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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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Papiere durchzublättern, die auf seinem Tisch lagen. Es waren bedeutungslose Papiere. »Haben Sie Ihre Zeit überhaupt zum Pläneschmieden genutzt?« Sie hielt inne, als sie mit dem Finger über den Tisch fuhr und eine Spur im Staub hinterließ. Mit einem Blick auf ihn zog sie die Nase kraus und blies sich den Staub mit einer Geste von den Fingern, die nur als zimperlich bezeichnet werden konnte.
    »Wie der Straßenräuber zur Strecke gebracht werden kann?«, fragte Byrne trocken zurück.
    »Nein, wie der See trockengelegt und sämtliche Fische gefangen werden können. Natürlich geht es um den Straßenräuber, worum sonst«, entgegnete Jane schnippisch und in einer Stimmung, die Byrne noch nie an ihr bemerkt hatte – ungeduldig und gereizt. Sie barst beinahe vor Energie und Tatkraft.
    Ganz bewusst verhielt er sich ruhig, abwartend, und hoffte, dass seine Körpersprache sie beeinflusste. »Doch, in der Tat habe ich darüber nachgedacht«, entgegnete er spöttisch.
    Um die Wahrheit zu sagen, er hatte an nichts anderes mehr denken können. Anfangs, als sie den Vorschlag gemacht hatte, hatte er sich über sie lustig gemacht. Den ganzen Weg nach Hause hatte er sich überlegt, aus welchem Grund er ihn zurückweisen sollte. Reston war nicht seine Heimat. Die Sache konnte sich als gefährlich erweisen; außerdem sollte er sich erholen und ein ruhiges Leben führen. Keinesfalls sollte Lady Jane sich auch nur in der Nähe eines Straßenräubers aufhalten – wenngleich sie weit davon entfernt war, solche Einschränkungen anzuerkennen.
    Doch wenn er ehrlich war, dann hatte er über ihren Vorschlag nachgedacht, seit sie ihn damit überrascht hatte. Wenn er sich entschlösse, den Räuber zur Strecke zu bringen, müsste er als Erstes in Erfahrung bringen, wo die Überfälle stattgefunden hatten – die genauen Orte, und zwar jeden einzelnen. Wäre er der Räuber, er würde es wahrscheinlich vermeiden, die Überfälle zu nahe an seinem derzeitigen Zuhause zu verüben, um die Aufmerksamkeit nicht zu sehr auf sich zu lenken. Und was raubte der Mann? Wenn es sich nur um Banknoten und Münzen handelte, gäbe es weniger Spuren zu verfolgen, als wenn er den Ladys die Juwelen raubte, die sie sich um den Hals gehängt hatten. Er würde diese Beutestücke irgendwie und irgendwo zu Geld machen müssen … Byrne würde sich eine Liste des gesamten Diebesgutes erstellen lassen müssen; alles musste ganz genau verzeichnet werden, bis hin zum letzten Penny.
    Als er nach Hause zurückgekommen war und sich auf das zerbrechlich wirkende, aber überraschend stabile Sofa hatte fallen lassen, hatte er bereits darüber gegrübelt, wie er sich am besten einen Überblick über die Überfälle verschaffen könnte.
    »Dobbs!«, hatte er gerufen. Mit einem Tablett mit Brot und Fleisch, das durch die Whiskyflasche daneben wirkungsvoll ergänzt wurde, war der gute Mann sogleich aus der Küche aufgetaucht.
    »Ich habe mir überlegt, dass Sie heute Abend vielleicht auf der Veranda essen wollen«, sagte Dobbs, ging an Byrne vorbei hinaus auf die kleine Veranda. »Es ist warm, und es könnte schön sein, draußen zu essen.«
    »Dobbs, wissen Sie irgendetwas über diesen Straßenräuber, der in der Gegend sein Unwesen treibt?«, fragte Byrne, ohne sich vom Sofa zu rühren. Er hörte, wie Dobbs das Tablett abstellte und leise mit dem Porzellan mit dem Blumendekor klapperte.
    »Nicht viel mehr als das, was man sich auch im Dorf erzählt«, sagte Dobbs, als er wieder auftauchte.
    »Dann ist Ihnen auch bekannt, dass die Leute offenbar der Meinung sind, ich sei der fragliche Mann.«
    »Jetzt wo Sie es sagen …«, Dobbs war so gnädig, verschmitzt dreinzublicken, »… es kann sein, dass es ein- oder zweimal erwähnt wurde.«
    Byrne lehnte sich nach vorn und rollte den Stock zwischen seinen Handflächen hin und her. Eine Angewohnheit, in die er verfiel, wenn er nachdachte. Dobbs wartete geduldig, bis Byrne sein Schweigen brach.
    »Wenn ich Sie darum bitte, herauszufinden, wo die Überfälle stattgefunden haben, glauben Sie, Sie könnten das erledigen?«
    »Ich könnte mich umhören …«, sagte Dobbs und grinste, während sein Blick wachsam blieb. »Aber ob mir wohl gefallen wird, was Sie im Schilde führen, Sir?«
    »Wahrscheinlich nicht«, erwiderte Byrne.
    Und während die Temperatur in den nördlichen Grafschaften an den folgenden zwei Tagen außerordentlich schnell angestiegen war, als die Seerosen schneller und größer aufblühten als je zuvor und die

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