihr Blut war zu heiß, um schlafen zu können!
Was hatte sie an diesem Nachmittag zu einem solchen Tun getrieben? Und überhaupt, warum hatte sie sich so gedrängt gefühlt, ihn aufzusuchen? Sie hätte ihn genauso gut in Ruhe lassen können – genau das hätte sie tun sollen, anstatt sich in seine Geheimnisse zu wühlen.
Aber … aber er hatte sich ihr anvertraut. Und als Reaktion darauf hatte sie die Kontrolle über sich verloren. Nein, falsch – sie hatte vollständig die Kontrolle verloren. Punktum.
Es geschah schon wieder. Dieses Gefühl stieg wieder in ihr auf, dieses starke, tiefe Gefühl … unberührt zu sein. Allein durch die Erinnerung an den Nachmittag … ihm nahe zu sein … wenn sie ihm nahe war, wurde ihr die Distanz, die es zwischen ihnen gab, besonders stark bewusst.
Auf den Umgang mit einem Mann wie Byrne Worth war Jane nicht vorbereitet. Sie begegnete Männern sonst in irgendeinem der glitzernden Ballsäle Londons, wo sie flirten und die Kokette spielen konnte und sich immer, wirklich immer unter Kontrolle hatte. Aber hier, am See, mit Byrne … hier spielte sie nicht.
Sie flirtete nicht.
Sie wünschte noch nicht einmal zu flirten. Von Anfang an hatte sie jegliches falsche Spiel sein lassen.
Sie wollte ihm einfach nur nahe sein. Bei ihm sein.
Berührt sein.
Was natürlich zu bedeuten hatte, dass sie sich so weit wie möglich von Byrne Worth fernhalten musste.
Wenn er doch nur aus ihren Gedanken verschwinden und sie in Frieden schlafen lassen würde!
Aber sie hörte noch immer seine tiefe Stimme, seine sarkastische und verwundbare Stimme, die wie ein Wispern über ihre Haut strich: Was ist es dann?
Jane wusste – rein theoretisch –, dass es noch viel mehr war. Und heute, auf dem kleinen Dachboden, verloren in ihren Gefühlen – in diesem köstlichen, überraschend mächtigen Verlangen, das ihr durch den Körper geflutet war – wie groß war die Versuchung gewesen, mehr zu entdecken!
Und dann war ihr Blick auf das Bett gefallen.
Oh Gott! Es war viel zu heiß für solche Gedanken!
Jane schob die Decke zurück und stand auf. Sie tapste zum offenen Fenster und ließ sich von der leichten Brise einhüllen.
Es beruhigte sie jedoch kaum.
Trost fand sie stattdessen im sanften Plätschern des Wassers, das in beschaulicher Gleichmäßigkeit an das Ufer des Sees schwappte. Bestimmt war es angenehm kühl im Wasser. Und da sie keine besonders gute Schwimmerin war, würde sie sich auch gar nicht weit hinauswagen wollen. Aber ein bisschen im flachen Wasser am Ufer zu waten, würde ihre Gedanken vielleicht so weit beruhigen, dass sie schlafen konnte …
Jane lauschte … das raue Gelächter ihres Bruders und seiner Freunde war nicht mehr zu hören. Die Männer mussten ihr Spiel aufgegeben und sich ins Haus zurückgezogen haben, zurück zu den Karten, Essen und Trinken …
Niemand würde sie sehen. Niemand würde es erfahren. Und vielleicht komme ich wirklich ein wenig zur Ruhe , dachte Jane, als sie sich vom Fenster wegdrehte, nach ihrem Schlafrock griff und leise zur Tür ging.
In dieser Nacht konnte Byrne nicht schlafen. Ausnahmsweise war es nicht der Schmerz in seinem Bein, der ihn wach hielt.
Er saß auf seiner kleinen
Weitere Kostenlose Bücher