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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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telefonierte sie meist mit ihrem Freund oder saß am Laptop. Von Diskobesuchen oder Partys in Verbindungsheimen war nie die Rede. Anscheinend war Jillian über diese Dinge erhaben.
    Ich jedenfalls war es nicht und Taylor auch nicht. Einmal hatte ich sie schon in ihrem Wohnheim besucht, und sie und ihre Mitbewohnerin glichen sich wie ein Ei dem anderen in ihrem gemütlichen, farblich abgestimmten Nest. Der Freund ihrer Zimmergenossin gehörte zu einer Verbindung und wohnte außerhalb vom Campusgelände. Sollten am Wochenende irgendwelche coolen Partys stattfinden, wollte Taylor mich anrufen, doch bisher hatte ich nichts von ihr gehört. Im Gegensatz zu mir war Taylor ins Collegeleben eingetaucht wie ein Goldfisch in ein nagelneues Glas. Jeremiah hatte ich erzählt, ich sei vollauf damit beschäftigt, mich mit den anderen Mädchen anzufreunden und meine Mitbewohnerin besser kennenzulernen, deswegen würden wir uns vermutlich nicht vor dem Wochenende sehen. Das wollte ich auch nicht zurücknehmen. So ein Mädchen wollte ich nicht sein.
    Am Donnerstagabend in jener ersten Woche saßen ein paar Mädels in Joys Zimmer und tranken. Ich konnte sie über den Flur hören. Ich hatte mir gerade meinen neuen Kalender vorgenommen und alle Kurse und sonstigen Termine eingetragen. Jillian war in der Bibliothek. Was es nach nur einem Tag Unterricht in der Bibliothek zu lernen gab, war mir allerdings schleierhaft. Trotzdem wünschte ich, sie hätte gefragt, ob ich nicht vielleicht mitgehen wollte. Jeremiah hatte gefragt, ob er mich abholen solle, doch ich hatte Nein gesagt, in der Hoffnung, doch noch irgendeine Einladung zu bekommen. Doch bisher war ich mit meinem Terminkalender allein.
    Auf einmal steckte Joy den Kopf zur Tür herein, die ich offen gelassen hatte, so wie ich es bei den anderen Mädchen gesehen hatte. »Isabel, magst du nicht zu uns rüberkommen?«, fragte sie.
    Â»Klar!«, antwortete ich. Ich sprang fast von meinem Bett hoch. Hoffnung und Vorfreude stiegen in mir auf. Vielleicht waren das meine neuen Freundinnen.
    Außer Joy waren noch Anika da, Molly, die ganz am anderen Ende des Wohnheims wohnte, und Shay, das Mädchen mit dem Modelbuch. Sie saßen im Kreis am Boden, mit einer großen Flasche Gatorade in der Mitte. Allerdings sah mir der gelbbräunliche Inhalt so gar nicht nach Gatorade aus – ich tippte mal auf Tequila. Seit ich mich in Cousins mit Tequila betrunken hatte, hatte ich das Zeug nicht mehr angerührt.
    Â»Komm, setz dich«, sagte Joy und klopfte neben sich auf den Boden. »Wir spielen Ich habe noch nie … Kennst du das?«
    Â»Nein«, sagte ich und setzte mich zu ihr.
    Â»Ganz einfach. Wenn du dran bist, sagst du so was wie ›Ich habe noch nie …‹« – Anika sah im Kreis von einer zur anderen –, »… noch nie mit einem Verwandten rumgeknutscht.«
    Alle kicherten. »Wer von den anderen das aber schon mal getan hat, muss trinken«, beendete Molly die Erklärung. Dabei kaute sie an ihrem Daumennagel.
    Â»Ich fang an«, sagte Joy und beugte sich vor. »Ich habe noch nie … bei einer Klausur gemogelt.«
    Shay schnappte sich die Flasche und nahm einen Schluck. »Was denn? Ich hatte eben keine Zeit zum Lernen, ich hab so viel gemodelt.« Alle lachten.
    Als Nächste war Molly an der Reihe. »Ich hab’s noch nie in der Öffentlichkeit mit jemand getan.«
    Dieses Mal nahm Joy die Flasche. »Es war in einem Park«, erklärte sie. »Es wurde schon dunkel. Ich glaube nicht, dass uns jemand gesehen hat.«
    Â»Zählt eine Restaurant-Toilette auch?«, fragte Shay.
    Ich fühlte, wie mir heiß wurde. Mir graute davor, wenn ich an der Reihe war. Was hatte ich denn schon groß gemacht? Mit meiner »Ich habe nie«-Liste hätte ich vermutlich bequem den ganzen Abend füllen können.
    Â»Ich hab nie was mit Chad aus dem dritten Stock gehabt!«, sagte Molly und kriegte einen Lachanfall.
    Joy warf ihr ein Kissen an den Kopf. »Das ist nicht fair! Das hab ich dir ganz im Vertrauen erzählt!«
    Â»Trinken! Trinken!«, skandierten alle.
    Joy nahm einen Schluck aus der Flasche. Dann wischte sie sich über den Mund und sagte: »Du bist dran, Isabel.«
    Plötzlich fühlte sich mein Mund ganz trocken an. »Ich habe noch nie …« Sex gehabt. »Ich habe noch nie … dieses Spiel gespielt«, endete ich lahm.
    Ich spürte,

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