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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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Dad recht geben. Mal ganz abgesehen von meinen eigenen Gefühlen für Belly fand ich es einfach schwachsinnig, mit neunzehn zu heiraten. Welchen Sinn sollte das haben? Was wollten sie damit beweisen?
    Â»Du könntest aufhören, ihn finanziell zu unterstützen«, sagte ich, schämte mich dann aber sofort für so einen Vorschlag. »Aber selbst dann hätte er ja immer noch das Geld, das Mom ihm vererbt hat.«
    Â»Das aber zum größten Teil auf einem Treuhandkonto liegt.«
    Â»Egal, er zieht das durch. Er ist fest entschlossen.« Ich zögerte, bevor ich weitersprach. »Außerdem, wenn du so etwas tätest – das würde er dir niemals verzeihen.«
    Mein Dad stand auf und goss sich Whiskey nach. Er trank einen Schluck, dann sagte er: »Ich will ihn nicht auch noch verlieren, so wie ich schon dich verloren habe.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Also saßen wir schweigend da. Als ich endlich den Mund aufmachte, um zu sagen: Du hast mich nicht verloren, da stand er auf.
    Er seufzte tief und leerte sein Glas. »Gute Nacht, mein Sohn.«
    Â»Gute Nacht, Dad.«
    Ich schaute ihm nach, wie er sich die Treppen hochschleppte. Jede Stufe schien ihm schwerer zu fallen als die letzte. Wie Atlas, der die ganze Welt auf den Schultern trägt, so kam er mir vor. Nie hatte er sich mit solchen Problemen befasst. So ein Vater hatte er nie sein müssen. Für die schwierigen Fragen war immer meine Mom zuständig gewesen. Seit sie nicht mehr da war, hatten wir nur noch ihn, und das war zu wenig.
    Â 
    Ich war immer sein Liebling gewesen. Ich musste oft an die Geschichte aus der Bibel über die beiden Brüder denken. Für unseren Vater war ich Jakob, Jeremiah war Esau. Das hatte ich auch nie in Frage gestellt, sondern immer angenommen, dass ich als der Erstgeborene für meinen Vater eben auch an erster Stelle kam. Ich akzeptierte es und Jere genauso. Aber als ich älter wurde, begriff ich, dass das nicht der Grund war. Er sah sich selbst in mir, das war es. Für unseren Vater war ich sein Spiegelbild. Er fand, wir seien uns so ähnlich. Jere war wie unsere Mom, ich war wie unser Dad. Deswegen war ich auch der, der den ganzen Druck abbekam. All seine Energie, all seine Hoffnungen konzentrierten sich auf mich. Football, Schule, alles. Und ich strengte mich wahnsinnig an, um seinen Erwartungen gerecht zu werden. Um zu sein wie er.
    Dass mein Vater nicht perfekt war, merkte ich zum ersten Mal, als er den Geburtstag meiner Mom vergaß. Er war den ganzen Tag mit seinen Freunden beim Golfen gewesen und kam erst spät nach Hause. Jere und ich hatten einen Kuchen gebacken und eine Glückwunschkarte und Blumen gekauft und alles auf dem Esstisch aufgebaut. Mein Dad hatte schon mehrere Biere geleert, das roch ich, als er mich umarmte. »Oh, Scheiße«, sagte er, »das hab ich ja ganz vergessen. Kann ich bei euch mit unterschreiben, Jungs?« Ich war damals in meinem ersten Highschool-Jahr. Ziemlich spät, wenn man dann erst merkt, dass der Vater nicht perfekt ist. Damals war ich zum ersten Mal von meinem Dad enttäuscht. Von da an gab es immer mehr Gründe, enttäuscht zu sein.
    Meine Liebe zu ihm, mein Stolz auf ihn, all das wandelte sich in Hass. Und irgendwann begann ich, auch mich selbst zu hassen, den, den er gezeugt hatte. Denn ich begriff noch etwas – wie sehr wir uns glichen. Das machte mir Angst. Ich wollte nicht der Mann sein, der seine Frau betrog. Ich wollte nicht der Mann sein, der die Arbeit über die Familie stellte, der im Restaurant mit Trinkgeldern knauserte, der es nicht für nötig hielt, sich den Namen seiner Putzfrau zu merken.
    Von da an bemühte ich mich, das Bild zu zerstören, das er von mir im Kopf hatte. Ich ging nicht mehr mit ihm joggen, bevor er ins Büro musste, und ich ging auch nicht mehr mit zum Angeln oder zum Golfen, was mir ohnehin nie Spaß gemacht hatte. Und ich hörte mit dem Football auf, obwohl ich diesen Sport geliebt hatte. Er war zu jedem Spiel gekommen und hatte alle mit der Videokamera aufgenommen, um sie später mit mir zusammen anzuschauen und mir meine Fehler zu zeigen. Jeden Artikel über mich rahmte er und hängte ihn in seinem Büro auf.
    Mit alldem hörte ich auf, aus Trotz. Alles, was ihn stolz auf mich gemacht hatte, nahm ich ihm weg.
    Es dauerte lange, bis ich dahinterkam. Dass ich derjenige gewesen war, der meinen Dad auf ein Podest gestellt hatte. Ich

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