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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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Strom bahnte Marcus Worth ihnen beiden den Weg durch die Menge. Dabei gelang es ihm, so unauffällig zu bleiben, dass keiner der Gäste ihm anerkennend zulächelte oder ihn ansprach, um ihm alles Gute zu wünschen. Ein ganz erstaunliches Kunststück, wenn man bedachte, dass es sich um seine Hochzeitsfeier handelte; ein Kunststück, das ihm oft von Nutzen gewesen sein musste, wenn er für das Innenministerium in geheimem Auftrag tätig geworden war. Es ging das Gerücht, dass er für seine Verdienste um die Krone zum Ritter geschlagen werden sollte. Aber ganz gleich, wie sehr die Öffentlichkeit sie auch umschmeicheln mochte, Phillippa würde keinesfalls Näheres über die Umstände besagter Verdienste ausplaudern. Was die Gerüchte natürlich noch anheizte.
    Jane allerdings war in die Wahrheit eingeweiht. Sie war Zeugin gewesen, als Marcus und dessen Bruder Byrne so heldenhafte Taten vollbracht hatten, wie sie üblicherweise nur in reißerischen Romanen vorkamen.
    »Hier entlang«, unterbrach Marcus ihre Grübelei und bog in einen schlecht beleuchteten Flur ein, der vermutlich nur von den Dienstboten benutzt wurde.
    Janes Augen brauchten einen Moment, um sich an das Dämmerlicht zu gewöhnen. Dann folgte sie Marcus Worth, der ihr mit langen Schritten in Richtung der Küche vorausging.
    »Und jetzt hier entlang, Lady Jane«, sagte Marcus Worth, der den Kopf einziehen musste, um sich an der niedrigen Flurdecke nicht zu stoßen. Phillippa hatte den vielleicht größten Mann in ganz London geheiratet, jedenfalls außerhalb des gesellschaftlichen Zirkus’. Lady Janes Körpergröße lag ein wenig unter dem für eine Frau üblichen Durchschnitt, und wenn sie mit Marcus’ weit ausholenden Schritten mithalten wollte, musste sie fast schon laufen.
    Die Küche barst vor Geschäftigkeit. Daher bemerkte niemand den neuen Hausherrn, als er mit der Tochter eines Dukes hindurchmarschierte. Marcus wechselte mit einem der Diener einige kurze Worte und führte Jane anschließend in einen weiteren Flur.
    »Von hier aus gelangen wir in die Pantry des Butlers, die rechts neben der Eingangstür liegt«, erklärte Marcus.
    »Phillippa bewahrt ihr Silber neben der Eingangstür auf?«, fragte Jane.«Will sie damit Diebe anlocken?«
    Marcus quittierte die schnippische Bemerkung mit einem Lachen. »Nein, das Silber wird woanders verwahrt. Wo es sicher ist. Die Pantry ist der kleine Arbeitsraum, der dem Butler zur Verfügung steht. Manchmal ruht er dort auch ein wenig, wenn er nicht zur Tür muss, um Besucher zu empfangen.«
    Jane lag die Frage auf der Zunge, wie es sein konnte, dass Marcus sich nicht nur mit der Organisation des Haushalts, sondern auch mit dessen geheimen Korridoren so genau auskannte. Immerhin waren er und Phillippa erst seit wenigen Stunden verheiratet. Doch sie verkniff es sich zu fragen, zumal sie jetzt die Pantry erreicht hatten.
    Drinnen fand sich tatsächlich kein Silber, dafür aber ein bequemer Stuhl und mehrere Wolldecken für den entweder mit großer Vorsicht behandelten oder sehr geschätzten Butler der Familie. Das Buch auf dem Stuhl vervollständigte das Bild, und Jane hätte gern dessen Titel gewusst. Aber dazu hätte sie sich umdrehen müssen, und dafür war das Gelass schlicht gesagt zu eng.
    »Hier hinaus und vor dem Haus nach links«, erklärte Marcus und zeigte auf eine schmale Tür. »Am Ende der Auffahrt wartet eine Kutsche auf Sie.«
    »Mr Worth«, Jane lächelte ihn an, »Sie sind wirklich ein überaus nützliches Mannsbild.«
    Marcus schien die Bemerkung tatsächlich als Kompliment werten zu wollen, denn er neigte lächelnd den Kopf.
    »Ich bin sehr froh, dass Phillippa Sie geheiratet hat«, fuhr Jane fort und tätschelte ihm den Arm, »und ich hoffe, dass Sie es überleben.«
    Marcus Worth warf den Kopf zurück und lachte laut heraus, dann öffnete er die Tür und begleitete Jane aus der winzigen Kammer.
    Und weil er so herzlich lachte, konnte Jane einfach nicht anders, als in sein Lachen einzustimmen. Was vielleicht dazu führte, dass sie das von Kerzenlicht helle Foyer betraten, ohne darauf zu achten, wer sich dort aufhalten könnte.
    Daher traf Marcus der Kinnhaken ein wenig überraschend.
    Nicht dass der Schlag wirklich traf. Marcus besaß verblüffend schnelle Reflexe, und seine außergewöhnliche Größe erlaubte es ihm, der Reichweite seines Angreifers knapp zu entkommen. Jane unterdrückte einen Schrei, während Marcus die Hände seines Angreifers packte und ihm die Arme gnadenlos auf den

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