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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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fragte Mom.
    Â»Nein, lass nur«, antwortete ich. Das wollte ich gern selbst machen. Danach würde es sich so anfühlen, als sei das hier wirklich mein Zimmer.
    Â»Dann lass mich wenigstens dein Bett beziehen«, sagte sie.
    Als es Zeit war, sich zu verabschieden, merkte ich, dass ich innerlich noch nicht bereit war. Eigentlich hatte ich gedacht, ich wäre so weit, doch ich hatte mich getäuscht. Mein Dad stand da, die Hände in die Seiten gestützt. In diesem Licht sah sein Haar auf einmal ganz grau aus. »Also, wenn wir nicht in den Berufsverkehr kommen wollen, sollten wir mal los.«
    Gereizt antwortete meine Mutter: »Wir haben noch Zeit genug.«
    Wenn ich die beiden so zusammen sah, kam es mir vor, als wären sie nicht geschieden, als wären wir noch immer eine Familie. Plötzlich überflutete mich eine Welle von Dankbarkeit. Nicht alle Scheidungen gingen so gut über die Bühne wie die meiner Eltern. Für Steven und mich bemühten sie sich, und sie meinten es wirklich ernst. Beide empfanden noch immer große Zuneigung füreinander, vor allem aber liebten sie uns. Das machte es ihnen möglich, Tage wie diesen gemeinsam zu erleben.
    Ich umarmte meinen Dad, und zu meiner Überraschung sah ich Tränen in seinen Augen. Dad weinte sonst nie. Moms Umarmung fiel kurz aus, aber ich wusste, das lag daran, dass ihr der Abschied schwerfiel. »Vergiss nicht, wenigstens zweimal im Monat die Bettwäsche zu wechseln«, sagte sie.
    Â»Okay.«
    Â»Und mach möglichst gleich morgens dein Bett, dann sieht das Zimmer sofort viel freundlicher aus.«
    Â»Okay«, sagte ich wieder.
    Meine Mutter sah zur anderen Seite des Zimmers hinüber. »Ich wünschte, wir hätten deine Mitbewohnerin kennengelernt.«
    Jeremiah saß an meinem Schreibtisch und spielte mit seinem Handy, während wir uns verabschiedeten.
    Unvermittelt fragte mein Dad: »Jeremiah, gehst du jetzt auch?«
    Ãœberrascht sah Jeremiah auf. »Ich dachte eigentlich, ich geh mit Belly heute Abend noch was essen.«
    Meine Mutter warf mir einen Blick zu, und ich wusste genau, was sie dachte. Erst vor wenigen Abenden hatte sie mir einen Vortrag darüber gehalten, dass ich unbedingt neue Leute kennenlernen müsse und nicht meine gesamte Zeit mit Jere verbringen dürfe. Mädchen mit Freund brächten sich selbst um wichtige College-Erfahrungen. Ich hatte ihr versprochen, nicht zu diesen Mädchen zu gehören.
    Â»Aber bring sie nicht zu spät zurück«, sagte mein Dad mit einem ganz bestimmten Unterton in der Stimme.
    Ich spürte, wie ich rot anlief, und dieses Mal sah Mom meinen Dad bedeutungsvoll an, was die Sache nur noch peinlicher machte. Aber Jeremiah, völlig locker wie immer, sagte bloß: »Klar, keine Sorge.«
    Â 
    Später am Abend, nach dem Essen, lernte ich meine Mitbewohnerin Jillian kennen, und zwar im Aufzug, gleich nachdem Jeremiah mich vor dem Wohnheim abgesetzt hatte. Ich erkannte sie sofort von den Fotos auf ihrer Kommode. Sie hatte dunkle Locken und war wirklich klein, noch kleiner, als sie auf den Bildern ausgesehen hatte. Ich stand da und überlegte, was ich zu ihr sagen könnte. Als die anderen Mädchen im fünften Stock ausstiegen und nur noch wir beide weiterfuhren, räusperte ich mich und sagte: »Entschuldigung, bist du vielleicht Jillian Capel?«
    Meine Frage war ihr ein bisschen unheimlich, das sah ich ihr an.
    Ich überlegte, ob ich sie umarmen oder ihr die Hand geben sollte. Aber da sie mich so anstarrte, ließ ich beides bleiben.
    Â»Oh, hallo, wie geht’s?« Ohne eine Antwort abzuwarten, redete sie gleich weiter. »Ich komm gerade vom Essen mit meinen Eltern.« Im Laufe der Zeit sollte ich lernen, dass sie häufig »Wie geht’s« sagte, ohne eine Antwort zu erwarten. Es war einfach eine Floskel für sie.
    Â»Danke, gut«, sagte ich. »Ich komme auch gerade vom Essen.«
    Wir stiegen aus dem Aufzug. Ich spürte ein Flattern in meiner Brust, so ein Wow! Das also ist meine Zimmergenossin!. Mit Jillian sollte ich nun ein Jahr lang das Zimmer teilen. Ich hatte mir oft Gedanken über sie gemacht, seit ich das Schreiben der Wohnheimverwaltung erhalten hatte. Jillian Capel aus Washington, D. C., Nichtraucherin. Ich hatte mir vorgestellt, wie wir ganze Nächte durchquatschen würden, wie wir Geheimnisse und Schuhe und Popcorn teilen würden.
    Als wir in unserem Zimmer waren, setzte

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