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Der Sommer der Toten

Titel: Der Sommer der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Derbort
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Sie streckte ihre Hand mit empor gestrecktem Mittelfinger aus dem Fenster.
    Einmal, als sie im Rückspiegel erkannte, dass sie bereits eine ganze Fahrzeugkarawane hinter sich herzog, fuhr sie in eine kleine Haltebucht und ließ die wütend hupenden Fahrzeuge an ihr vorbeiziehen.
    Sie stöhnte und griff zum wiederholten Male zur Karte. Das gerichtsmedizinische Institut war auf dieser Karte eingekreist. Anna kannte es vom Vorbeifahren. Sehr genau hatte sie es sich niemals angesehen. Sie hoffte nur immer wieder, nicht so schnell dort als Kunde zu landen.
    Doch plötzlich fiel ihr etwas ein. Ganz aufgeregt griff sie zu einem Kugelschreiber aus dem Handschuhfach und zeichnete einige zusätzliche Markierungen rund um das Gelände des Instituts ein.
    Bisher hatte sie immer nur das Gebäude als solches im Hinterkopf gehabt, hatte aber niemals die Umgebung in Betracht gezogen.
    Das Gebäude lag in einer Talsenke und das Gelände war zur einen Seite hin von der Landstraße abgegrenzt und auf der anderen Seite führten etwa zweihundert Meter Ackerland zu einem Hügel, der in etlichen Hektar Wald endete.
    Wenn Werner bisher unerkannt geblieben war, dann war er mit ziemlicher Sicherheit dort. Ansonsten blieben nur Ackerland und die Landstraße. Und da wäre er mit großer Wahrscheinlichkeit jemandem aufgefallen.
    Rasch faltete sie die Karte zusammen, griff zu ihrem Handy und rief Klaus an.
    Klaus meldete sich bereits nach dem ersten Freizeichen.
    „Klaus!“, rief Anna aufgeregt. „Ich glaube, ich weiß, wo er ist.“ Sie gab ihm eine möglichst genaue Wegbeschreibung durch. „Fahr gleich dorthin. Ich komme nach.“
    „Bist du dir sicher?“, fragte Klaus skeptisch.
    „Sicher nicht“, gab Anna zu. „Aber ich bin hier aufgewachsen. Ich blödes Schaf hätte eigentlich sofort dran denken müssen. Das ist der einzige Weg, wo er bisher unerkannt bleiben konnte.“
    „Okay, ich versuch’s“, bestätigte Klaus. „Ich melde mich, wenn ich etwas habe.“
    Anna legte auf. Sie startete den Motor und fuhr mit durchdrehenden Reifen an. Jetzt wollte sie gar nicht mehr gemächlich fahren und gab stattdessen Vollgas. Viel zu schnell jagte sie den Wagen über die kurvenreiche Piste. Wenn sie bei Klaus war, würde sie auch Bianca anrufen und ihr mitteilen, welche Route sie absuchen sollte.
    Hinter einer Kurve bog sie von der Landstraße ab und jagte den Wagen mit hundertdreißig Stundenkilometern über einen Feldweg.
    6.
Klaus holte alles aus dem Unimog heraus. Was Anna sagte, klang plausibel. Je schneller jemand dort war, desto wahrscheinlicher war es, dass sie Werner rasch fanden.
    Wenn er sich erst einmal tiefer in den Wald vorgearbeitet hatte, dann war er noch schwerer auszumachen.
    Die Waldwege waren hier sehr unwegsam. Ohne ein geländegängiges Fahrzeug war auf diesen Pisten nichts mehr zu machen. Er fragte sich, wie Anna mit ihrem Peugeot-Kastenwagen, der schon bei einem leisen Windhauch auseinander zu fallen schien, diese Strecke befahren wollte.
    Er verließ sich aber letztlich darauf, dass Anna genau wusste, was sie tat. Immerhin kannte sie die Gegend hier.
    Mit laut brüllendem Motor nahm der Unimog eine Steigung, bei der jedes normale Auto kapituliert hätte. Klaus konnte diese Steigung auch nur im zweiten Gang nehmen und entsprechend langsam kam das Fahrzeug vom Fleck.
    Klaus trommelte ungeduldig mit den Fingern auf das Lenkrad. Als der Unimog diese Steigung endlich passiert hatte, schaltete Klaus sofort hoch und gab Gas. Der kleine Lastwagen beschleunigte nur langsam und erreichte irgendwann die Sechzig-Stundenkilometer-Marke. In diesem Gelände war das bereits eine halsbrecherische Geschwindigkeit. Wenn er sich nicht höllisch auf die Strecke konzentrierte, konnte es sehr leicht passieren, dass er die Kontrolle über den Wagen verlor und mit Brachialgewalt gegen einen Baum krachte.
    Dass er trotz aller Konzentration auf die gefährliche Strecke Werner trotzdem entdeckte, war der Tatsache zuzuschreiben, dass er ihn um ein Haar überfahren hätte.
    Plötzlich tauchte Werners wandelnder Leichnam direkt im Scheinwerferlicht auf.
    Instinktiv trat Klaus auf die Bremse. Die lebende Leiche machte keinerlei Anstalten sich in Sicherheit zu bringen. Der Unimog rutschte über den losen Untergrund und machte keine Anstalten, langsamer zu werden.
    Im letzten Augenblick riss Klaus das Lenkrad herum. Der Unimog schlitterte knapp an Werner vorbei und krachte gegen eine Tanne.
    7.
Anna brachte ihren Wagen mit einer Vollbremsung zum

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