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Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Howells
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Stacy erst näher kennengelernt hatte, war sie ganz anders als in meinen Träumen.«
    Simons Worte erinnerten mich an Jake, der meinen Namen auf die Herzdame und seinen auf den Herzkönig geschrieben hatte. Ich hatte mich an die Vorstellung geklammert, dass wir wirklich füreinander bestimmt waren. Doch am Ende erwies sich alles nur als Illusion, als unterhaltsamer Kartentrick. Was zwischen uns war, war nicht stark genug, um von Dauer zu sein.
    Ich lauschte dem leisen Knistern des brennenden Tabaks, als Simon an seiner Zigarette zog. »Stacy …«, murmelte er in die Dunkelheit hinein. »Was habe ich bloß in ihr gesehen? Ich weiß es nicht mehr.«
    Seine Frage trieb in der Nachtluft davon, und ich fragte mich mehr im Allgemeinen, warum man sich zu anderen hingezogen fühlte – was hatten gewisse Leute an sich, von dem sich bestimmte andere Leute angezogen fühlten? Oberflächliche Dinge wie Geld, Coolness oder gutes Aussehen imponierten mir nicht. Und ich glaubte, dass auch Simon sich nicht davon beeindrucken ließ.
    Doch schöne, beliebte Menschen wie Stacy, Corinne und Gen besaßen ihre kaum merklichen, subtilen Methoden, einen unwillkürlich zu fesseln. Die Tatsache, dass sie alles verkörpern, was einem selbst fehlt, lässt einen in ihrer Gegenwart vielleicht hoffen, man könne werden wie sie – obwohl man sich im Vergleich zu ihnen umso fehlerhafter findet, je mehr man sich ihnen nähert.
    Ich dachte daran, wie ich umgeben von den barbusigen Mädchen am Strand gelegen hatte. Aus der Nähe betrachtet, waren sie noch perfekter als von weitem, und neben ihnen fühlte ich mich viel unsicherer, als ich es ohne sie gewesen wäre.
    Doch Simon hatte mit diesen Leuten ganz andere Erfahrungen gemacht. Ihm als Außenseiter waren die Insider noch besser, klüger und faszinierender erschienen, als sie in Wirklichkeit waren. Aus der Nähe hatte er festgestellt, dass Stacy nicht annähernd die Traumprinzessin war, für die er sie gehalten hatte. Er dachte, er wäre in sie verliebt, aber er hatte sich nur in eine Vorstellung von ihr verliebt.
    Ich starrte hinauf zu den Sternen und dachte über das Licht nach. Wie hell und stark es sein musste, um so weit zu reisen, quer durch die Galaxien bis zu unseren Augen …
    Oder ob unsere Augen so stark waren? Von der Seite hatte ich es noch nie betrachtet.

    Es war zwei Uhr morgens, als Simon mich nach Hause begleitete. Als wir den Weg zu Wind Song erreicht hatten, erzählte ich Simon, dass die Mädchen wieder eine Party planten. »Ich lade dich ein«, sagte ich. »Vorausgesetzt, dass du kommen möchtest.«
    »Möchtest du hingehen?«, fragte er.
    »Nein. Aber wenn du kommst, wird es bestimmt ganz erträglich.«
    »Ganz erträglich? Nicht die Nacht aller Nächte? Nicht die Traumverabredung des Sommers, auf die du gewartet hast?«
    »Jetzt übertreib mal nicht.« Ich lächelte. »Bitte komm doch. Ich weiß, dass es auch nicht deine Traumverabredung ist, aber es gibt leckeres Essen.«
    Da tat Simon etwas, was mich überraschte. Er beugte sich vor und küsste mich plötzlich auf die Wange. »Du bist süß«, sagte er leise.
    Es gibt tollere Komplimente als »süß«. Und auch wenn ich nicht die markanteste, dramatischste Person der Welt war, sah ich manchmal eine andere, energischere, stärkere Version meiner Selbst vor mir … Aber süß war schon ganz okay. Süß war ein Anfang.
    Wenigstens hatte er mich nicht »lieb« genannt.

kapitel sieben
    In den nächsten Tagen kam Simon ein paar Mal an den Strand, während ich mich mit den anderen Mädchen sonnte. Als ich ihn zum ersten Mal entdeckte, winkte ich ihm zu. Ich sah ihn von weitem und wusste, dass er wahrscheinlich zuerst nach Stacy Ausschau hielt. Als er dann zu uns rüberkam, verspürte ich Unbehagen.
    In der Nacht war der Umgang mit Simon so selbstverständlich. Wir wurden allmählich richtig gute Freunde. Die Vertrautheit zwischen uns entwickelte sich wohl nicht zuletzt deshalb, weil wir dort draußen im Dunkeln allein waren, während alle anderen schliefen. Nur wir beide. Wir redeten und lachten über alles Mögliche, was uns in den Sinn kam, zum Beispiel, wie sehr uns die indianischen Ortsnamen auf Long Island gefielen und wie hart, schön, aber manchmal auch lustig sie klangen, wenn man sie laut aussprach. Speonk. Yaphank. Montauk. Quogue.
    In der Nacht war der Strand ein Ort für sich. Es war fast, als seien wir in diesen Stunden von der Welt abgeschnitten und betrachteten sie von außen – von einem anderen Platz in

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