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Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Howells
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verwundert. »Wer hat die Leuchtfarbe ins Wasser gekippt?«
    »Das nennt man Biolumineszenz«, erklärte ich. »Es sind kleine Meereslebewesen, die im Dunkeln leuchten.«
    »Und ich dachte, ich wäre das einzige Lebewesen hier, das im Dunkeln leuchtet«, scherzte Simon, als die Leuchtwelle vor uns brach, und flüsterte dann: »Die reinste Magie!«
    »Definiere Magie«, verlangte ich trocken und lachte. »Kleiner Witz. Es ist magisch.« Und das war es. Ich hatte phosphoreszierendes Plankton schon einmal gesehen, aber damals war ich noch ein Kind. Ich hatte keine Ahnung, dass es so hell leuchten konnte. Es war, als sei dieser Moment speziell für uns inszeniert worden.
    War es möglich, dass sich Liebe innerhalb weniger Stunden vertiefte? Wir waren wie von einem elektromagnetischen Kraftfeld umgeben, und ich war zutiefst überzeugt, dass er mich ebenfalls liebte, obwohl wir es beide nicht aussprachen. Wir hielten uns in den Armen, bis eine Welle über uns zusammenschlug. Da rannten wir aus dem Wasser an den Indigo Beach, und unsere Fußspuren füllten sich mit Licht, ein Leuchtpfad im Sand, der den Weg zum Wasser markierte.
    Wir blieben stehen und beobachteten das versinkende Leuchten unserer Fußstapfen, und dann drehten wir uns um und betrachteten die lichtfunkelnden Wellen. Reglos standen wir am schäumenden, glühenden Wasser, und dann rannten wir zurück zu unseren Kleidern, Hand in Hand, als wollten wir uns niemals wieder loslassen, als könne keine Macht der Welt uns trennen.

kapitel zwölf
    »Und, glaubst du, dass ich ihn sympathisch finde?«, fragte Dad, als wir früh am nächsten Morgen am Strand entlangspazierten. Ein leichter Nebel schwebte über dem Meer, der Sand war feucht und unberührt, und die einzigen Spuren am glatten Strand waren unsere frischen Fußabdrücke.
    »Du wirst ihn mögen«, bekräftigte ich. Ich war mir ganz sicher. Wenn ich glücklich war, war Dad es auch. »Ich hoffe, Mom ist nett zu ihm«, sagte ich und sprach damit meine Sorgen laut aus. Ich befürchtete, meine Mutter würde Simon ins Kreuzverhör nehmen oder seine Eltern mit Argusaugen nach Zeichen für ihre niedere Herkunft untersuchen. Ich hätte mir gewünscht, sie wäre mehr wie Tante Kathleen, wenigstens in der Öffentlichkeit: großzügiger, lockerer, weniger standesbewusst. Ich wusste, dass Tante Kathleen unter allen Umständen nett zu Simons Familie sein würde.
    An Kathleen zu denken versetzte mir jedoch zugleich einen schmerzlichen Stich. Ich wusste noch immer nicht, was ich von der ganzen Sache halten sollte. Was Corinne mir erzählt hatte, kam mir so untypisch vor: dass ihre Mutter sie mit übertriebenem Ehrgeiz zum Tanzen gedrängt hatte. Die Affäre. Ich liebte meine Tante, aber ich wusste auch, dass Corinne nicht gelogen hatte. Obwohl ich es mir gewünscht hätte.
    »Gönn Mom mal eine Pause«, sagte Dad, als wir stehen blieben, um eine große, verschnörkelte Wellhornschnecke zu betrachten, die an Land gespült worden war. Sie sah vollkommen intakt aus, bis ich sie aufhob und sah, dass sie nur noch zur Hälfte heil war. »Sie will nur das Beste für dich.«
    Ich runzelte die Stirn und ließ die Muschel fallen. »Ich habe Mom gar nichts getan«, erwiderte ich abwehrend. Mom und ich hatten seit den Spannungen nach der Party kaum miteinander geredet. Wir waren rücksichtsvoll miteinander umgegangen, aber das war alles. Glücklicherweise hielten wir uns selten im selben Zimmer auf, was mir nur recht war.
    »Sie würde sich wünschen, dass du ihr mehr von dir erzählst. Sonst nichts«, fuhr Dad fort, während wir weiterspazierten. Offenbar hatte ihn Mom gut vorbereitet. Ein Winkelzug, um mir Schuldgefühle einzuimpfen.
    »Deiner Tante vertraust du mehr an. Ihr hast du erzählt, dass du jetzt einen Freund hast.« Dad blieb stehen und sah mich mit seinen lieben braunen Augen ein wenig besorgt an. »Es tut deiner Mutter weh, dass du nicht offener zu ihr bist.«
    Ich zuckte verärgert mit den Schultern und suchte nach den richtigen Worten, um meinen Vater zu beschwichtigen. »Es liegt eben daran …« Wie konnte ich es so ausdrücken, dass ich niemanden verletzte? »Es liegt eben daran, dass Tante Kathleen manches besser versteht«, sagte ich versuchsweise. »Mit ihr kann man leichter über solche Sachen wie Freunde reden.«
    Ich fand selbst, dass das ein bisschen hohl klang. Freundschaft. Liebe. Ich war mir nicht mehr sicher, ob Tante Kathleen wirklich die Richtige war, um mit ihr solche Themen zu besprechen. Aber ich

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