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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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ihr Vater sich näherte, würde ihre Mutter sagen, »sieh mal, Liebling, die Gänse am See, ich habe gerade unsere Tochter darauf aufmerksam gemacht«.
    »Hmm«, würde ihr Vater antworten.
    Oder ihre Mutter würde ihm berichten, dass Marmelade in der Vorratskammer fehlte, woraufhin ihr Vater eingestehen würde, dass er sie zum letzten Tee verzehrt hatte. Ihre Mutter würde es daraufhin für notwendig halten, zu ihrer Tochter zu gehen – ob sie nun in der Scheune spielte oder auf dem Stuhl neben ihrem Vater saß – und zu berichten, dass es keine Marmelade mehr gab, weil ihr Vater sie zum Tee verspeist hatte. Ob Jane nun Marmelade essen wollte oder auch nicht.
    Normalerweise würde man dies nicht für einen unabänderlichen Fehler halten. Irgendjemand musste eben von den kleinen Dingen des Lebens erzählen, selbst wenn ihm dabei nicht mehr gelang als eine Bemerkung über etwas, das alle anderen bereits gesehen hatten. Nur dass die nicht den Wunsch verspürten, ihre Beobachtung auch in Worte zu fassen. Unglücklicherweise war ihre Mutter mit einer Stimme gesegnet gewesen, die im Alter nasal und kreischend geklungen hatte, wenn sie sich aufgeregt hatte, ob nun wegen eines Feuerwerks oder wegen einer Feldmaus oder der fehlenden Marmelade.
    Niemals hätte Jane gedacht, dass sie die im näselnden Tonfall gemachten Bemerkungen ihrer Mutter eines Tages vermissen würde. Aber in diesem Augenblick, als sie über den See schaute und die Kleider ihr in der Hitze am Rücken klebten, war es so. Sie konnte vor sich sehen, wie die Schultern ihrer Mutter verzweifelt in sich zusammensanken und wie sie sie dann entschlossen straffte; sie hörte das Echo ihrer Schritte, wenn sie nach jemandem suchte, dem sie mit ihrer schrillen Stimme die neuesten Neuigkeiten überbringen konnte – der heißeste Tag des Jahrzehnts! Schier unerträglich! Aber die Tatsache, dass sie in diesem großen Haus zweifelsfrei allein war, drückte Jane so schwer aufs Herz, dass sie angesichts der Aussicht auf einen heißen Tag und niemandem, bei dem sie sich darüber beklagen konnte, am liebsten geweint hätte.
    Was sie aber nicht tun würde. Alle ihre Tränen waren geweint worden. Und niemand – weder ihr verwirrter Vater noch ihr abwesender Bruder – hatten irgendetwas mit ihnen anfangen können.
    Stattdessen wollte sie die Schultern straffen und die Traurigkeit beiseiteschieben. Und etwas finden, womit sie sich ablenken konnte. Irgendetwas.
    Byrne hielt sich in der Küche auf, als er den Hauch einer Brise zu spüren glaubte. Wie der sich schlängelnde Zorneshauch eines Wesens, das sich den Weg zu seiner Tür bahnte. Er humpelte hinüber zu seinem Stock und belastete zögerlich sein krankes Bein. Der Stock war jetzt sowohl seine Stärke als auch seine Verwundbarkeit; er konnte sich ausgezeichnet mit ihm bewegen und notfalls auch als Waffe benutzen.
    Schweigend ging er um die geblümten Polstermöbel herum und vorbei an dem restlichen Schnickschnack zur geschlossenen Haustür, hinter der er wartete.
    Würde der Lufthauch vorbeiziehen? War es nur ein Tier gewesen? Nein, die Bewegung war unmittelbarer, zielgerichteter. Jemand kam auf das Haus zu.
    Er hörte die vorsichtigen, aber absichtsvollen Schritte auf der Veranda er hörte, wie sich die Hand hob. Byrne riss die Tür auf und starrte direkt in die dunkelbraunen Augen Lady Janes.
    »Nun, ich hatte doch angekündigt, dass ich Ihnen ein paar Tage gönnen würde«, sagte sie, kaum dass er die Tür geöffnet hatte.
    Für den Bruchteil einer Sekunde, so kurz, dass Byrne nicht zählen konnte, wie lange es dauerte, bis sie verstrichen war, sorgten diese Augen dafür, dass er wie angewurzelt stehen blieb.
    »Wie bitte?«, fragte Byrne, als er wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet war.
    Ihre Wangen röteten sich. Ihre Augen funkelten, ihre Stimme und ihre Haltung wirkten entschlossen. Dies war nicht die nachdenkliche, verführerische Frau, die vor ein paar Nachmittagen mit ihm am Bach gesessen hatte. Nein, aus ihrem gesamten Körper sprach jetzt die Entschlossenheit, zur Tat zu schreiten, die Gelegenheit beim Schopfe zu ergreifen und sich Hals über Kopf in etwas hineinzustürzen. Es brachte sein Blut in Wallung.
    »Der Straßenräuber«, erinnerte sie ihn und betrat das Haus, ohne seine Aufforderung abzuwarten.
    »Sie sind soeben unbefugt in mein Haus eingedrungen«, bemerkte er trocken.
    »Ja, mag sein, aber ich möchte hören, welche Pläne Sie geschmiedet haben.« Sie fing an, mehrere unordentliche Stapel

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