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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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Kopf. „Ich bin nur zufällig vorbei gekommen.“
    „Bei diesem
Mistwetter? Mach lieber, dass du nach Hause kommst. Deine Eltern machen sich
bestimmt Sorgen.“
    Rolo
bedankte sich und lief zurück zum Wagen.
    „Grubenwasser.
Die Stollen laufen voll“, berichtete er den Alben.
    „Das ist
doch super“, ereiferte sich Driftwood. „In dem Durcheinander können wir ganz
entspannt hindurchschlüpfen.“ Er machte eine Zickzack Bewegung mit der Pfote.
„Wie ein Fisch schwimmen wir hindurch.“
    Ein Blitz
zuckte und erhellte das Innere des Wagens.
    „Um dann da
unten zu ersaufen? Ganz toller Trick“, bemängelte Rolo.
    Es donnerte.
    „Du bist
immer so pessimistisch. Es ist ein Wunder, dass es so viele Menschen gibt. Wenn
ihr immer denkt, dass was Schlimmes passiert, warum vermehrt ihr euch dann
ständig?“ „Jetzt keine Streitereien“, beschwichtigte Socke. „Bitte! Lasst uns
lieber gemeinsam überlegen, was wir machen.“ Driftwood sprach ruhiger als
zuvor. „Ich sage, wir gehen rein. Wenn wir uns jetzt irgendwie durch den Zaun
machen, wird uns keiner bemerken. Die haben anderes zu tun. Und wenn wir drin
sind und sehen, dass es zu viel Wasser ist, gehen wir wieder.“
    „Und wenn
wir drin sind, und das Wasser plötzlich steigt?“, fragte Rolo.
    Der Regen
gewann noch mal an Stärke.
    „Warum
sollte es das tun? Socke, was meinst du?“
    „Hm. Ich
sehe die Gefahr, und ich sehe die Chance“, wog Socke ab. „Allerdings erscheint
es mir nicht richtig, dass wir so ein Durcheinander für nichts verursachen. Ich
fürchte, es ist unsere Pflicht, jetzt weiter zu machen.“ „Brrr“, stimmte Kotze
zu.
    „Drei zu
eins“, verkündete Driftwood.
    „Alles klar.
Ich verlass mich drauf, dass ihr wisst, was ihr tut“, seufzte Rolo.
    „Das wissen
wir immer“, versicherte Driftwood.
    Es blitzte
und donnerte in kurzer Folge. Driftwood lachte dämonisch.
    Auf der
Westseite der Zeche wurden sie fündig. Eisenbahnschienen kreuzten die Straße
und verschwanden zwischen den eng stehenden Gebäuden. Dafür war der Zaun
unterbrochen. Nur eine Schranke versperrte den Weg. Die Gleise wurden von
Kameras überwacht, die an dem nahstehenden Gebäude montiert waren.
    „Seht ihr
die roten Lämpchen? Das sind Kameras. Ich denke, dass der Pförtner in seinem
Fernseher das sieht, was sie aufzeichnen.“
    „Als ob da
jetzt jemand Fernsehen guckt“, raunte Driftwood kopfschüttelnd.
    „Weißt du’s?“,
fragte Rolo scharf.
    „Nein, weiß
ich nicht. Ich bin ja auch kein allwissender Supermensch!“
    „Bitte“,
beschwor Socke.
    „Brrr?“
    Die Alben
nickten.
    Rolo war erschöpft.
„Was?“
    „Kotze macht
das klar.“
    Rolo rümpfte
die Nase. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie das aussehen
sollte. Aber er behielt seine Bedenken für sich und versuchte, Kotze auf die
Sprünge zu helfen.
    „Ich
vermute, da sind Kabel, die von den Kameras wegführen. Wahrscheinlich
verschwinden sie in der Wand. Wenn du die durchbeißt, ist alles geritzt.“
    Kotze
schielte zu Driftwood.
    „Mach sie platt!“,
raunte der und öffnete seine Tür einen Spaltbreit.
    Kotze sprang
hinaus. Seine vier Stummelbeinchen ratterten mit der Geschwindigkeit von
Nähmaschinennadeln über den nassen Asphalt. Kotze war klein, sein Körper
winzig, und nur sein Kopf recht breit. Das wusste er selbst natürlich auch. So
sprang er auf die linke Schiene des Gleises und lief quer. Flach, wie er war,
blieb er so für die Kameras nahezu unsichtbar. Er huschte unter der Schranke
hindurch und lief die Wand hoch, als wäre Schwerkraft nur ein Gerücht. Rolo
raufte sich die Haare. Kotze blickte neugierig in die Kameralinse. Seine Zähne
begannen zu vibrieren wie das Blatt einer Stichsäge. Funken flogen und die
Kameras krachten eine nach der anderen zu Boden.
    „Abflug?“,
fragte Rolo, die Hand am Türgriff.
    „Jetzt
geht’s los“, jauchzte Driftwood.
    Geduckt
liefen sie die Gleise entlang unter der Schranke hindurch und zwischen die
Gebäude. Dort blieben sie stehen, um sich zu orientieren. Vor ihnen
verschwanden die Gleise durch ein Tor in einem hohen Turm, zu dem überdachte
Fließbänder aus den niedrigeren Nebengebäuden führten. Davor zweigten Straßen
ab.
    „Dort“, rief
Driftwood.
    „Wo wollen
wir denn hin?“, fragte Socke.
    „Wir sollten
zusehen, dass wir die Weißkaue finden. Achtet auf Schilder.“
    Rolo
schielte um die Ecke. Als er niemanden sah, winkte er den Alben, ihm zu folgen.
Die Straße war schmal und von Mauern gesäumt.

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