Der Sommer der Toten
nicht schnell voran, aber immerhin so, dass sie sich stetig dem Ausgang näherten.
Klaus hatte zuvor Kellermann die Taschenlampe abgenommen, damit dieser beide Hände frei hatte, um sich nach oben stemmen zu können, ohne allzu sehr seinen verletzten Knöchel zu belasten.
An Kellermanns unterdrücktem Stöhnen, das er ab und an ausstieß, erkannte Klaus allerdings, dass es ihm nicht immer gelang.
Doch dann geschah die Katastrophe.
Kellermann verlor den Halt und rutschte wieder den Geröllberg hinab. Klaus reagierte schnell, aber nicht schnell genug. Er reichte Kellermann die Hand, um ihn noch festzuhalten, konnte aber nur noch kurz seine Finger berühren.
Als Klaus zuzupacken versuchte, griff er ins Leere.
Im Lichtstrahl der Taschenlampe musste Klaus entsetzt und hilflos beobachten, wie Kellermann haltlos in den Keller zurückrutschte und unten angekommen fatalerweise in die Reichweite des Zombies geriet.
Dieser reagierte überraschend schnell und ergriff Kellermanns Wade. Kellermanns Schrei gellte in Klaus’ Ohren. Er sah entsetzt, wie die Fingerkuppen des Zombies im Fleisch von Kellermanns Wade verschwand und wie Blut Kellermanns Hosenbein entsetzlich schnell rot färbte. Dann reagierte er.
„Schnell, eine Schaufel!“, schrie er hinauf.
Zum Glück hielt sich Anna nicht lange damit auf, Fragen zu stellen, sondern warf sofort eine Schaufel in das Loch, die Klaus fast noch am Kopf traf.
Klaus machte eine Ausweichbewegung und fing die Schaufel ungeschickt auf. Dann ließ er sich hinunterrutschen und klemmte die Taschenlampe zwischen die Zähne.
Es tat weh, die schwere, mit vier Monozellen bestückte Stabtaschenlampe so zu halten, aber Klaus konnte darauf nun wirklich keine Rücksicht nehmen.
Panisch suchte er den Arm des Zombies, der Kellermanns Wade in diesem brutalen Griff fest hielt, und stieß mit der Schaufel so fest zu, wie er nur konnte.
Es klappte. Klaus trennte den Arm des Zombies etwa ab der unteren Hälfte des Unterarms ab. Blut floss keines – wie es sich für einen Toten gehörte, war es bei Vater Inquisitor schon lange geronnen.
Kellermann brüllte wie am Spieß. Wenn Klaus die Wunde betrachtete, drehte sich ihm sein Magen um. Der Griff hatte sich nicht nur in das Fleisch des Polizisten gebohrt, sondern war darüber hinaus so brutal gewesen, dass er Kellermanns Unterschenkelknochen zerbrochen hatte, als wären es Salzstangen.
Blut lief fast schon in Fontänen aus der zerstörten Wade zwischen den Fingern der abgetrennten Hand des Zombies heraus, die immer noch in eisernem Griff Kellermanns Wade fest hielt.
Der abgetrennte Arm ragte aus dem Unterschenkel heraus. Das wirkte wie ein makabrer Scherz eines wahnsinnigen Chirurgen.
Klaus nahm nochmals die Schaufel auf und nach kurzem Zögern trennte er auch noch den zweiten Arm des Zombies ab. Wütend kickte er ihn in die Dunkelheit des Kellergangs.
„So, du Friedhofsgemüse“, knurrte Klaus wütend. „Und jetzt versuch noch mal, jemandem etwas anzutun.“
Wütend schmetterte er die Schaufel in die Ecke und kroch wieder den Schuttberg hinauf.
Dann ergriff er Kellermanns Hände und zog. Kellermann heulte wie ein Schlosshund. Die Schmerzen mussten barbarisch sein. Dennoch versuchte er, so gut es ging, mit dem gesunden Fuß gegen zu stemmen. Man könnte zynisch sein und sagen, der Zombie war wenigstens so rücksichtsvoll, das ohnehin schon verletzte Bein zum Zerquetschen zu nehmen.
Was den untoten Pfarrer anbetraf, so konnten sie sich eigentlich Zeit lassen. Dieser war nun völlig bewegungsunfähig. Zwar versuchte er, immer noch hinter den beiden herzukriechen, aber mit den Armstümpfen kam er fast gar nicht mehr voran.
Es war Kellermanns Zustand, der Klaus innerlich zur Eile antrieb. Der Polizist war leichenblass, schweißüberströmt und sah aus, als würde er jeden Moment kollabieren. Hinzu kam, dass er Unmengen an Blut verlor und Klaus die Befürchtung hegte, Kellermann könne verbluten.
Also riss und zerrte er den stöhnenden Mann den Schuttberg hinauf. Auch Klaus stand der Schweiß auf der Stirn und auch seine angeschlagenen Knochen protestierten äußerst schmerzhaft. Klaus biss allerdings die Zähne zusammen und redete sich ein, dass seine Verletzungen im Vergleich zu Kellermanns zerstörter Wade eher ein Scherz seien.
Langsam erreichte er das Loch, das über seinem Kopf aus diesem Keller hinausführte. Nur noch allerhöchstens einen Meter trennten ihn davon. Ihm kam es vor, als hätte er Stunden geschuftet, um Kellermann aus
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