Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)
im Zaum!«, rief Guy ihm hinterher, und sein Lachen verfolgte uns auf dem Weg hinaus.
»Dieses Ekelpaket, ich glaube es nicht!«, begann ich, aber Simon lachte.
»Vergiss ihn. Möchtest du etwas essen? Oder lieber wieder reingehen und tanzen?«
»Vielleicht sollten wir lieber noch etwas trinken«, murmelte ich finster. »Ich gehe uns etwas holen.«
»Für mich bitte nur Wasser«, sagte Simon. »Oder Limo.«
»Möchtest du nicht lieber ein Bier oder so? Oder vielleicht einen Cosmopolitan?«, fragte ich und verdrehte die Augen, als ich mich über den exklusiven Anstrich der Party lustig machte. Genau wie bei der letzten Fete waren bunte, phantasievolle Cocktails der Renner.
»Nein. Ich trinke nie Alkohol.«
»Du trinkst nie Alkohol?«, fragte ich überrascht. Der Scotch brannte mir jetzt noch in der Kehle. Ich hatte nur aus Schwäche nachgegeben, in der Hoffnung, die Party wenigstens ein bisschen zu genießen. Aber Simon? Er war so viel exzessiver als ich, so viel wilder und entschlossener, ob es nun um das Nacktbaden oder üble Raufereien wegen eines Mädchens ging. Ich hätte gedacht, er hätte um diese Uhrzeit mindestens ein paar Biere intus, wenn nicht Härteres.
»Nicht aus Überzeugung, Mia. Glaub mir. Ich darf nicht«, sagte Simon, als wir auf die Veranda zurückkehrten.
Plötzlich entdeckte ich eine Gestalt, die am Geländer lehnte. Eine Gestalt in einem grünen Kleid. »Nur Mut«, flüsterte ich Simon zu, als Stacy ihn erblickte. Ich drückte noch einmal seinen Arm und ließ ihn dann los.
»Hi.« Stacy blickte von Simon zu mir. Falls sie überrascht war, Simon zu sehen, ließ sie es sich nicht anmerken. Auf ihrem zartgeschnittenen Gesicht lag ein breites Grinsen und ihre Augen funkelten mit ihrem im Lampenlicht schimmernden, erdbeerblonden Haar um die Wette.
»Hi, Stacy«, antwortete Simon, nicht gerade freundlich, aber auch nicht provozierend.
»Lange nicht gesehen«, sagte Stacy sanft, kam herüber und drückte Simon einen Kuss auf die Wange. »Was hast du in der Zwischenzeit so gemacht?«, fragte sie, die Hand auf Simons Schulter gelegt.
Simon trat zurück, so dass ihre Hand hinunterfiel. »Meine Haare wachsen lassen«, antwortete er abweisend.
Ich wäre gerne draußen geblieben, als moralische Unterstützung für Simon. Aber ich wusste, dass er auch seine Privatsphäre brauchte, daher ließ ich die beiden draußen auf der Veranda allein und ging wieder hinein. Ich entschloss mich, nichts mehr zu trinken. Wenn Simon keinen Alkohol trank, wollte ich es auch nicht. Und seit wann brauchte ich Alkohol, um Spaß zu haben?
Nachdem ich auf der Toilette mein Lipgloss aufgefrischt hatte, trat ich wieder hinaus auf die Veranda. Stacy und Simon waren nirgends zu sehen. Waren sie hinunter an den Strand gegangen? Hatten sie einen Spaziergang unternommen, um sich auszusprechen? Die Vorstellung quälte mich. Ich hasste den Gedanken daran, Simon könnte mit dieser Hexe reden, die ihm so viel Ärger und Kummer eingebracht hatte. Aber wie hieß es so schön? Liebe macht blind. Vielleicht hing Simon immer noch an Stacy. Vielleicht hatte ein liebes Wort gereicht, um ihn wieder rückfällig werden zu lassen.
Mit einem Kloß im Hals stand ich da und fühlte mich wie eine blöde Kuh. Aber ich wollte auch nicht wieder hineingehen. Drinnen wartete niemand auf mich.
»Mia!« Beth schlüpfte zwischen den Glasschiebetüren hindurch und schlang die Arme um mich, als hätte sie mich seit Wochen nicht gesehen. Sie schwankte auf ihren hohen Absätzen und ihre Augen waren gerötet und glänzten. Sie war offensichtlich völlig betrunken – sonst hätte sie mich wohl auch kaum umarmt. »Was machst’n du hier draußen so ganz einsam und allein?«
»Ich suche Simon. Ich bin reingegangen, um uns etwas zu trinken zu holen, und als ich wieder rauskam …«
Beth unterbrach mich, nickte übertrieben und riss die Augen auf. »Böse, böse!«, sagte sie, drohte mir mit dem Zeigefinger und rang um ihr Gleichgewicht. »Simon darf keinen Alkohol trinken!«
»Wie bitte?«
Beth lehnte sich nach vorn, als eröffne sie mir ein tiefes, düsteres Geheimnis. »Ich habe gehört, er soll – äh – verrückt sein. Er steht unter Medikamenten. Bestimmt, damit er nicht gewalttätig wird.«
»So ein Quatsch«, gab ich zurück, aber Beth nickte weiter heftig mit dem Kopf. »Von wem stammt dieser Blödsinn? Von Stacy?«, fragte ich mit verschränkten Armen.
Beth schien mich nicht gehört zu haben, wankte davon und verschwand um die Ecke
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