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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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verärgert, wie nur er es werden konnte. Er hatte einfach den Tanz abgebrochen, und sie wurde das Gefühl nicht los, dass es irgendwie auch ihr Fehler war. Aber daran sollte sie jetzt keinen Gedanken verschwenden. Da sie im Moment niemandem verpflichtet war und keine Idee hatte, was sie nun tun sollte, beschloss sie, zu Jason zu gehen und ihren Kurs weiterzuverfolgen, endlich Klarheit zu gewinnen.
    Sie bahnte sich ihren Weg durch die Menge der Gäste. Die Leute aus dem Dorf, der Landadel der Gegend, die gesamte ihr bekannte Welt hatte sich heute versammelt und glitzerte und grüßte sie, als sie vorbeiging, machte Komplimente über ihr Aussehen und bat um ein paar Worte. Es verzögerte zwar den Weg zu ihrem Ziel, änderte aber nichts an ihrer Entschlossenheit. Als sie endlich ins Foyer gelangte, wo Jason und Jane zusammen mit ihrem Vater die Gäste begrüßten, stellte sie erschüttert fest, dass sie mitten in eine Auseinandersetzung geraten zu sein schien.
    Jason hatte die Hand ausgestreckt und versuchte, Jane zurück an seine Seite zu ziehen. Aber sie redete hektisch auf Sir Wilton ein, der neben Victorias Mutter und Mr Cutler stand, und dessen Gesicht sich immer röter färbte. Jetzt schnitt er Jane kurzerhand das Wort ab. Der Duke saß auf einem Sofa in der Nähe; die stets anwesende Schwester Nancy hielt ihm die Hand, während sie den Wortwechsel beobachteten.
    Ihr Vater sagte irgendetwas, was Victoria nicht verstehen konnte. Als sie näher ging, gelang es ihr, Janes Erwiderung aufzuschnappen, die die versammelten Gäste schockierte.
    »Weil ich bei ihm war.«
    Wie auf einer Wolke war Jane durch den Tag geschwebt. Nichts hatte sie aus der Ruhe bringen können. Nicht der Aufruhr in der Küche in letzter Minute (dort fehlten Brombeeren, die für die Crème-fraîche-Törtchen nötig waren), nicht ihr Bruder, der sie damit aufzog, dass sie sehr lange geschlafen hatte, oder dass er nicht aufzufinden war, als die Gäste eintrafen – zum Glück erwähnte Victoria später, dass sie ihn in die Bibliothek hatte gehen sehen. Nein, sie war durch nichts aus der Bahn zu werfen, seitdem sie in der Morgendämmerung nach Hause geschlichen war. Die einzige Ausnahme waren die Blumen, die sie in ihrem Zimmer fand, als sie mittags erwachte: wunderschöne Taglilien, die in einem hellen Orange leuchteten. Eine Nachricht lag nicht dabei, und ihre Zofe konnte auch nicht herausfinden, wie der Strauß in das Zimmer gelangt war; aber Jane wusste, dass er die Blumen gebracht hatte.
    Sie wusste auch, dass sie auf dem Ball nicht mit ihm rechnen konnte – denn er würde sich draußen mit Dobbs herumtreiben und den Straßenräuber jagen. Aber die Blumen gaben ihr irgendwie das Gefühl, dass er anwesend war.
    Und so stand Jane mit einer orangefarbenen Taglilie im Taillenband ihres weißen Seidenkleides neben ihrem Bruder und ihrem Vater und begrüßte die Gäste, die zu ihrem Ball eintrafen, der so schwierig zu arrangieren gewesen war, im Moment aber jede Mühe wettmachte.
    Die Morgans kamen an. Sie hatten sich in ihren allerfeinsten Staat geworfen – die Kleider waren seit ein paar Jahren aus der Mode, aber tadellos in puncto Anfertigung und Reinlichkeit. Dann traf Mrs Hill samt Familie ein und bewunderte die Stoffstreifen, die sie persönlich besorgt hatte und die jetzt von der Decke hingen. Mr Davies erklärte ihnen, dass er die Einladung einrahmen und auf ewig in seinen Laden hängen würde. Schließlich musste der Duke sich setzen, den die Begrüßung der Gäste einfach zu sehr erschöpfte. Gast auf Gast, Freund auf Freund kam herein und lächelte, bewunderte und genoss.
    »Warum lächelst du?«, fragte Jason, als ihm auffiel, dass Jane ständig die Mundwinkel nach oben zog.
    »Ich muss an den Tag nach unserer Ankunft denken. Kannst du dich noch erinnern?«, sagte Jane zwischen zwei Begrüßungen. »Du hast mich mir selbst überlassen, als der Besucher-Überfall aus dem Dorf unmittelbar bevorstand.«
    »Heute ist es nicht viel anders«, gestand Jason ein.
    »Aus deren Perspektive bestimmt nicht. Außer dass wir alle besser gekleidet sind. Aber trotzdem ist es doch ganz anders.« Jane lächelte ihren Bruder an.
    Jason betrachtete seine Schwester. »Ja, ich glaube, ich verstehe, was du meinst. Ah, Sir Wilton! Lady Wilton, wie schön, Sie zu sehen!«
    »Und Mr und Mrs Brandon«, begrüßte Jane die neu eingetroffene Gruppe lächelnd.
    »Wie schön, Sie wiederzusehen«, erwiderte Penelope und wandte sich an Jason. »Mylord, Mr Brandon und

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