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Der Sommer des Kometen

Der Sommer des Kometen

Titel: Der Sommer des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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verließ. Fietz war gerade mit Post gekommen, und dieser Brief, hatte er gesagt, sei eben erst eingetroffen, das Pferd des Eilpostreiters habe noch im Hof gedampft. Die Schrift war ihm vertraut, Augusta hatte aus Pyrmont geschrieben. Es rührte ihn, dass sie so schnell auf seinen Brief antwortete. Sicher hatte sie seine bedrückte Stimmung bemerkt und wollte ihn aufheitern.
    Er brach das Siegel auf, ihre Schrift war nicht so akkurat wie sonst und zeugte von großer Hast. Er begann zu lesen, und Augustas Botschaft ließ ihn schlagartig alle Mattigkeit vergessen.
    Lieber Claes,
    ich bin sehr in Eile, der Postreiter ist schon da, und sobald er sich erfrischt und ein neues Pferd gesattelt hat, muss dieser Brief in seiner Tasche sein. Aber ich habe hier interessante Dinge gehört, die Du so schnell wie möglich wissen sollst. Vom wem, tut nun nichts zur Sache, ich vermag auch nicht zu sagen, wie verlässlich die Auskünfte sind. Wenn sie aber stimmen, steckt offenbar mehr als Du annimmst hinter der törichten Haltung der Eltern des Mädchens, in das Christian verliebt ist. Gunda Stedemühlen, mit der Du in Eurer Jugend so innig bekannt warst, wurde von ihren Eltern nicht einfach nur fortgeschickt, man hat das Mädchen damals mit Mohnsaft gefügig gemacht. Das erscheint mir unerhört, und es muss einen Grund für dieses Vorgehen gegeben haben. Bist Du sicher, dass sie nur fortgeschafft wurde, weil Ihr Euch liebtet? Vielleicht erklärt sie es Dir, wenn Du sie fragst, und vielleicht lässt sich dann doch noch ein Weg finden, Christians Kummer zu beenden.
    Aber ich habe noch etwas ganz anderes gehört. Es scheint nicht sehr wichtig, doch ich habe so ein Gefühl, dass es für Dich doch von Bedeutung ist. Lysander Julius Billkamp, so hat mir erst vor einer Stunde eine Freundin aus alten Tagen erzählt, ist vor sehr langer Zeit auf einem Schiff, das Stedemühlen als Kapitän befehligte, in einen Überfall durch algerische Barbaresken geraten. Ich weiß nicht, wie lange es her ist, aber ganz sicher geschah es, bevor Gunda die Frau des Kapitäns wurde. Ich weiß auch nicht, was Billkamp, der ja zuletzt ein Dichter war, auf dem Schiff gemacht hat. Fuhr er in jungen Jahren zur See? Oder war er seinerzeit in Geschäften unterwegs?
    Einige Männer starben damals, die meisten wurden als Sklaven in die Bagnos von Algier verschleppt, viele später durch die Sklavenkasse freigekauft. Billkamp und der Kapitän sollen zu den Ersten gehört haben, die zurückkehrten. Danach soll es einen Skandal um den Freikauf einiger anderer Seeleute gegeben haben. Genaueres konnte ich leider nicht erfahren, aber damals, so wurde mir gesagt, habe man viel darüber gesprochen. Wahrscheinlich erinnerst Du Dich nicht, weil Du womöglich zu jener Zeit in der Lehre in London warst.
    Ich kenne mich mit den Regeln der Sklavenkasse nicht so gut aus, aber Anneke, deren jüngster Bruder vor vielen Jahren aus der Sklaverei ausgelöst wurde, weiß, dass nur freigekauft wird, wer sich bei dem Überfall wehrhaft verhalten hatte. Ist es nicht eigentümlich, dass gerade der Kapitän, der doch als Letzter sein Schiff verlassen muss, als Erster freigekauft wurde? Anneke sagt allerdings, das sei so Brauch.
    Nun muss ich den Brief versiegeln, Anneke ist nicht mehr hübsch genug, um den Postreiter länger aufzuhalten, als es dauert, seinem Pferd ein Stück Brot zu geben.
    Lebe wohl und viel Glück. Gib gut auf Dich acht, mein Lieber, im Alltag ist das Leben am gefährlichsten.
    Deine Augusta.
     
    PS . Meine herzlichsten Grüße an Anne und Christian, die liebe Elsbeth und natürlich Blohm. Und an die Komödianten, wenn Du sie triffst. Und Telemann und Sonnin. Ich werde nun bald nach Hamburg zurückkehren, und hoffe, dass Du und Anne …
    Was Augusta hoffte, stand nicht da. Die alte Anneke war eben wirklich nicht mehr hübsch genug.
    Claes schwitzte, allerdings weniger wegen des Wetters. Die längst vergangene Zeit, in der er Gunda geliebt hatte, war plötzlich wieder ganz nah, und er ahnte, dass ihre Eltern es doch herausgefunden hatten. Aber war das wirklich ein Grund, die eigene Tochter verschwinden zu lassen? Zu verbannen wie eine Aussätzige? War das nicht viel eher ein Grund, den Widerstand gegen diese Liebe aufzugeben und in einer ehrbaren Verbindung enden zu lassen? Hatte er damals nicht gerade das gehofft? Oder belog er sich, redete er sich seine Jugendsünden schön? Er musste unbedingt mit Gunda sprechen. Diesmal musste sie ihm alles sagen.
    Aber seine Gedanken

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