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Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Howells
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Ruhe …«, entgegnete Beth und schlüpfte in ein Paar hochhackige Schuhe, in denen ich niemals hätte laufen können, auch wenn mein Leben davon abhinge.

    Später im Bett wälzte ich mich hin und her. Mein ganzer Körper war gespannt wie eine Feder. Ich kletterte aus dem Fenster und setzte mich auf das Flachdach über der Terrasse. Das einzige Licht draußen stammte von den Lampen entlang des Holzwegs, der von Wind Song zum Strand führte. Sonst lag alles in tiefer Dunkelheit.
    »Du hast tolle Wangenknochen«, hatte Corinne vorhin zu mir gesagt, als sie zurücktrat und das Styling begutachtete, dem ich nach einigem Widerstreben zugestimmt hatte.
    »Danke.« Meine Stimme klang immer noch ein wenig distanziert. Doch als ich mich im Spiegel anlächelte und Highlighter auf meinen annehmbaren Wangenknochen verteilte, schmolz das Eis in mir und ich erwiderte ihr Lächeln.
    » Viel besser«, kommentierte Gen, als sie mein Spiegelbild musterte.
    Wer hat dich um deine Meinung gebeten? Doch zu meiner Überraschung und Verwirrung freute ich mich, als Gen anerkennend nickte.
    »Das sind deine Farben«, verkündete Corinne. Wir beide betrachteten meine Augen im Spiegel, die mit schimmerndem, grünem Eyeliner und rauchfarbenem Lidschatten geschminkt waren. »Das bist du , Mia.«
    War ich das? Ich blinzelte. Ich sah so anders aus. »Gefällt mir«, sagte ich, und so war es. Jedenfalls teilweise.
    Ich fand es aufregend, mich ein bisschen gehen zu lassen. Grünen Eyeliner zu tragen. Jake aus dem Fenster zu werfen. Solche Dinge hätte die Mia, die ich kannte, niemals getan. Wodurch sie umso aufregender erschienen …
    Doch allein in der Dunkelheit war ich mir nicht mehr sicher, dass ich so weitermachen konnte – dass ich plötzlich selbstbewusst sein, auf eine Party gehen, ja, wieder Spaß haben könnte. Einerseits hätte ich gerne mein altes Selbst hinter mir gelassen und mehr am Leben teilgenommen. Andererseits hätte ich mich am liebsten tief in mich selbst verkrochen und wäre allein gewesen, so dass mich nichts und niemand verletzen konnte.
    Ich legte das Kinn auf die Knie, und meine Gedanken wogten hin und her wie die Wellen, die ich draußen in der Dunkelheit rauschen hörte. Ich wandte mich dem anderen Problem zu, das mich beschäftigte: Corinne. Es ging nicht nur darum, Anschluss an ihre Welt zu finden. Ich hatte auch beobachtet, wie schnell sie zwischen Schmollen und Lächeln, von Freundlichkeit zu Kälte wechselte. Sie war wie das Strandwetter, wechselhaft, ohne Vorwarnung. Konnte ich damit fertig werden? Wollte ich es überhaupt?
    Ich streckte einen Arm in die dunkle Leere. Es war so finster, dass ich die Hand nicht vor den Augen sehen konnte – geschweige denn, etwas anderes.

kapitel drei
    »Mimi! Du siehst toll aus!«, rief Tante Kathleen, als sie den Kopf zu meiner Zimmertür hereinsteckte.
    »Danke, Tante Kath«, murmelte ich ungläubig.
    In Athens bestanden meine Sommerpartyoutfits aus einem T-Shirt oder einer Rüschenbluse zu Jeans oder einer Khakihose. Wenn es hochkam, trug ich trendige Sandalen von Candie’s anstatt Converse-Sneakers. Doch zwischen diesen Klamotten und dem, was ich heute trug, lagen Welten. Angefangen bei dem dramatischen Eyeliner (ich hatte dann doch zugestimmt, dass Corinne ihn auflegte) bis hin zum Kleid: schlicht, weiß, trägerlos und aus schimmernder Seide. Meine Mutter hatte mich in Georgia dazu überredet, es für den Sommer zu kaufen, »falls es einen passenden Anlass gibt«.
    Besorgt starrte ich in den Spiegel. Ich hatte beschlossen, mich allein in meinem Zimmer zurechtzumachen, weil ich mir immer noch nicht sicher war, ob ich in meinem Kleid nicht – in mehr als einer Hinsicht – einem weißen Elefanten glich. Ich wollte nicht, dass die anderen mich sahen, bevor ich bereit war, mich ansehen zu lassen. Corinne hatte angekündigt, es würde eine glamouröse Party werden, also legte ich mich wohl besser ordentlich ins Zeug.
    Etwas Trägerloses zu tragen bedeutete ein echtes Wagnis für mich. Gott sei Dank war das Kleid »gut geschnitten«, wie meine Mutter betont hatte, und besaß einen eingearbeiteten BH. Leider war es oben herum mit kleinen Perlen verziert, was ich anfangs cool gefunden hatte; jetzt dagegen befürchtete ich, die Verzierung würde meinen Busen zu sehr betonen, besonders, weil ich meine dunklen Locken offen auf die Schultern fallen ließ, anstatt sie im Nacken zusammenzubinden.
    »Die Jungs werden sich heute Abend um dich reißen«, bemerkte Kathleen und

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