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Der Sommer des Commisario Ricciardi

Der Sommer des Commisario Ricciardi

Titel: Der Sommer des Commisario Ricciardi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio de Giovanni
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sich verschwörerisch an Maione:
    »Ganz der gute, alte Ricciardi: immer zurückhaltend, wenn es um Lob geht! Nie möchte er die Lorbeeren fürdie brillante Aufklärung eines Falls einheimsen. Sicher ist es traurig, wenn Menschen sterben und andere töten, auch jetzt noch, in einer Zeit, in der man an die glänzende Zukunft denken sollte, die uns erwartet. Aber zum Glück gibt es ja uns, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen; wir finden die Schuldigen und sperren sie ein. Auch Sie, Maione, haben gute Arbeit geleistet. Wenn Sie in mein Büro kommen und nähere Angaben zu den Vorfällen machen, kann ich sicher eine Gratifikation für Sie herausholen.«
    Diplomatie gehörte nicht zu Maiones Stärken; sein Gesicht war ein Manifest des Abscheus.
    »‹tschuldigung, aber ich muss gleich weg, dringend was erledigen.«
    »Was denn?«, fragte Garzo.
    »Weiß nicht mehr«, antwortete Maione, »aber es ist dringend. Sie erlauben.«
    Damit grüßte er und machte sich aus dem Staub. Garzo wandte sich lächelnd und mit geschwellter Brust erneut an Ricciardi, der sich nicht gerührt hatte:
    »Dann warte ich also auf Ihr Protokoll, Ricciardi. Noch einmal herzlichen Glückwunsch und weiterhin viel Erfolg. Komm, Ponte, wir haben noch viel zu tun.«
     
    Ricciardis Unbehagen, das sich nach dem Besuch des Vizepräsidenten noch verstärkt hatte, veranlasste ihn dazu, sein Büro schon vor dem Mittag zu verlassen. Nachdenklich und bedrückt stand er vor dem Krankenhaus, gerade als Doktor Modo herauskam, um essen zu gehen.
    »Oh, welch trauriges Schicksal! Meine Kollegen werden am Tor von schönen Damen erwartet, reizenden Freundinnen oder verliebten Ehefrauen. Und sieh nur, was ichstattdessen bekomme: einen schwermütigen Polizisten, und hässlich noch dazu.«
    »Beschwer dich nicht, Bruno: Ich musste nicht Schlange stehen, um dich zum Essen einzuladen.«
    Modo schob seinen Hut zurück und betupfte sich die Stirn mit dem Taschentuch.
    »Ich weiß nicht, ob ich da nicht lieber allein gewesen wäre … Was soll’s, ich habe geschworen, Leiden zu lindern, und du bist der Meister des Schmerzes; also muss ich deine Einladung wohl oder übel annehmen. Außerdem bist du steinreich und ich bloß ein armer Amtsarzt. Wohin gehen wir?«
    In der Trattoria aß der Doktor wie immer für zwei; Ricciardi dagegen stocherte lustlos in seiner Pasta herum und zeigte sich recht einsilbig angesichts der Bemühungen seines Freundes, ihn in eine Unterhaltung zu verwickeln. Dessen Lieblingsthema war – auch heute – die Politik.
    »Ist dir denn klar, wie weit es schon gekommen ist? Heute kommt so ein Bursche zu mir, ein Student, glaube ich, mit Brille, anständigen, aber abgetragenen Kleidern, die Jacke an den Ellbogen dünn wie Pauspapier. Aus Kalabrien, würd ich sagen, vielleicht auch Lukanien, schwer zu unterscheiden. Ein ordentlicher Junge jedenfalls. Von der Sorte, die arbeiten, um sich das Studium zu finanzieren, und auch noch Geld nach Hause schicken. Ich fand ihn im Wartesaal, er hatte niemanden rufen lassen, saß seelenruhig da und presste sich ein Taschentuch auf die Stirn. Ich frage ihn also, ob ich etwas für ihn tun kann, und er entblößt eine zehn Zentimeter lange Wunde. Wahrscheinlich ein Messerschnitt, ging nur knapp am Auge vorbei, um ein Haar hätt’ er’s verloren. Ich frage ihn: Wer war das? Darauf er: Bin hingefallen. Von wegen! Er war auf einer Versammlung von Freidenkern, vielleicht auch Sozialisten, und plötzlich tauchen die anderen auf, ein Trupp von zehn Leuten. Er ist nicht schnell genug abgehauen. Ich musste ihm jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen. Und weißt du, was er mir dann zum Schluss gesagt hat? Herr Doktor, ich lasse Sie die Wunde nur nähen, wenn Sie schwören, es niemandem zu verraten. Was ist bloß aus dieser Welt geworden? Einfach widerlich ist das.«
    Ricciardi schüttelte traurig den Kopf.
    »Ich weiß doch, was los ist, Bruno. Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen, glaub mir. Aber du bist wichtig für alle, denen du hilfst und Schutz bietest. Jetzt möchte einmal ich dich beschützen, indem ich dich um etwas bitte: Pass auf, was du sagst, vor allem in der Öffentlichkeit. Frag mich nicht woher, aber ich weiß, dass du beobachtet wirst. Und dich zu verlieren wäre trotz deiner garstigen Visage für alle schlimm.«
    Modo schlug mit der Faust auf den Tisch, dass das Geschirr klirrte und die anderen Gäste sich zu ihnen umdrehten.
    »Wie, jetzt auch du? Fängst du auch schon an, wie die zu reden? Mit wem hast du

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