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Der Sommer der Toten

Titel: Der Sommer der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Derbort
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„Wer weiß wozu es gut ist, wenn wir noch einen Arzt auf unserer Seite haben.“
    „Darf ich mal freundlich nachfragen, wovon Sie überhaupt reden?“, fragte Dr. Kovacz, der leicht ungehalten klang.
    „Sie haben vollkommen recht“, wiederholte Bianca. „Die Verletzungen sind wirklich von einer Person verursacht worden, die bereits seit geraumer Zeit tot ist. Seit etwa 500 Jahren, um ganz genau zu sein.“
    „Ich mag ja abgefahrene Witze“, entgegnete der Arzt tonlos. „Aber hier weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll.“
    „Ist doch ganz einfach“, sagte Bianca. „Sie haben die Hand. Da haben Sie doch auch sicherlich Möglichkeiten, festzustellen, wie lange der ehemalige Besitzer dieser Hand schon tot ist.“
    Bevor Kovacz antworten konnte, klingelte das Telefon im Behandlungszimmer. Kovacz nahm ab und meldete sich. Bianca erkannte, dass sein Gesicht immer länger wurde. Sie konnte nicht hören, was auf dem anderen Ende der Leitung gesprochen wurde. Sie erkannte nur eine Frauenstimme und die klang im günstigsten Fall äußerst erregt.
    „Ich habe verstanden“, sagte Kovacz schließlich. „Fassen Sie nichts an und warten Sie, bis ich komme.“
    Er legte auf und blickte Bianca ernst an.
    „Egal, wie lange diese Hand tot ist“, sagte er mit belegter Stimme. „Sie ist immer noch nicht tot genug. Das war eben die Pathologie. Ihre Hand krabbelt gerade munter über den Sektionstisch.“
    „Oh ...“, machte Bianca.
    Kellermann stöhnte.
    „Also gut!“ Kovacz klatschte in die Hände. „Offiziell ist da jetzt ein Lastwagen drüber gefahren.“ Der Arzt deutete auf die Röntgenbilder. „Ich wähle jetzt den Weg des geringsten Widerstandes. Von diesem Bein lasse ich meine Finger. Da soll sich der Chef drum kümmern. Der ist der Spezialist im Knochen zusammenpuzzeln. Der muss auch entscheiden, was mit dem Bein passieren soll. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Knochen durch eine Prothese ersetzt werden muss. Herr Kellermann bekommt von mir gleich ein Schmerzmittel. Danach wird er nicht mehr richtig ansprechbar sein. Das heißt, vor morgen Nachmittag werden Sie mit ihm gar nicht erst wieder reden können. Wenn Sie also noch dringend die Geheimnummer seiner Geldkarte benötigen, dann ist das jetzt die letzte Gelegenheit.“
    Bianca schüttelte den Kopf.
    „Fein“, sagte Dr. Kovacz. „Dann werde ich mal alles fertig machen. Ich schlage vor, Sie warten draußen, bis ich den Fall meinem Chef übergeben habe. Danach reden wir noch mal. So langsam werde ich neugierig.“
    18.
Was folgte, waren zunächst einmal anderthalb zermürbende Stunden Warterei im Krankenhausflur.
    Als Dr. Kovacz endlich aus dem Behandlungszimmer kam, hatte er keine Arztkleidung mehr an, sondern trug lediglich Jeans und T-Shirt. In diesem Outfit war es wirklich schwer, sich vorzustellen, Kovacz sei Arzt.
    „Ich war eben noch mal in der Pathologie“, erklärte er ohne Umschweife, als er auf die drei zuging. „Ich bin noch nicht allzu lange Arzt. Das bedeutet, dass ich wohl immer noch nicht alles gesehen habe, was man vielleicht einmal in seinem Leben zu Gesicht bekommen sollte. Demzufolge bin ich für alles offen und ich würde mich freuen, wenn Sie mir eine plausible Erklärung für Leichenteile geben könnten, die vom Kammerjäger wieder eingefangen werden müssen.“
    „Haben Sie es geschafft, das Alter der Hand zu bestimmen?“, fragte Bianca.
    „Das Alter?“ Dr. Kovacz lachte mit leicht hysterischem Unterton auf. „Wir haben da unten in der Pathologie viele nette Spielsachen, die wir auf diese Hand anwenden könnten – das heißt, wenn dieses blöde Ding mal fünf Minuten still halten würde, damit wir Gewebeproben nehmen können.“
    „Na, Ihren Humor scheinen Sie aber nicht so schnell zu verlieren“, meinte Klaus grinsend.
    „Humor?“ Die Stimme des Arztes klang tatsächlich etwas schrill. „Wir haben hier etwas, was eigentlich gar nicht sein dürfte. Der Polizist da drin hätte gar nicht diese Verletzungen haben dürfen. Ich habe unten in der Pathologie eine abgetrennte Hand liegen, die so lebendig ist, dass die Leute dort schon Pläne aufstellen, wer mit ihr wann Gassi geht. Ich lache nicht – ich zweifle an meinem Verstand!“
    „Willkommen im Club“, stöhne Anna.
    „Was soll das heißen?“
    Anna blickte Bianca an.
    „Bianca“, sagte sie. „Du hast bereits Übung drin. Erzähl ihm die ganze Geschichte.“
    „Immer ich“, stöhnte Bianca mit gespieltem Trotz. „Okay, gibt es irgendwo

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