Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)
küsste. Mit seiner warmen Hand fuhr er unter das T-Shirt. Als er meine Haut berührte und weiter hinauf zu meinem Bauch und meiner Brust fuhr, durchschoss mich wilde, taumelnde Begierde. Ich spürte die physische Zusammensetzung meines Körpers – neunzig Prozent Wasser, kaum feste Bestandteile.
»Und, gefällt dir das Schwimmen?«, fragte Simon heiser.
»Das Wasser ist ein bisschen kalt«, flüsterte ich.
Simon nahm mich an der Hand und führte mich hinaus aus der Lagune und dem blauen Licht. Wir gingen durch die Tür des höhlenartigen Raums und gelangten in einen dunklen Flur, in dem die glühende Spitze von Simons noch immer brennender Zigarette das hellste Licht weit und breit war.
Ich zog meine Taschenlampe aus Simons Gesäßtasche und schaltete sie ein, während wir schweigend von einem dunklen Raum zum nächsten wanderten.
»Da!«, sagte Simon, als der Strahl der Lampe auf ein weißes, lakenbedecktes Möbelstück fiel, das wie eine überdimensionale Couch aussah. Sie stand vor einem großen Panoramafenster. »Da ist definitiv Platz für zwei«, murmelte Simon, ließ sich auf das Sofa sinken und zog mich auf sich.
»Augenblick.« Er drehte sich zur Seite und stellte seine halb gerauchte Zigarette mit der glühenden Spitze nach oben auf den Fußboden.
»Vorsicht«, sagte ich leise, als er mich wieder auf sich zog. »Ich will deiner Lippe nicht weh tun.« Aber Simon schien Küsse mehr zu brauchen als Rücksicht.
»Danke, dass du hier bei mir bist«, flüsterte er. Ich richtete mich auf und betrachtete die Traurigkeit und Erschöpfung, die ich in seinen tiefliegenden Augen und der Schwellung seiner verletzten Wange las. »Alles ist so schrecklich. Außer dir.«
Sanft berührte ich Simons Gesicht, und er streichelte mir über die Hüfte und dann langsam weiter hinauf. Ich schloss die Augen und dachte, ich könne das Blut in meinen Adern pulsieren hören. Rauschend pochte es in meinen Ohren, als lausche man den imaginären Meereswellen in einer Muschel.
Simon schmiegte sich an mich und fuhr mir durch die Haare, und ich fragte mich, ob irgendetwas von alldem Wirklichkeit war – in diesem seltsamen dunklen Zimmer, das ein Kulissendesigner entworfen haben konnte. Aber vielleicht war es auch nur ein Traum – nur, dass auf einmal ein stechender, etwas zu realer Geruch darin vorkam.
»Halt!«, flüsterte ich Simon zu und erstarrte in seinen Armen. »Was riecht hier so komisch?«
Simon sah mich fragend an und riss dann die Augen auf. »Mein Gott!«
»Feuer!«, schrie ich und schnellte rückwärts von der Couch. Auch Simon sprang auf, und wir beide standen einen Augenblick lang schreckensstarr da, als das weiße Laken des Sofas Feuer fing und in lodernden orangefarbenen Flammen aufging.
»Scheiße!«, fluchte Simon, stampfte auf den Rand des brennenden Lakens und trat den Zigarettenstummel aus, der es in Brand gesetzt hatte.
Dann fing er an zu lachen, und aus irgendeinem Grund fiel ich ein. »Hol Wasser!«, befahl Simon, immer noch auf dem Stoff herumtrampelnd, während ich tatenlos danebenstand und zusah, schwankend zwischen hysterischem Gekicher und blankem Irrsinn.
»Sorry!« Das Szenario hatte immer noch etwas bizarr Komisches. Dann erwachte ich aus meiner Erstarrung und schnappte mir die Taschenlampe. Das Laken qualmte jetzt heftig, und die Flammen hatten auf das Sofa übergegriffen. Ich rannte los und stieß Türen auf, auf der Suche nach einem Bad, einer Küche oder irgendeiner Wasserquelle. Ich öffnete zwei weitere Türen und gelangte in weitere leere Zimmer. Im dritten fand ich ein Waschbecken. Ich drehte die Hähne auf, aber nichts kam heraus.
»Das Wasser ist abgestellt!«, rief ich und rannte zurück zum Sofa.
»Ich glaube, ich hab’s geschafft.« Simon hatte einen Schlafsack aus seiner Segeltuchtasche gezerrt und erstickte rote Flammen damit. Ich fing an zu husten, als der Qualm um uns herum aufstieg. Simon hatte das Feuer größtenteils erstickt, aber noch immer glomm das Laken hier und da rot und orange auf, und die Flammen leckten am Sofastoff. Simon ging mit dem Schlafsack auf sie los.
Der Gestank war widerlich. Ich sehnte mich danach, ein Fenster zu öffnen, befürchtete aber, dass der Sauerstoff die ersterbenden Funken wieder zum Leben erwecken könnte.
»Ist es aus?«, fragte ich heiser, halb lachend, halb vor Rauch keuchend.
»Fast.«
Und dann erstarrten wir beide. Ein schriller Alarmton durchbrach gellend die Stille.
»Scheiße!«, sagte Simon.
»Rauchmelder!«,
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