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Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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knuffte das erschreckte Tier. Igel fauchte und verschwand im Gewirr der Treppen. Bevor Rolo es sich versah, schlängelte sich der Arm um seinen Hals.
    „ Drift, das ist eklig“, sagte Socke kopfschüttelnd.
    Die Pfote hielt Rolo die Augen zu. Er schrie um Hilfe und schlug um sich.
    „ Er sollte nicht so zappeln!“, hauchte Driftwood, ohne seinen konzentrierten Blick von Rolo zu nehmen.
    Blind und atemlos taumelte Rolo zur Seite. Er verlor das Gleichgewicht und kippte über das Geländer.
    „ Pandere!“, rief Socke.
    Rolos Sturz stoppte.
    „ Hut ab, Herr Socke.“ Driftwood nickte anerkennend.
    „ Danke. Aber jetzt mach Schluss. Der Junge kriegt keine Luft.“
    Driftwood schnippte mit dem Finger.
    Das war nur Show, wie Socke wusste. Ein Gedanke hätte völlig genügt, um die Magusch zu beenden. Der Arm erschlaffte. Wie ein schwarzer Schal hing er um Rolos Hals. Rolo war völlig orientierungslos. Er schaute über die Schulter, schrie und ruderte mit den Armen. Dann merkte er, dass er gar nicht fiel. Schwebte einfach in der Luft, wenige Meter über dem Boden.
    „ Keine Angst, Rolo. Ich hab dich. Nicht zappeln. Ich setz dich jetzt ab.“
    „ Socke, warte kurz. Lass uns nachdenken. Wir haben das Eiphon. Wir haben das Buch. Ich kann es noch gar nicht fassen. Wir haben das Buch! Ich nehme an, du bist nicht damit einverstanden, dass ich die Nachtschnecke zum Schweigen bringe?“
    „ Nein. Natürlich nicht. Überhaupt nicht! Was für eine Frage.“
    „ Dacht’ ich mir. Aber Freund Socke, überlege. Er weiß zu viel. Er kann beschreiben, wie wir aussehen. Er weiß, dass wir das Buch haben. Er hat gesehen, dass wir Magusch benutzen. Und dann noch eure kleine Plauderei am Eiphon.“
    „ Worauf willst du hinaus?“ Socke schwante Böses.
    „ Wenn wir ihn hierlassen, wird er uns die halbe Stadt auf den Hals hetzen. Wenn wir ihn mitnehmen, ist er einfach weg. Verstehst du?“
    Socke verstand sehr wohl. Das verriet sein sorgenvoller Blick auf Rolo, der immer noch hilflos in der Luft schwebte. Driftwood fuhr fort: „Noch was. Ich weiß nicht, ob du es auch bemerkt hast. Mit dem Jungen stimmt was nicht. Ich weiß nicht, was es ist, außer dass ich ihn nicht mag. Er scheint irgendwie mit der Magusch verbunden. Schwer seltsam.“
    „ Ich erwähnte das mal“, seufzte Socke.
    Rolo flatterte mit den Armen. Er wollte runter. Durch die Bewegung fiel Driftwoods Arm zu Boden. Kotze schleifte ihn durch die große Halle.
    „ Was machen wir mit ihm?“, fragte Socke und deutete auf Belenus.
    „ Verdammt, den hatte ich schon ganz vergessen. Ich könnte versuchen, ihn alles vergessen zu lassen?“
    „ Oje. Das ist schwierig. Außerdem bist du völlig aus der Übung. Wenn das schiefgeht, wird er nicht mal mehr wissen, wie man sich die Schuhe bindet.“
    „ Er kann ja Stiefel tragen. Wir könnten auch beide mitnehmen. Aber das riecht nach Ärger. Zumal der da ein echt großer Brocken ist. Oder wir lassen ihn eine Weile schlafen?“
    „ Das gefällt mir alles ganz und gar nicht“, schnaubte Socke. „Außerdem haben wir dem Jungen versprochen, dass wir seinen Freund wecken.“
    „ Welchen Freund?“
    „ Den du in der Stadt eingeschläfert hast.“
    Kotze brachte den Arm. Driftwood gab Socke das Buch, nahm den Arm auf und presste ihn an seine Schulter. Mit einem schlürfenden Geräusch wuchs er fest. Er schwang ihn zur Probe. „Wie neu.“
    „ Kann ich jetzt mal runter?“, rief Rolo.
    Socke verstaute das Buch in seiner Tasche. „Ich spreche mal mit ihm.“
    „ Kann ich jetzt runter?“, murrte Rolo und strampelte mit den Beinen.
    „ Sofort. Ich wollte nur noch was fragen.“ Socke rang sichtlich nach den richtigen Worten.
    „ Was jetzt noch?“, schimpfte Rolo. „Wollt ihr jetzt mein Gehirn fressen oder Eier in meinen Bauch legen?“
    „ Nein“, antwortete Socke. „So was machen wir nicht. Ich wollte dich nur fragen, ob du uns begleiten möchtest?“ „Begleiten?“ Rolo schwang um die eigene Achse. „Ihr haltet mich hier fest. Gegen meinen Willen. Mein Onkel dahinten könnte tot sein. Und du fragst, ob ich euch begleiten möchte? Seid ihr noch ganz dicht?“
    „ Dein Onkel ist nicht tot. Ich höre ihn regelmäßig atmen. Inzwischen schnarcht er sogar leise. Lass mich dir einen Vorschlag machen. Du begleitest uns ein Stück, und dann gehen wir runter in die Stadt, um deinen Freund zu wecken.“
    „ Du hattest mir sowieso versprochen, dass ihr ihn weckt.“ „Stimmt. Aber du musst uns helfen, ihn zu finden.“

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