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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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bis ich bereit dazu war. Das hatte ich allen Ernstes geglaubt.
    Aber wie könnten wir jetzt noch zusammen sein? Wenn ich mir ihn mit ihr zusammen vorstellte, mit Lacie, die zumindest in meiner Vorstellung älter und sexier und erfahrener war, als ich je sein würde – das tat so weh, dass ich kaum atmen konnte. Dass sie eine Seite an ihm kannte, die ich bisher nicht kannte, dass sie etwas mit ihm erlebt hatte, was er und ich nicht geteilt hatten, das schien mir der größte Verrat überhaupt.
    Vor einem Monat, um den Jahrestag des Todes seiner Mutter herum, hatten wir zusammen in seinem Bett gelegen. Er rollte sich auf die Seite und sah mich an, und seine Augen erinnerten mich so sehr an Susannahs, dass ich eine Hand ausstreckte und sie darüberlegte.
    Â»Manchmal tut es direkt weh, dich anzusehen«, sagte ich. Dass ich solche Dinge zu ihm sagen und dabei sicher sein konnte, dass er sie verstand, auch das liebte ich so an ihm.
    Â»Mach mal die Augen zu«, sagte er.
    Ich tat es, und dann umarmte er mich so fest, dass unsere Gesichter sich ganz nah waren und ich seinen warmen Zahnpasta-Atem auf der Wange spürte. Wir schlangen die Beine umeinander, und mit einem Mal überkam mich mit aller Macht das Gefühl, ihn immer so nah bei mir haben zu wollen. »Glaubst du, es wird immer so sein?«, fragte ich ihn.
    Â»Wie könnte es anders sein?«, fragte er zurück.
    So schliefen wir ein. Wie Kinder. In aller Unschuld.
    Nie würden wir dahin zurückkehren können. Wie auch? Alles war jetzt beschmutzt. Alles zwischen März und jetzt war beschmutzt.

7
    Am Morgen waren meine Augen so verquollen, dass ich sie praktisch nicht aufmachen konnte. Ich spritzte mir jede Menge kaltes Wasser ins Gesicht, aber das half auch nicht wirklich. Ich putzte mir die Zähne und ging wieder ins Bett. Von Zeit zu Zeit wachte ich davon auf, dass Leute vor meinem Zimmer über den Gang liefen, schlief aber gleich wieder ein. Eigentlich hätte ich packen müssen, aber ich wollte nur schlafen. Ich verschlief den ganzen Tag. Irgendwann wachte ich auf, da war es schon dunkel, ich habe aber kein Licht gemacht. Ich habe einfach im Bett gelegen, bis ich wieder einschlief.
    Â 
    Es war schon später Nachmittag, als ich schließlich aufgestanden bin. Das heißt, zunächst habe ich mich nur im Bett aufgesetzt. Ich hatte Durst. Nach all dem Weinen fühlte ich mich wie ausgetrocknet. Also habe ich mich tatsächlich aus dem Bett gequält, um die fünf Schritte zu unserem Minikühlschrank zu gehen und mir eine von Jillians Wasserflaschen zu holen.
    Der Blick auf ihr leeres Bett und die kahlen Wände auf ihrer Seite des Zimmers machte mich nur noch deprimierter. Am Abend war ich noch heilfroh gewesen, dass ich allein war, doch jetzt dachte ich, ich würde verrückt werden, wenn ich nicht mit jemandem reden konnte.
    Ich ging den Flur hinunter zu Anikas Zimmer. Als sie mich sah, fragte sie sofort: »Was ist denn mit dir los?«
    Ich setzte mich auf ihr Bett und drückte ihr Kissen fest an mich. Ich war mit dem Wunsch gekommen zu reden, mir alles von der Seele zu reden, aber auf einmal fiel es mir so schwer, es auszusprechen. Ich schämte mich. Für mich und für ihn. Alle meine Freunde liebten Jeremiah. Sie fanden ihn einfach vollkommen. Sobald ich Anika erzählte, was los war, wäre davon nichts mehr übrig, das war mir klar. Damit wäre alles ganz real. Aus irgendeinem Grund wollte ich ihn immer noch beschützen.
    Â»Isy, was ist los?«
    Ich hatte eigentlich gedacht, ich wäre fertig mit Weinen, doch nun liefen mir schon wieder Tränen aus den Augenwinkeln. Ich riss mich zusammen und sprach es endlich aus: »Jeremiah hat mich betrogen.«
    Anika ließ sich auf ihr Bett sinken. »Ach du Kacke«, flüsterte sie. »Wann? Und mit wem?«
    Â»Mit Lacey Barone aus seiner Schwesterverbindung. In den Osterferien. Als wir Schluss gemacht hatten.«
    Anika nickte. Sie musste die Neuigkeit erst einmal schlucken.
    Â»Ich bin so wütend auf ihn«, sagte ich. »Erst fängt er mit einer anderen was an, und dann sagt er mir die ganze Zeit nichts davon. Nichts sagen ist dasselbe wie lügen. Ich komm mir so blöd vor.«
    Anika reichte mir eine Kleenexschachtel. »Fühl dich, wie du willst, Isy, das ist ganz okay«, sagte sie.
    Ich putzte mir die Nase. »Mein Gefühl ist … dass ich ihn vielleicht gar nicht so gut kenne, wie ich

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