Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
Vom Netzwerk:
hier. Wachen!“
    Driftwood war überrascht über so viel Sturheit. Aber er war ja nicht allein. Kotze schnappte zu. Tief trieb er seine Zähne in die Hand des Angreifers.
    Hwarf schrie auf, riss den Arm in die Luft und das kleine Monster mit sich. Fest schlug er es gegen das Brückengeländer.
    Kotze fiel in den Staub.
    „ Nein!“, schrie Driftwood. Jetzt wurde er ernstlich böse. Ein weiterer Zauber -Adhuc- und ihm wuchsen vier Arme. Wie ein großer Käfer übersäte er den Feind mit Schlägen.
    Hwarf versuchte, sein Gesicht zu schützen. Aber es war, als hätte er es mit einer ganzen Schar von Angreifern zu tun. Benommen sank er auf die Knie.
    Driftwood legte ihm eine Pfote auf den Kopf und sprach Somnar. Er hob Kotze auf und schüttelte ihn. Sofort erwachte das freundliche Feuer zu neuem Leben. Er setzte ihn zurück auf seinen Kopf, während die überzähligen Arme von ihm abfielen und sich in Rauch auflösten. Den Menschenjungen hatte er ganz vergessen.
    Rolo wankte über die Brücke. Plötzlich konnte er den Rauch fassen. Er entstieg ihm wie einem Leichentuch. Hwarf lag reglos auf dem Bauch. Das kleine Monster heulte. Der Nachtalb glotzte.
     
    Driftwood bedachte den Jungen mit seinem finstersten Blick. Das sollte reichen, um ihn los zu werden. Doch weit gefehlt. Die Augen des Jungen leuchteten vor wilder Entschlossenheit. Dann ging er zum Angriff über.
    Mist, dachte Driftwood noch. Schon riss der Junge ihn von den Füßen. Sie stürzten über das Brückengeländer in den Fluss.
    Rolo war der Erste, der festen Halt fand. Er tauchte auf und suchte mit tastenden Armen. Plötzlich spürte er nasses Fell. Er zog den Nachtalb an die Oberfläche. Er schien bewusstlos. Die Augen waren geschlossen, der Kopf baumelte schlaff. Rolo konnte nicht fassen, was er sah. Was für ein Geschöpf war das nur? Plötzlich schlug es die Augen auf. Doch statt Verschlagenheit und Wut war da große Angst in den mitleiderregenden braunen Knopfaugen. Der Nachtalb wimmerte. Seine schmalen Lippen zitterten. Versuchte er zu sprechen? Ganz nah brachte Rolo sein Ohr an den Mund des Nachtalbs. „Was möchtest du mir sagen?“ Dann wurde es dunkel.
    „ Trottel“, flüsterte Driftwood. Er ließ den Stein ins Wasser fallen, trug den Jungen ans Ufer und legte ihn ins Gras. Kotze kam über das Wasser gelaufen.
    „ Na, da bist du ja. Gut gemacht, mein Kleiner, gut gemacht.“ Kotze war stolz. So viel Lob für so viel Spaß.
    „ Und die Wachen haben nichts gemerkt? Nein, das sind bestimmt nicht die alten Neolinga. Die waren mehr auf Zack. Umso besser für uns.“
    „ Brrr?“, fragte Kotze.
    „ Wer, der Junge? Nein, der lebt noch. Hat nur eine Beule am Kopf. Aber, vielleicht sollte ich ihn …“
    „ Brrr“, protestierte Kotze.
    „ Aber, ich bitte dich. Was hätte ich denn machen sollen? Und er hat alles gesehen. Also wirklich. Wir müssen überlegen, wie wir weitermachen.“
     
    Wie es der Zufall wollte, war unter den Nachtwehren am Tor einer, der seine Aufgabe ernster nahm als die anderen. Sein Name war Dagrim. Dagrim war recht klein und daher oft dem Hohn seiner Mitschüler ausgesetzt. Das hatte ihm im Laufe der Jahre zu einem grimmigen Einzelgänger gemacht. Aber auch zu einem ausgesprochen guten Nachtwehrer. Dagrim trat auf die Straße hinaus. Nachdenklich strich er durch seinen dichten Bart, für den er ebenso viel Spott ertragen musste. Aber er trug ihn mit Stolz und Würde.
    „ Was ist denn das? Nebel in der Stadt? Nein, das ist kein Nebel. Eher Rauch. Verdammt!“ Er riss die Türe zum Wachhaus auf. „Feuer!“
    Das hörte auch Driftwood. „Nein, verdammt. Sie halten den Fluch für ein Feuer. Gut Kotze, ich glaube, wir sind für heute fertig. Wo ist das Cape? Ach, verdammt, dann halt so!“ Die beiden stiegen vorsichtig die Uferböschung hinauf und schauten die Straße entlang. Noch war sie leer, jedoch verflüchtigte der Nebel sich bereits.
    „ Und los!“ Driftwood huschte davon wie ein schwarzer Windhauch. Kotze blieb ihm dicht auf den Fersen. Aus dem Haus waren die Geräusche der Wachen zu hören, die sich eilig von ihren Schlafplätzen aufrappelten. Als Dagrim auf die Brücke zulief, traf ihn etwas an der Schulter und riss ihn herum. Dagrim war schnell, und noch in der Drehung griff er nach seiner Axt, die er auf dem Rücken trug. Im selben Augenblick lief etwas Kleines zwischen seinen Beinen hindurch. Er schaute zum Tor, erahnte aber nur eine dunkle Silhouette, die der Nebel verschluckte. Er drehte sich um und sah

Weitere Kostenlose Bücher