Der Sommer der Lady Jane (German Edition)
in diesem Zustand völliger Hingabe und völliger Freiheit, fand sie den Mut, sie auszusprechen.
Byrne schob ihr eine Locke hinter das Ohr, als er diese Worte zurückflüsterte. Wie noch nie zuvor in seinem Leben wurde ihm klar, dass er alles besaß, was er sich nur wünschen konnte. Ihm fiel nichts mehr ein, um was noch er bitten könnte.
Außer, sie zu behalten.
Stundenlang lagen sie dort, während die Kerze flackernd herunterbrannte und in den frühen Morgenstunden erlosch. Als der Schlaf sich über Jane und Byrne senkte, spürte sie seine Lippen auf ihrer Wange … und sie hörte sein gemurmeltes »gute Nacht, Jane«, das auf der leichten Brise der Sommernacht durch das Zimmer schwebte.
Nein, kein Sommer, dachte sie im Einschlafen. Denn Mitternacht war vorüber.
Der erste Tag des Herbstes war angebrochen.
24
Der Morgen zog herauf und mit ihm der Tag des Balls. Victoria war aufgeregt. Es war unmöglich, nicht aufgeregt zu sein. Wie viel harte Arbeit und Erwartungen waren mit diesem einen Abend verknüpft … Wen wunderte es also, dass sie in der Nacht zuvor kaum geschlafen hatte? Glücklicherweise war ihr Knöchel wieder kräftig genug zum Tanzen. Aber es gab noch so viel anderes zu bedenken, von dem Victoria befürchtete, es könnte schiefgehen. Daher verbrachte sie die Stunden der Morgendämmerung damit, eine Liste der Dinge anzufertigen, die noch mindestens zweimal überprüft werden mussten.
Gegen Mittag brach Victoria vor Erschöpfung beinahe zusammen.
»Du legst dich jetzt zu einem langen Mittagsschlaf hin«, befahl Lady Wilton ihrer jüngsten Tochter und begleitete sie zu deren Schlafzimmer.
»Aber wenn die Papierlaternen nicht ordentlich angebracht sind, kann der gesamte Garten in Flammen aufgehen!«, jammerte Victoria, während ihre Mutter ihr die Knöpfe am Rücken des Kleides aufknöpfte und das Korsett aufschnürte.
»Aber, aber«, beruhigte Lady Wilton sie. »Der Ball wird wundervoll sein. Ich bin so stolz auf dich, musst du wissen«, sagte sie mit Tränen in der Stimme, die selbst der übermüdeten Victoria nicht entgingen. »Ich kann es kaum erwarten zu sehen, was ihr Mädchen euch ausgedacht habt.«
»Ich bin immer noch ganz überrascht, dass du dich aus den Planungen ganz und gar herausgehalten hast.« Victoria seufzte. Später würden diese kühnen Worte ihrer Mutter gegenüber ihr ein wenig peinlich sein, aber im Moment war sie zu erschöpft, um darüber nachzudenken.
Zum Glück kicherte Lady Wilton nur. »Das war gar nicht so leicht. Aber ich wusste, dass es für dich und Lady Jane wichtig ist, allein damit fertig zu werden. Es zementiert eure Freundschaft auf Lebenszeit.«
Es lag Victoria auf der Zunge, dass Jane viel weniger Zeit mit der Planung des Festes verbracht hatte, als allgemein angenommen wurde. Doch stattdessen – müde wie sie war und gänzlich ohne Vorsatz – stellte sie ihrer Mutter eine Frage, die ihr schon sehr lange durch den Kopf spukte, ohne dass sie es gewagt hätte, sie auszusprechen.
»Was ist mit Jason?«, fragte Victoria. »Wünschst du dir auch, dass ich meine Freundschaft zu ihm zementiere?«
»Der Marquis ist ein sehr netter junger Mann«, erwiderte Lady Wilton unverbindlich.
»Mama«, Victoria drehte sich um und blickte ihre Mutter an, »du musst wissen, dass ich den Marquis … dass ich Zuneigung für ihn hege.« Aufmerksam beobachtete sie jede Reaktion ihrer Mutter. »In der Sekunde, in der ich erfuhr, dass er nach Reston kommt, bin ich ins Dorf gegangen, um mir ein neues Kleid zu kaufen. Warum hast du mich in Bezug auf ihn nie ermutigt?«
Lady Wilton seufzte und machte sich am Bett zu schaffen. »Reicht es nicht, dass er deiner Schwester das Herz gebrochen hat?«
»Das war vor langer Zeit. Penelopes Herz hat es überlebt. Danach ist es sogar erst richtig aufgeblüht«, widersprach Victoria, »Mama …«
Lady Wilton straffte sich. »Leg dich jetzt hin, Victoria.« Sie gehorchte, wollte ihre Mutter aber nicht ohne Antwort gehen lassen und behielt sie fest im Blick.
»Warum nicht, Mama?«
»Ach mein Liebling«, seufzte Lady Wilton, »höchstwahrscheinlich ist Lord Jason Cummings der begehrenswerteste Junggeselle, dem wir jemals begegnen werden. Und wahrscheinlich habe ich in meinen mütterlichen Pflichten versagt, dass ich dich nicht ermutigt habe, was ihn betrifft. Aber …« Sie hielt inne, atmete tief durch. »Er hat dich nie angesehen. Er hat dich nie so angesehen, wie ein Mann eine Frau ansehen sollte.«
Victoria hatte das Gefühl, als
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