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Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Howells
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Beths Freunden?«
    »Nein, der ist vom Partyservice«, erwiderte meine Tante.
    »Partyservice?« Da meine Tante eine ausgezeichnete Köchin ist, war ich davon ausgegangen, dass sie ein paar Grillsaucen zaubern und wir Mädchen Salate zubereiten und Brötchen aufschneiden würden.
    »Wir sind gleich weg«, erklärte Kathleen, knipste eine schwarze Lederhandtasche zu und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, wobei ihre Diamantringe im schwachen Licht funkelten. »Wir wollen nicht die Spaßbremsen auf den Partys der Mädchen sein«, fügte sie hinzu. »Und, ob du’s glaubst oder nicht, wir Grufties feiern auch noch gerne. Deshalb gehen wir in den Club!«
    Meine Eltern erschienen, begleitet von Onkel Rufus. »Geht ihr etwa auch mit?«, fragte ich Mom und Dad, und mir fiel der Unterkiefer runter, als Mom nickte und ihren Pashminaschal von einem Mantelhaken nahm. Meine Eltern ließen mich auf einer Party in einer sturmfreien Bude alleine? Das war ja mal was ganz Neues!
    Dad sah etwas besorgt aus, aber Mom strahlte mich an. »Dad und ich verlassen uns auf Beth und Genevieve. Sie achten schon darauf, dass Corinne und du euch wie junge Damen benehmt.«
    Gen und Beth als gutes Beispiel? Gute Idee, Mom! Doch dann wurde mir klar, dass meine Mutter für diesen Abend ihre eigenen Pläne hatte. Die Tatsache, dass mein Onkel und meine Tante Mitglieder des Southampton Clubs waren, bedeutete meiner Mutter sehr viel. Mom lebte für solche Orte, zu denen man nur Zutritt erhielt, wenn ein Gremium aus der High Society der Aufnahme zustimmte. Ein so exklusiver abendlicher Anlass war genau das Richtige für sie.
    Besonders, falls Shep Gardner anwesend sein würde. War sie deshalb so scharf darauf, aufzubrechen?
    Dad nickte, als Mom ihre Rede beendete, wie sehr sie mir mit meinen sechzehn Jahren traue, aber er wirkte nicht gleichermaßen überzeugt. Vielleicht vertraute er mir, doch nicht den anderen. Dad ist ein stiller Typ, aber ein scharfer Beobachter, und mir war aufgefallen, dass er genug von meinen Cousinen und ihren Freundinnen mitbekommen hatte, um sich Sorgen zu machen. Doch zweifellos wollte er heute Abend keine Szene riskieren – sicher eine kluge Entscheidung.
    »Solange die Mädchen zu Hause sind, weiß ich, dass ich mir keine Sorgen um sie zu machen brauche«, sagte Kathleen zu Dad. »Sie schlagen eher über die Stränge, wenn man ihnen zu wenige Freiheiten lässt.«
    »Außerdem haben wir unsere kleine Aufpasserin hiergelassen«, fügte Mom hinzu und hob den Blick, als Eva auf der Treppe erschien. Sie trug eines von Corinnes – vielleicht auch Kathleens – Kleidern, ein langes, rotes Chiffongewand, das hinter ihr herwallte. »Nanu, ist das etwa eine Vision?«, hauchte Mom, als Eva uns ein kokettes Lächeln zuwarf.
    Und tatsächlich glich sie einer Vision, einer unheimlichen, kindlichen Theaterschönheit. Ihre Haare waren gelockt, ihre Lippen troffen praktisch von rotem Gloss, und eine Federboa wand sich um ihren Hals. Auch die anderen Erwachsenen schienen ihren Anblick verstörend zu finden, nur meine Mutter war blind, wie immer, wenn es um Eva ging. Merkwürdig, wo doch gerade Mom nicht müde wurde, Protzigkeit und »vulgäres Benehmen« bei anderen zu kritisieren.
    »Romeo-Romeo-wo-bist-du-mein-Romeo!«, stieß Eva, über das Geländer gelehnt, atemlos vor Aufregung hervor.
    Mom klatschte. »Shakespeare«, seufzte sie hingebungsvoll.
    O Gott, ist das peinlich! Ich musste mich zwingen, keine Würgegeräusche von mir zu geben. Mir persönlich ist Shakespeare schon immer auf die Nerven gegangen. Ständig diese ganzen Leute, die sich gegenseitig vergiften! Und dazu diese altmodische Sprache. Das Gesülze in der Schule lesen zu müssen war schon schlimm genug, doch jetzt rutschte auch noch meine persönliche Julia das Geländer herunter.
    »Ich spiele Theater! Gen hat es mir beigebracht!«, rief Eva, als sie am Fuß der Treppe angekommen war. »Sie hat mir auch gezeigt, wie man stirbt. Schaut mal!« Eva umklammerte ihren Hals, ließ sich zu Boden fallen und verdrehte die Augen.
    »Du bist ein Naturtalent!«, verkündete Mom stolz, als sich Evas Augenlider flatternd öffneten, damit sie ihren Applaus entgegennehmen konnte. »Sieh zu, dass sie um halb zehn im Bett ist«, fügte sie hinzu, an mich gewandt. »Sie kann gerne noch dabei sein, wenn die Gäste kommen, aber ich möchte, dass sie zu einer vernünftigen Zeit schlafen geht.«
    Ich nickte, obwohl ich wusste, dass ich unmöglich Moms Regeln Eva gegenüber

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