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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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fragte Ernie: »Und – heulst du nun rum wie ein Jammerlappen, oder machst du was?«
    Ich verschluckte mich fast an meiner Erdnuss. Hustend fragte ich zurück: »Wie meinst du das jetzt?«
    Er schnaubte wieder. »Mach mir nichts vor. Du liebst sie doch, oder? Ist sie das – die Eine?«
    Â»Ernie, ich glaube, du hast heute deine Medizin noch nicht genommen. Wo sind deine Tabletten?«
    Er winkte mit seiner knochigen weißen Hand ab, den Blick schon wieder auf den Fernseher gerichtet. »Reg dich ab, es geht weiter.«
    Ich musste bis zur nächsten Werbepause warten, dann fragte ich ihn möglichst beiläufig: »Glaubst du daran? Dass es für jeden einen besonderen Menschen gibt, der für ihn bestimmt ist?«
    Er knackte eine Nuss und sagte: »Aber sicher. Für mich war das Elizabeth. Als sie starb, da gab’s für mich keinen Grund, nach einer anderen Ausschau zu halten. Mein Mädchen war nicht mehr da. Jetzt sitze ich hier nur noch meine Zeit ab. Hol mir doch mal ein Bier, ja?«
    Ich stand auf, ging zum Kühlschrank und kam mit einem Bier und einem frischen Glas zurück. Auf frische Gläser legte Ernie großen Wert, immer schon. »Was wollte John eigentlich hier?«, fragte ich. »Ich hab ihn gerade noch gesehen, als ich kam.«
    Â»Er hat mir den Rasen gemäht.«
    Â»Ich dachte, das sei mein Job«, sagte ich und schenkte ihm ein.
    Â»Du bist ein schlampiger Rasenkantenschneider.«
    Â»Seit wann redet ihr zwei denn wieder miteinander?«
    Achselzuckend warf Ernie sich eine Erdnuss in den Mund. »Vermutlich schnüffelt er nur hier rum, weil er will, dass ich ihm das Haus hinterlasse, wenn ich abkratze.« Er trank sein Bier und lehnte sich zurück. »Ach, John ist ein guter Junge. Der einzige Sohn meiner Schwester. Und Familie ist nun mal Familie. Vergiss das nie, Conrad.«
    Â»Ernie, erst vor zwei Werbepausen hast du gesagt, ich sei ein Jammerlappen, wenn ich nicht versuche, die Hochzeit meines Bruders zu verhindern!«
    Ernie stocherte zwischen seinen Zähnen herum. »Wenn es um die große Liebe geht, dann ist alles erlaubt, Familie oder nicht.«
    Â 
    Als ich Stunden später von Ernie aufbrach, fühlte mich spürbar erleichtert. Das ging mir immer so.

42
    Es war der Mittwoch vor der Hochzeit. Am nächsten Tag sollten Taylor und Anika in Cousins eintreffen, ebenso Josh, Redbird und mein Bruder. Die Jungs wollten Jeremiahs Junggesellenabschied feiern, während die Mädels und ich einfach am Pool rumhängen würden. Mit Hilfe von Denise Coletti und Taylor war alles so weit organisiert, der Hochzeit stand nichts mehr im Wege. Das Essen war bestellt – Hummerbrötchen und Shrimpscocktail. Für die Veranda und den Garten gab es Weihnachtsbeleuchtung. Wenn ich mit meinem Dad aus dem Haus kam, würde Conrad ein Stück auf der Gitarre spielen. Ich würde den Schmuck tragen, den Susannah mir vererbt hatte. Frisieren und schminken würde ich mich selbst.
    Anscheinend war alles wieder in die Spur gekommen, trotzdem konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, dass ich etwas vergessen hatte.
    Ich war gerade im Wohnzimmer beim Staubsaugen, als Conrad die Schiebetür öffnete. Er war den ganzen Morgen über beim Surfen gewesen. Ich stellte das Gerät ab. »Was ist passiert?«, fragte ich. Er sah bleich aus, und nasse Haarsträhnen hingen ihm in die Augen.
    Â»Abgang«, sagte er. »Hab mich an der Flosse geschnitten.«
    Â»Schlimm?«
    Â»Nö, nicht besonders.« Ich sah ihm nach, wie er ins Bad humpelte, und rannte zu ihm. Er saß auf dem Wannenrand. Durch das Handtuch, das er sich aufs Bein presste, sickerte Blut, und auch am Bein lief Blut herunter. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde mir ganz flau.
    Â»Es hat schon aufgehört zu bluten«, sagte Conrad, aber sein Gesicht war so weiß wie die Marmorablage. Er sah aus, als würde er jeden Moment umkippen. »Sieht schlimmer aus, als es ist.«
    Â»Drück weiter fest drauf«, sagte ich. »Ich hol was, um die Wunde zu reinigen.«
    Es musste wirklich richtig wehtun, denn er gehorchte. Als ich mit Wasserstoffperoxid, Mull und einer speziellen Wunddesinfektionslösung zurückkam, saß er noch immer in derselben Haltung da, das Bein in der Wanne.
    Ich setzte mich rittlings auf den Wannenrand, sodass ich ihn ansehen konnte. »Lass mal los«, sagte ich.
    Â»Schon gut«, antwortete er,

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