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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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Zuckerstreuseln (auch ein Geschenk für meine Mutter). Ich wusste, mein Entschluss war genau richtig gewesen. In null Komma nichts würde ich in Cousins sein. Ich würde mir heißen Kakao zu meinen Brezeln kochen, und ich würde am Morgen aufwachen und auf den Winterstrand hinunterblicken. Natürlich liebte ich den Strand im Sommer mehr, aber so ein Winterstrand besaß einen ganz eigenen Zauber für mich. Ich beschloss, niemandem von meinem Ausflug zu erzählen. Wenn die anderen alle von ihren Reisen zurückkämen, dann würde dies mein kleines Geheimnis sein.
    Â 
    Ich schaffte es tatsächlich in null Komma nichts nach Cousins. Der Highway war quasi verlassen, und ich flog nur so dahin. Als ich in die Einfahrt einbog, stieß ich einen lauten Juchzer aus. Es war so gut, wieder da zu sein. Mehr als ein Jahr war seit dem letzten Mal vergangen.
    Die Schlüssel lagen an ihrem üblichen Platz, unter dem losen Dielenbrett auf der Veranda. Außer mir vor Freude trat ich ein und machte Licht.
    Es war eiskalt im Haus, und ein Feuer in Gang zu bekommen war viel mühsamer, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich gab dann auch ziemlich schnell auf und kochte mir heißen Kakao, während ich darauf wartete, dass die Heizung ein bisschen Wärme verbreitete. Ich nahm einen Haufen Decken aus dem Wäscheschrank und machte es mir darunter auf der Couch gemütlich, mit meinen Schokobrezeln und meinem heißen Kakao. Im Fernsehen lief gerade Der Grinch , und als die Whos in Whoville Welcome Christmas sangen, schlief ich ein.
    Ich wachte davon auf, dass jemand versuchte, ins Haus einzubrechen. Er hämmerte an die Tür, dann machte er sich am Türknauf zu schaffen. Erst lag ich nur zu Tode erschrocken unter meinen Decken und traute mich kaum noch zu atmen. O Gott, dachte ich nur noch, o Gott, es ist genau wie in Kevin allein zu Haus . Was würde Kevin jetzt tun? Was denn bloß? Vermutlich würde er lauter Fallen im Eingang aufstellen, aber dafür war es schon zu spät.
    Auf einmal rief der Einbrecher laut: »Steven? Bist du da drin?«
    O mein Gott, dachte ich, der andere Räuber ist schon im Haus, und er heißt auch noch Steven!
    Ich versteckte mich unter der Decke, doch dann dachte ich an Kevin – der würde bestimmt nicht kneifen. Er würde sein Haus verteidigen.
    Also nahm ich den Schürhaken vom Kamin und mein Handy und schlich mich in den Flur. Aus dem Fenster zu schauen traute ich mich nicht, ich wollte auch nicht, dass der Einbrecher mich sah, also drückte ich mich fest gegen die Tür und lauschte angestrengt. Einen Finger hatte ich schon auf der Neun, um sofort einen Notruf absetzen zu können.
    Â»Steve, mach auf, ich bin’s.«
    Mein Herz setzte fast aus. Die Stimme kannte ich. Das war kein Einbrecher. Das war Conrad.
    Ich riss die Tür auf. Er war es tatsächlich. Ich starrte ihn an, und er starrte zurück. Ich hatte nicht gewusst, dass es sich so anfühlen würde, ihn wiederzusehen. Das Herz schlug mir bis zum Hals, ich bekam keine Luft. Während dieser Sekunden vergaß ich alles andere, alles außer ihm.
    Er trug einen Wintermantel, den ich noch nie an ihm gesehen hatte, kamelhaarfarben, und er lutschte an einer kleinen Zuckerstange, die ihm aus dem Mund fiel, als er mich sah. »Was um alles …«, sagte er, und der Mund blieb ihm offen stehen.
    Ich umarmte ihn. Er roch nach Pfefferminz und Weihnachten.
    Seine Wange lag kühl an meiner. »Was willst du mit dem Schürhaken?«
    Ich wich zurück. »Ich dachte, du wärst ein Einbrecher.«
    Â»Klar.«
    Er folgte mir ins Wohnzimmer und setzte sich in den Sessel gegenüber der Couch. Er sah noch immer total geschockt aus. »Was machst du überhaupt hier?«
    Ich zuckte mit den Achseln und legte den Schürhaken auf dem Couchtisch ab. Mein Adrenalinspiegel fiel rapide, und auf einmal kam ich mir reichlich blöd vor. »Ich war ganz allein zu Hause, und plötzlich hatte ich solche Lust herzukommen. Was machst du denn hier? Ich wusste gar nicht, dass du vorhattest zu kommen.«
    Conrad studierte inzwischen in Kalifornien. Seit er umgezogen war, hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Er hatte Bartstoppeln im Gesicht, so als hätte er sich seit Tagen nicht mehr rasiert. Aber sie sahen weich aus, nicht kratzig. Außerdem war er gebräunt, was mich erst wunderte, da wir schließlich Winter hatten, doch dann fiel mir wieder ein, dass er in

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