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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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Schande ist das. Und eigentlich, ich meine,
streng genommen hatten wir mit der ganzen Geschichte doch fast nichts zu tun.
Leider etwas schwer zu erklären, wenn dich ein ganzes Dorf mit Mistgabeln
verfolgt.“
    Socke
schauderte, als wäre ihm kalt. „Meinst du wirklich, sie sind alle tot? Auch die
Halblinge? Und das ganze Nachtvolk?“
    „Ich hab
wirklich keine Ahnung. Aber die Halblangen waren ja auch ein Haufen von … .“
    Sockes
strenger Blick brachte Driftwood zum Schweigen. „Lass uns packen“, sagte er pikiert,
nahm die Suppenschüssel vom Boden und verschwand im Unterholz in Richtung
Fluss. „Ach, Söckchen“, flüsterte Driftwood, als er allein war, „ich weiß doch
auch nicht mehr als du.“ Er schaute in die dunklen Bäume hinauf, deren Laub
sich wie schwarze Laken rauschend schüttelte. „Wir brauchen endlich mal ein
paar Antworten!“ Mit einer Pfote griff er in den Pelz auf seiner Brust. Er zog
einen eiförmigen Stein hervor. Was sagte der
Meister noch? Dieser Stein ist voller Magusch. Zur rechten Zeit wird er euch
den Weg weisen. Den Weg wohin? Was soll ich mit dem verfluchten …? Er
holte weit aus, und wollte den Stein gerade ins Dickicht werfen, als plötzlich
eine bekannte Stimme erklang. „Driftwood.“
    Driftwood
ließ blitzschnell den Stein im Fell verschwinden. „Meister? Seid Ihr das?“ Er
schaute sich um.
    „Ich bin
hier unten.“
    Driftwood
sah, dass sich in der Glut des Lagerfeuers ein Gesicht andeutete. Die Augen
waren glühende Holzkohlen.
    „Ach ja,
hehe, da seid Ihr ja. Wieso denn da? Wo wart Ihr denn den ganzen Frühling?
Socke hat sich wirklich gesorgt.“ „Ich habe geruht. Eure Erweckung hat mich
viel Kraft gekostet.“
    „Das kann
ich mir gut vorstellen. Riesig, wie ich bin.“
    „Ja,
sicher. Wie ging es voran? Hast du was herausgefunden? Und wo ist Socke?“
    „Äh, was
meint Ihr?“
    „Driftwood,
meine Zeit ist knapp“, mahnte der Grüne, der jetzt gerade überhaupt nicht
grün war.
    „Ja, ja.
Socke ist am Fluss.“
    „Und?“
    „Ich denke,
er spült das Geschirr.“
    „Driftwood!“
    „Was denn?
Ach so. Nein, bedauere, hab ich nicht.“
    „Die
Karten? Sie sollten dir helfen, dich zu erinnern.“
    „Die Karten
sind unnütz. Socke und ich haben das ganze Frühjahr die Berge und das Umland
durchstreift. Ihr habt keine Ahnung, Meister – bei allem Respekt – wie es da
draußen aussieht. Hier im Gebirge ist alles verlassen. Und jenseits der Berge
ist nichts mehr, wie es war. Wo habt Ihr die Karten eigentlich die ganze Zeit
versteckt?“
    „Das geht
dich nichts an. Dann beginnt die Suche hier. Was ist mit dem Stein?“
    „Meister,
wisst Ihr, ob noch mehr von uns da draußen sind? Oder die anderen? Alle fort?
Socke fragt ständig“, fügte er flüstern hinzu.
    „Ich weiß
nicht mehr als du, mein Freund. Noch nicht! Aber ich spüre, dass wir nicht
alleine bleiben. Ist der Fuchs zurück?“
    Driftwood
verschränkte die Arme vor der Brust. „Bei dem hatte ich gleich kein gutes
Gefühl. Dieser komische Schleicher. Natürlich ist er nicht zurück!“
    „Geduld,
Driftwood, Geduld.“
    „Geduld,
Meister? Es lag noch Schnee, als er auszog. Und es wird wieder Schnee fallen,
eher er zurückkommt. Hat sich vom Acker gemacht, da wette ich drauf. Ihr seid
einfach zu gutgläubig.“
    „Ich
hoffe, ihm ist nichts zugestoßen. Sein Auftrag brachte ihn auf die Fährte des
Nachtbringers.“
    „Papperlapapp.“
Driftwood winkte ab.
    Die
glühenden Holzscheite begannen rauschend, in sich zusammenzufallen.
    „Meine
Zeit wird knapp. Hör mir zu! Beginnt hier. Sucht Verbündete. Lauft nicht
ziellos durch die Wälder. Denkt nach. Betrachte den Stein. Erinnere dich! Es
steckt alles in deinem Kopf! So war es gedacht. Seid umsichtig, wenn ihr nach
Neunseen geht. Die Stadt wird bewacht. Nicht jede alte Feindschaft ist mit der
Zeit verflogen. Höre auf Socke. Und hütet euch vor …“
    Mit einem
Zischen brach das letzte verkohlte Holzscheit entzwei. Driftwood blieb allein
zurück. Nachdenklich kratzte er sich am Kopf.   Und hütet euch
vor Zisch? Was soll das denn schon wieder? Er setzte sich mit einem
Schnauben auf den kargen Waldboden.Plötzlich stand Socke neben ihm.
Nachtalben, und besonders Socke mit seinen Samtpfoten, können sich lautlos
durch die Dunkelheit bewegen, wenn sie wollen.
    „Mit wem
hast du gesprochen?“ Er stapelte die ordentlich gesäuberten Suppenschüsseln in
seiner Tasche. Gut hören können Nachtalben nämlich auch.
    „Ich, oh,
ach, mit

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