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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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darüber, daß ich mit Rosalind nie solche Gespräche führen konnte. Sie war nicht so dumm, nein, das gewiß nicht. Aber sie war niemals in dieser Form auf mich eingegangen.
    Und jetzt, in diesem Augenblick, als ich meinen Wein austrank und eine Zigarette dazu rauchte, kam ich zu der überraschenden Feststellung, daß ich auf dem besten Wege war, mich wirklich in Steffi zu verlieben.
    Nun denn! Sei's drum, so sprach ich im schönsten Schriftstellerdeutsch zu mir selbst: Warum eigentlich nicht? Ich war ein freier Mann und hatte das größte Recht dazu. Und Steffi war, möglicherweise, eine freie Frau, und man würde sehen, was sie davon hielt.
    Meine Laune war die allerbeste. Und der Himmel schien sich daran beteiligen zu wollen. Während wir aßen, hatte es aufgeklart, und jetzt schien die Sonne.
    Pfeifend wanderte ich vor das Haus, holte die Liegestühle unter ihrem Dach hervor und stellte sie auf.
    Als Steffi gespült hatte, legten wir uns beide in die Sonne.
    »Und wenn du Lust hast auf Kaffee«, sagte ich, sie kühn duzend, »bitte ich um Meldung. Den Kaffee koche ich, und er wird dir hier am Liegestuhl serviert.«
    »Sehr schön«, sagte sie, »das läßt sich hören.«
    Sie verwies mir das Du nicht, und ich beschloß, dabei zu bleiben.
    Zunächst las Steffi wieder in meinem Buch, aber nach einer Weile, als ich von meiner Zeitung aufblickte, hatte sie sich zurechtgekuschelt und schlief.
    Ich war nicht im mindesten gekränkt. Vielleicht war mein Buch etwas langweilig. Auf jeden Fall war es erfreulich, da sie so beruhigt in meiner Gegenwart schlummerte. Außerdem sah sie ganz reizend dabei aus.
    Leider blieb ihr nicht viel Zeit zu ihrem Mittagsschläfchen. Ich war auch gerade dabei, einzunicken, als ich in der Stille ein leises Gesumm vernahm. Ein leises Gesumm, nicht mehr. Je größer und moderner der Wagen, um so weniger Geräusch erzeugt er, das war mir bekannt. Ich richtete mich auf, und da rollte schon der blaugraue Mercedes unter den Bäumen hervor und hielt wenige Schritte von uns entfernt. Der Wagenschlag wurde aufgerissen, und mit wehendem Haarschopf stürzte meine Tochter Lix auf mich zu.
    »Hei, Paps!« schrie sie mit voller Lautstärke. »Wir sind da.«
    Ich hatte gerade noch Zeit gehabt, mich zu erheben, da sprang sie mir schon an den Hals und umarmte mich stürmisch. Aus dem Augenwinkel sah ich, daß Steffi aufgefahren war und leicht benommen die Invasion zur Kenntnis nahm.
    Währenddessen stieg Rosalind aus dem Wagen, und hinter ihr kam noch eine Göre mit langen Beinen und einem dunklen Pferdeschwanz. Das war eine Überraschung!
    »Na, so was«, sagte ich, als Lix mir wieder Luft zum Atmen ließ, »wo kommt ihr denn her? Ich dachte, ihr seid in Garmisch?«
    Rosalind kam langsam auf uns zu. Sie zog ein wenig die Brauen hoch, beachtete mich kaum, musterte aber sehr genau das Mädchen im Liegestuhl.
    »Wie du siehst, sind wir nicht«, sagte sie. »Wir dachten, wir könnten dich besuchen in deiner Einsamkeit. Aber möglicherweise kommen wir ungelegen?« Das klang ein wenig spitz.
    »Aber woher denn?« stotterte ich, »wieso denn?«
    Mehr zu äußern war mir nicht möglich, denn Rosalind legte ebenfalls einen Arm um meinen Hals und gab mir einen leichten Kuß auf den Mund.
    Dann lächelte sie mich verführerisch an und sagte:
    »Guten Tag, mein Liebling.«
    Ich war verstummt. Es war eine ganze Weile her, daß Rosalind mich das letztemal geküßt hatte. Und warum sie es jetzt tat, wußte ich ganz genau.
    »Wie ich sehe, hast du Besuch«, fuhr Rosalind fort.
    »Allerdings«, sagte ich.
    Rosalind lächelte aus dem Mundwinkel ein wenig auf Steffi herab und meinte kühl: »Das freut mich. Da bist du wenigstens nicht so allein.«
    Steffi war nun richtig wach. Sie blieb sitzen, lächelte ebenfalls kühl zurück und musterte Rosalind ohne große Begeisterung. Ich machte die beiden Damen miteinander bekannt, sie reichten sich reserviert die Hand. Dann lernte ich Dolly kennen, Rosalinds zukünftige Stieftochter, und Lix kugelte sich mit Dorian im Gras herum.
    Einige Minuten lang ging es sehr lebhaft zu. Wir Großen machten Konversation, die Kinder lachten und quietschten durcheinander, dann rannte Lix mit Dolly weg, um ihr das Haus und seine Umgebung zu zeigen.
    »Ihr seid also nicht nach Garmisch gefahren?« fragte ich ziemlich dämlich.
    »Nein«, sagte Rosalind. »Conny hat anderweitig zu tun. Und ich dachte, du freust dich vielleicht, wenn wir kommen.«
    »Ich freue mich sehr«, beeilte ich mich zu

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