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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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niemand“, log Driftwood. „Hab nur laut gedacht. Ich dachte mir, wir
sollten unsere Suche hier fortsetzen, im Nachtschattental. Wir sollten uns
Verbündete suchen.“
    „Haben wir
das nicht bereits getan? Ohne Ergebnis?“, fragte Socke und schüttete Wasser aus
dem Kochtopf auf die Glut, um jegliche Waldbrandgefahr zu bannen.
    „Ja, das
haben wir. Aber, mein messerscharfer Verstand sagt mir, dass wir gründlicher
vorgehen müssen.“
    „Hört,
hört“, sagte Socke, pustete etwas trockenes Laub von seiner Tasche und
schulterte sie. „Und der Mensch?“
    „Welcher
Mensch?“
    Socke
verdrehte die Augen. „Driftwood, wir wollten uns einen Menschen suchen, der uns
führen kann.“ Er brachte sein Gesicht ganz nah an Driftwoods und sprach sehr
langsam und betont deutlich. „Einen Ortskundigen.“
    „Oha, gute
Idee. Socke, du bist ein Ass!“
    Socke wandte
sich um, aber Driftwood sprach weiter.
    „Ich meine,
wir sind jetzt schon eine Weile wach. Meinst du nicht, es wäre an der Zeit, es
zu versuchen?“
    Socke wollte
etwas erwidern, aber Driftwood kam ihm zuvor. „Ich weiß, ich weiß, es ist nicht
leicht. Aber bedenke, dass auch der Grüne zurück ist. Und wir sind Nachtalben,
Socke. Die Magusch liebt uns. Oder möchtest du lieber warten, bis wir dem
Nachtbringer persönlich gegenüberstehen? Na?“
    Socke
schaute betreten drein.
    „Komm
schon“, hauchte Driftwood, „es ist Zeit für etwas - Magusch.“ Leichter Regen
setzte ein. Driftwood schaute angewidert in den Himmel.
    „Es ist so
lange her“, gestand Socke. „Ich weiß überhaupt nicht mehr …“
    „Natürlich
weißt du noch. Das ist wie Suppe kochen oder Feuer sprechen – nur eben etwas
anders obwohl fast genau so. Wenn wir vorankommen wollen, müssen wir uns auf
das besinnen, was wir gut können.“ Driftwood wusste, dass Socke hier und da
einen kleinen Schubs in die richtige Richtung brauchte. Oder in die Richtung,
die er selbst für die Richtige hielt. Und heute Nacht war die Nacht. Er stand
auf und begann, Socke zu umschleichen.
    „Magusch“,
hauchte er. „Das ist deine Bestimmung. Du bist ein Nachtalb, Freund Socke.
Magusch ist ein Teil von dir. Wie deine Nase. Du hast doch auch keine Angst vor
deiner Nase, oder?“
    Socke
schüttelte den Kopf.
    „Na, siehst
du. Es ist nur einfach so, als hättest du deine Nase sehr lange nicht zum
Riechen benutzt. Was soll denn schon schiefgehen?“
    Socke hob
den Blick. „Du weißt sehr genau, was schiefgehen kann. Oft genug sind schlimme
Dinge passiert. Dinge, von denen ich hier in finsterer Nacht lieber nicht
spreche.“ Driftwood verdrehte die Augen. Socke war bestimmt der einzige
Nachtalb, der die Finsternis fürchtete. „Ich gebe ja zu, dass mein Umgang mit
Magusch manchmal etwas sorglos war“, gestand Driftwood ein.
    „Etwas
sorglos?“, keuchte Socke. „Warum machst du es dann nicht? Du bist doch der
selbst ernannte Meister der Magusch!“
    Das kränkte
Driftwood. „Ich habe dich geweckt. Zusammen mit dem Meister hab ich dich geweckt.“
    „Das ist
Wochen her“, erwiderte Socke schroff. „Das zählt nicht. Außerdem war der
Meister dabei. Das ist ganz was anderes als es allein zu tun. Und ich? Ich habe
gekocht, jeden Abend, das Holz gesammelt, das Geschirr abgewaschen, und, und,
und. Und du sitzt nur rum. Natürlich, der feine Herr muss denken. Meinst du,
ich hätte dich nicht schnarchen gehört?“
    Driftwood
funkelte ihn böse an. Socke blieb unbeeindruckt und schwenkte betont
gelangweilt seine Tasche.
    „Gut“, sagte
Driftwood schließlich, „gut, ich mach’s.“
    „Mir wäre
wohler, wenn ich wüsste, wer oder was die Quelle speist“, klagte Socke. „Es
könnte doch sein, das es der Nachtbringer ist.“ Er schaute sich ängstlich um.
    „Unsinn!“,
winkte Driftwood ab, „warum sollte er den Meister wecken? Die beiden sind sich
spinnefeind.“
    „Vielleicht“,
überlegte Socke, „war das gar nicht sein Ziel. Vielleicht wollte er ganz was
anderes. Vielleicht wollte er seine … oh nein, es ist zu schrecklich, um es zu
sagen. Du weißt so gut wie ich, dass die Quelle nicht unterscheidet, für welche
Zwecke sie benutzt wird. So funktioniert das nun Mal nicht. Sonst hätten wir
doch den ganzen Schlamassel nie gehabt.“
    „Mumpitz!“,
entschied Driftwood. „Was soll ich machen? Womit fang ich an?“
    „Mit was
Kleinem“, beschwor Socke, „was Kleines. Versuch die Wollmaus.“
    Driftwood
stutzte. „Was, die Wollmaus? Hier draußen? Ein Windstoß und wir können den

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