Der Sommer der Toten
ermordet.“
„Zufall.“
„Mag sein. Ich bevorzuge auch diese Theorie.“
Bianca runzelte die Stirn.
„Was noch?“, fragte sie.
„Ich habe mal meinen Stammbaum verfolgt. Vater Inquisitor hatte nicht alle Kinder umgebracht, die er je gezeugt hatte. Ich bin ein direkter Nachkomme. Der Letzte, um genau zu sein.“
Bianca starrte Anna lange an. Dann lachte sie auf. Aber es klang nicht echt.
„Du willst doch nicht etwa sagen ...“, begann sie.
„Ich will gar nichts sagen“, unterbrach Anna. „Das sind lediglich Tatsachen. Der vierte September ist in zwei Wochen. Vielleicht bist du dann ja noch da. Dann kannst du dich selbst davon überzeugen.“
„Wenn all seine Ahnen vor dem Richterstuhl des Herrn stehen ...“, murmelte Bianca.
„Ich sehe, du kennst den Text bereits.“
„Ja.“
„Dann verstehst du sicher auch, warum ich so eine Scheißangst habe.“
10.
Das Opfer war wehrlos. Eine junge Frau. Sie war hübsch, aber schmächtig. Auf jeden Fall war sie nicht stark genug, um bei den beiden kräftigen Männern nennenswerten Widerstand zu leisten.
Sie rissen ihr brutal die Kleider vom Leib und trieben sie nackt aus dem Haus. Die junge Frau versuchte schamhaft ihre Blöße zu verdecken, aber ihre Arme wurden brutal auf den Rücken gedreht und dann wurde sie durch das Dorf gezerrt.
Einige Leute beobachteten das Schauspiel. Eine nannten sie Hexe. Kinder warfen Steine nach ihr. Ein Stein traf ihren Kopf und hinterließ eine heftig blutende Platzwunde.
Die Frau war gar nicht in der Lage, mit den beiden Männern Schritt zu halten. Ihre nackten Füße schleiften über dem Boden. Schon bald waren ihre Fußsohlen blutige Flächen.
Der Marsch schien endlos lange zu dauern. Schließlich erreichten sie das größte Gebäude im Ort. Sie wurde hineingezerrt und sofort in den düsteren Gewölbekeller gebracht.
Die Frau schrie aus Leibeskräften, aber niemand nahm davon Notiz. Sie kamen an den ersten Kerkern vorbei. Bemitleidenswerte verkrüppelte Gestalten lagen leise wimmernd auf dem nackten Steinboden. Einige sprachen wirr.
Die beiden Männer zerrten sie in einen leeren Kerker und warfen sie zu Boden. Während ein Mann sie am Boden festhielt, entblößte sich der andere und vergewaltigte sie grob. Danach tauschten die beiden Männer ihre Positionen und sie wurde von dem zweiten noch brutaler vergewaltigt.
Nachdem die beiden Knechte ihre widerwärtige Tat beendet hatten, zerrten sie die hysterisch kreischende Frau wieder grob auf die Füße. Blut rann an den Innenseiten ihrer Schenkel herab.
Während sie aus dem Kerker herausgezerrt wurde, erbrach sie sich. Niemand nahm das erkennbar zur Kenntnis.
Erst kurz vor der Folterkammer warfen sie die Frau erneut zu Boden. Einer der Männer nahm einen Eimer Wasser, um ihr das Erbrochene und das Blut von ihrem Körper zu spülen.
Danach wurde sie in die Folterkammer geführt und die Tortur begann nahezu ohne Umschweife.
Ihre Daumen wurden in Daumenschrauben eingelegt. Ihr markerschütternder Schrei übertönte das Knacken, als die Knochen brachen. Fragen wurden gestellt. In einer Sprache, die seltsam fremd und doch seltsam vertraut wirkte.
„Warumben sie vermain, das sie hierher gefireth worden?“
„Wie lang es denn her sey, das sie in dieses hochverdambte Laster der Hexerey geraten?“
„Was sie dazu bewegt habe?“
„In was Gestalten anfangs der leidige Teifel zu ihr khumen war, item zu Morgen, Mitags, abents oder nachts?“
„Was er mit ihr geredt, bey ihr gethan vnd mit ihr verricht habe?“
„Was er hernachen an sie begert vnd warumben sie eingewilligt habe?“
„Was ihr der Teifel versprochen vnd was er ihr geben? Item an was geberden sie ihn erkhendt habe?“
„Warumben er ihr diese Sachen geben vnd sie damit thuen solte?“
„Ob sie schreiben vnd lesen khinde, vnd ob sie sich dem Teifel verschrieben habe, mit wehme? Vnd ob er ihr mit die Hand gefireth und welche?“
„Ob er sie anderst gedaufft vnd wer sonsten darbey gewesen, wie sie ihren pueldeifel vnd herentgegen sie gehaissen habe?“
„Was der Teifel über sie abgossen vnd wo ers genommen?“
„Ob er ihr nit an der Stürrn vmbgangen, vnd sich erzaigt, alß ob er ihr waß wollte außkhrazen?“
Die Qualen nahmen zu. Der spanische Stiefel ließ keinen Knochen ihres rechten Fußes mehr heil. Ihre Schultergelenke wurden ausgekugelt. Ein zersplitterter Oberarmknochen drang durch das Fleisch und ragte fast schon obszön aus dem Arm heraus.
Die Stunden des hochnotpeinlichen
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