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Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Howells
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rannte weiter. Ich hatte jetzt keine Zeit für sie. Die grelle Sonne brannte vom Himmel, und ein Schweißtropfen lief mir den Rücken hinunter. Es war so heiß, dass nicht mal der Wind vom offenen Meer her Kühlung brachte. Alle Farben wirkten wie ausgebleicht, und das fahle Blau des Himmels verschwamm mit dem des Meeres.
    Ich übersprang den Plattenweg zu Simons Haus und nahm stattdessen die Abkürzung quer über den Rasen. Ich umrundete den Swimmingpoolbereich und ließ ihn hinter mir. Niemand war draußen. Die Glastüren zur Terrasse waren geschlossen, die Gardinen zugezogen. Die Liegestühle standen in einer ordentlichen stillen Reihe da wie schlafende Menschen. Das blaue Wasser glänzte so ruhig und spiegelglatt wie Glas.
    Mit flatternden Nerven umkreiste ich das Haus und spielte alle möglichen grässlichen Szenarien durch, die sich zwischen Simon und seinem Vater ereignet haben konnten. Ich starrte die grellweißen griechischen Säulen an, die die Eingangstür flankierten, und glaubte, von drinnen Stimmen zu hören, aber ich war mir nicht sicher. Ich klingelte und wartete.
    Eine Minute verging, und plötzlich beschlich mich der furchtbare Verdacht, dass die Familie Ross abgereist sein könnte, dass sie ihre Koffer gepackt und Southampton Hals über Kopf verlassen hatten.
    Doch dumpfe Schritte durchbrachen die heiße Stille, und Mrs Ross öffnete die Tür.
    »Hallo, Mia«, sagte sie tonlos. Sie wirkte abgespannt und verschlafen, als sei sie aus einem Koma erwacht.
    »Ist Simon da?«, fragte ich mit zittriger Stimme.
    »Ja, aber du kannst jetzt nicht zu ihm«, antwortete sie. »Es tut mir leid. Sein Vater und er unterhalten sich gerade.«
    Ich schluckte und studierte das Gesicht von Mrs Ross nach weiteren Hinweisen, aber ich erkannte nur, dass sie mich loswerden wollte. »Ist alles … Geht es ihm gut?«, fragte ich und mir versagte die Stimme. »Ihm ist doch hoffentlich nichts passiert?«
    Aufsteigende Gefühle durchbrachen die unbewegte Miene von Simons Mutter. »Du wärst besser nicht gekommen, Mia«, flüsterte sie. »Der Zeitpunkt ist ziemlich ungünstig. Simon steckt in großen Schwierigkeiten.«
    Aus dem Haus drang nun deutlich das wütende Stakkato von Mr Ross’ tiefer Stimme.
    »Bitte lassen Sie mich rein, Mrs Ross«, bat ich besorgt. »vielleicht kann ich … Ihnen und Ihrem Mann … alles erklären.« Ich versuchte, an ihr vorbeizublicken, und entwickelte allerlei Strategien, die mir früher hätten einfallen sollen. Vielleicht gelang es mir, Simons Vater davon zu überzeugen, dass ich den Brand verursacht hatte. Mir konnte er schließlich kaum einen Kinnhaken verpassen. »Es war nicht allein Simons Schuld«, fügte ich hinzu und sah wieder Simons Mutter an. »Ich war auch dabei.«
    Die harten Züge um Mrs Ross blasse Augen wurden weicher, und sie sah mich mitleidig und mit einem gewissen Verständnis an. Vielleicht hatte auch sie schon versucht, Simon zu decken, wenn er Ärger bekommen hatte. Das schien ihr Gesicht auszudrücken. Und sie wusste, dass es sinnlos war. Das würde erklären, warum sie immer so abgespannt aussah. Ob sie der Streitigkeiten müde war? Vielleicht hatte sie einfach resigniert.
    »Es tut mir leid, Mia, aber du musst jetzt wirklich gehen.« Als sie sich in die Diele zurückzog, ging ich einen Schritt auf die offene Tür zu. Sie mochte aufgegeben haben, ich stand erst am Anfang.
    »Wann kann ich ihn sehen?«, drängte ich. Nervös berührte sie ihre Wange, dann ließ sie die Hand sinken. Sie war von Sommersprossen bedeckt, und an ihrem Handgelenk sah man ein Geflecht hellblauer Venen. Irgendwie erweckte schon der Anblick ihrer Hand Mitleid in mir.
    Sie sah mich einen Augenblick länger an und dachte nach. »Heute Abend um sieben fährt mein Mann in die Stadt«, sagte sie. »Dann kannst du wiederkommen. Simon hat zwar Hausarrest und darf auch keinen Besuch empfangen, aber …«
    »Danke, Mrs Ross«, sagte ich.
    »Und mach dir keine Sorgen«, fügte Mrs Ross hinzu und warf mir dieses für sie typische zittrige, verwässerte Lächeln zu. »Simon geht es gut. Er hat Ärger, aber es nicht so schlimm … wie du denkst.«
    »Danke«, wiederholte ich. Mir wurde ein wenig leichter ums Herz, und ich sah Mrs Ross an, bis sie den Blick abwandte und leise die Tür schloss. Ich war so erleichtert, dass ich einen Augenblick warten musste, bis ich nach Hause ging. Es ist nicht so schlimm … wie du denkst. Mrs Ross war offensichtlich bewusst, dass ich befürchtete, Simons Vater

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