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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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da!«, rief jemand wütend vom Gartenzaun. Joshua und Michael rissen den Kopf herum; Joshuas ohnehin schon wackliges Gleichgewicht geriet in diesem Augenblick vollends außer Kontrolle; er schwankte und ruderte mit den Armen und stürzte schließlich ins Wasser, wie es vorauszusehen gewesen war.
    »Joshua!«, rief Penelope Wilton und rannte mit ihrer jüngsten Tochter im Arm vom Gartentor zum Fluss, während ihr ein Kleinkind auf seinen kurzen Beinen zu folgen versuchte, wobei es laut »Mommy!« rief und laut lachte.
    Das laute Platschen im Fluss alarmierte die Hausbewohner. Victoria, die ihr bestes Nachmittagskleid, Handschuhe und eine Haube trug, kam heraus. Michael hätte aufgestöhnt, hätte er nicht wie gebannt auf seinen Bruder gestarrt. Denn jetzt würde Victoria kommen und sie anschreien und den Doktor rufen und dafür sorgen, dass sie in Decken gewickelt wurden.
    Glücklicherweise tauchte Joshuas Kopf in diesem Moment aus dem Wasser auf. Kindlich begeistert ruderte er mit den Armen und legte die Strecke bis zum Ufer geübt zurück.
    »Joshua Lawrence Wilton!«, rief Victoria, als sie die große Eiche erreicht hatte. »Du hast mich fast zu Tode erschreckt. Komm sofort raus aus dem Wasser!«
    »Ist schon gut, Vicky«, sagte Joshua und zog sich ans Ufer. »Mir ist nichts passiert. Und das da«, er zeigte auf den Ast, von dem er gestürzt war, »das war ein Riesenspaß.«
    »Ich bin als Nächstes dran«, sagte Michael und rannte zum Baum.
    »Nein!«, rief Victoria gebieterisch und ruinierte ihr letztes Paar Handschuhe, als sie Michael an seinem schmutzigen, nassen Kragen packte.
    »Du hast doch sowieso zu viel Angst«, erwiderte Joshua grinsend.
    »Hab ich nicht! Ich kann alles, was du auch kannst. Ich kann Sachen machen, die noch zehnmal gefährlicher sind!«
    »Niemand wird hier irgendwelche gefährlichen Sachen machen!«, schimpfte Victoria. »Und jetzt ab in die Küche mit euch beiden!« Sie zeigte zum Haus. »Los. Und du, Joshua, dass du mir in deinen nassen Sachen nicht nach oben gehst!«
    »Himmel, Victoria«, sagte Penelope hinter ihr, »du hast soeben eine ganz passable Ähnlichkeit mit Mutter hingelegt.«
    »Penelope!« Victoria starrte ihre Schwester überrascht an. »Was um alles in der Welt tust du denn hier?«
    »Ich habe Vater mitgeteilt, dass wir kommen. Hat er es dir nicht gesagt?« Penelope lächelte, als ihre zwei Jahre alte Ginny sie schließlich eingeholt hatte.
    »Tante Vicky!«, sagte Ginny und streckte ihr die schmutzigen Händchen entgegen, um hochgehoben zu werden.
    »Hat Vater nach dir geschickt?«, fragte Victoria und versuchte geschickt, den schmutzigen Kinderhänden auszuweichen. Zu anderer Zeit hätte sie ihre Nichte nur zu gern hochgehoben und hinter den Ohren gekitzelt, aber heute trug sie ihr allerbestes Tageskleid, das sie sich erst vor wenigen Wochen geschneidert hatte – der schwere Kattun war ein wenig steif in der Hitze, aber hübsch war es trotzdem.
    »Nein«, erwiderte Penelope und lachte leise. »Aber mein liebster Brandon hat mit einem seiner Freunde gesprochen, und der hat gesagt, dass die Hitze noch andauern wird. Deshalb hat er entschieden, dass ich die Mädchen herbringe. In Manchester ist es viel zu heiß für kleine Mädchen.«
    Penelopes Ehemann Mr Brandon war zwar Anwalt, pflegte aber freundschaftliche Kontakte mit jenen Kreisen Manchesters, in denen Wissenschaftler verkehrten. Wenn er also behauptete, dass die Hitze noch eine Zeit lang andauern würde, dann hatte er seine Gründe dafür.
    »Aber hier ist es auch heiß«, erklärte Victoria und versuchte, nicht abweisend zu klingen.
    »Ja, aber hier habt ihr wenigstens die Hoffnung auf eine kleine Brise, die über das Wasser streicht. In Manchester hingegen … nun, ich will gar nicht davon anfangen, wie entsetzlich das Stadtleben sein kann.« Penelope lächelte und rückte das Baby in ihren Armen zurecht. »Vicky, kannst du sie nehmen? Ich will Mutter sagen, dass wir angekommen sind.«
    Bevor Victoria sich wehren konnte, hatte sie das kleine Mädchen im Arm, das sich genüsslich reckte und streckte und dessen Liebenswürdigkeit seine Fähigkeit Lügen strafte, Victorias Kleid zu ruinieren. »Mutter … uups«, Victoria veränderte die Lage des Kindes in ihrem Arm, »Mutter bereitet sich auf ihren Strickkreis vor. Die Ladys werden in Kürze eintreffen.«
    »Ah, deshalb hast du dich so zurechtgemacht?« Penelope lächelte. »Ich muss schon sagen, das Blau steht dir gut. Ist es neu?«
    »Nee!« Michael meldete

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