Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
Vom Netzwerk:
nie ausgesprochen. Conrad war der mit dem Medizinstudium. Conrad war der, der in Stanford studierte und zudem einen Teilzeitjob in einem Labor hatte. Jeremiah war der, der gern von sich sagte, er studiere Bierologie .
    Er starrte mich an. »Was zum Teufel soll das schon wieder heißen – projizieren?«
    Â»Vergiss es«, sagte ich. Zu spät. Ich war zu weit gegangen, das hatte ich nicht gewollt. Am liebsten hätte ich alles zurückgenommen.
    Â»Wenn du mich so blöd und egoistisch und verschwenderisch findest, wieso bist du dann überhaupt mit mir zusammen?«
    Bevor ich noch antworten konnte, bevor ich sagen konnte: Du bist weder blöd noch egoistisch, noch verschwenderisch, bevor ich unseren Krach beenden konnte, sagte Jeremiah: »Ach, Scheiße, ich will nicht, dass du weiter deine Zeit mit mir vergeudest. Lass uns Schluss machen, jetzt.«
    Â»Gut«, sagte ich.
    Ich griff nach meinem Rucksack, ging aber nicht sofort. Ich wartete darauf, dass er mich aufhielt. Er tat es nicht.
    Auf dem ganzen Weg nach Hause habe ich geweint. Ich konnte es nicht glauben, dass tatsächlich Schluss sein sollte. Es fühlte sich so unwirklich an. Ich erwartete, dass Jeremiah mich abends noch anrufen würde. Es war ein Freitag. Sonntagmorgen flog er nach Cabo, da hatte er immer noch nicht angerufen.
    Meine Ferien sahen so aus, dass ich bloß durchs Haus schlurfte, Chips aß und weinte. »Jetzt reg dich ab«, sagte Steven, »der hat bloß noch nicht angerufen, weil das von Mexiko aus so teuer ist. Nächste Woche seid ihr wieder zusammen, jede Wette.«
    Vermutlich hatte er recht, da war ich mir ziemlich sicher. Jeremiah brauchte einfach ein bisschen Abstand. Gut, meinetwegen. Wenn er zurück war, würde ich zu ihm gehen und ihm sagen, wie leid mir die Sache tat. Ich würde alles wieder hinbiegen, und dann würde es so sein, als wäre nie irgendwas gewesen.
    Steven behielt recht. Eine Woche später waren wir tatsächlich wieder zusammen. Ich ging hin und entschuldigte mich, und Jeremiah entschuldigte sich auch. Ich habe nie gefragt, ob in Cabo irgendetwas vorgefallen sei. Es wäre mir im Traum nicht eingefallen, mir da irgendwelche Gedanken zu machen. Jeremiah war der Junge, der mich liebte, solange ich lebte, und ich war das Mädchen, das an diese Liebe glaubte. An diesen Jungen.
    Jere hatte mir ein Muschelarmband mitgebracht, aus kleinen weißen Puka-Muscheln. Ich war so glücklich darüber. Ich wusste, er hatte an mich gedacht, er hatte mich genauso vermisst wie ich ihn. Genau wie ich hatte er gewusst, dass es nicht aus war zwischen uns, dass es nie aus sein würde. Die komplette erste Woche nach den Ferien blieb er bei mir in meinem Zimmer, er verbrachte seine ganze Zeit mit mir statt mit seinen Kumpels. Jillian machte das zwar wahnsinnig, doch das war mir egal. Ich fühlte mich ihm näher als je zuvor. Selbst wenn er nur in seinen Seminaren war, vermisste ich ihn.
    Doch jetzt kannte ich die Wahrheit. Er hatte mir dieses blöde, billige Armband bloß gekauft, weil er ein schlechtes Gewissen hatte. In meinem verzweifelten Wunsch, mich wieder mit ihm zu versöhnen, hatte ich das nicht kapiert.

6
    Sobald ich die Augen schloss, sah ich die beiden zusammen. Wie sie sich küssten. In einem Whirlpool. Am Strand. In einem Club. Lacie Barone kannte vermutlich alle möglichen Tricks und Stellungen, von denen ich noch nicht einmal gehört hatte. Natürlich kannte sie die.
    Ich dagegen war noch Jungfrau.
    Ich hatte noch nie Sex gehabt, weder mit Jeremiah noch mit sonst jemandem. Als ich noch jünger war, habe ich mir mein erstes Mal immer mit Conrad vorgestellt. Es war aber nicht so, als wartete ich weiter auf ihn, absolut nicht. Ich wartete einfach auf den vollkommenen Moment. Es sollte etwas Besonderes sein, genau richtig sollte es sich anfühlen.
    Ich hatte mir vorgestellt, dass Jeremiah und ich es im Sommerhaus am Strand tun würden. Wir hätten das Licht gelöscht, damit ich nicht so verlegen wäre, dafür aber überall Kerzen angezündet. Ich hatte mir vorgestellt, wie behutsam er wäre, wie liebevoll. In letzter Zeit hatte ich immer öfter das Gefühl gehabt, bereit zu sein. In diesem Sommer, hatte ich gedacht, wenn er und ich endlich wieder in Cousins wären – das wäre doch perfekt.
    Wie demütigend es war, jetzt daran zu denken! Wie naiv ich gewesen war! Ich hatte geglaubt, er würde so lange warten,

Weitere Kostenlose Bücher