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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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seines Handys.
    »Ja?«
    Sie meldete sich vorsichtig. Da Bert annahm, dass sie seine Nummer ebenso gespeichert hatte wie er ihre, konnte er sich denken, was der Grund für ihre Vorsicht war.
    »Melzig«, sagte er. »Hallo, Jette.«
    »Herr Kommissar …«
    »Ich bin gerade zur Wohnung Ihres Freundes gerufen worden. Können Sie sich denken, warum?«
    »N… nein.«
    Ihr kurzes Zögern war ihm nicht entgangen.
    »Jemand hat sich hier unrechtmäßig Zutritt verschafft.«
    Jette antwortete nicht.
    »Ich frage mich, ob da einer seine voyeuristischen Bedürfnisse befriedigen wollte oder ob der Täter an den Ort seines Verbrechens zurückgekehrt ist.«
    Sie holte Luft. Und schwieg.
    »Vielleicht will uns aber auch nur irgendwer ins Handwerk pfuschen.«
    Allmählich machte ihr Schweigen ihn wütend.
    »Jede falsche Fährte, der wir nachgehen müssen, kostet uns wichtige Zeit, die uns bei der Suche nach dem Mörder fehlen wird. Wir müssen wieder von vorn anfangen. Nach Spuren suchen, Fingerabdrücke sichern, überprüfen, was sich in den Räumen verändert hat …«
    Sie ließ seine Worte ins Leere laufen.
    »Jette, Sie halten sich aus dem Fall raus. Es sei denn, Sie haben uns Konkretes über den momentanen Aufenthaltsort Ihres Freundes mitzuteilen. Haben Sie mich verstanden?«
    War sie überhaupt noch da?
    »Ob Sie mich verstanden haben!«
    »Ja.«
    Na also, dachte er, und wusste doch, dass dieses Mädchen nicht einzuschüchtern war. Sie würde exakt das tun, was sie für richtig hielt. Er hasste es, wie sie ihn seine Ohnmacht fühlen ließ.
    »Wenn ich Sie oder Ihre Freunde bei einer unrechtmäßigen Aktion erwischen sollte, dann gnade Ihnen Gott. Ich verbiete Ihnen ein für alle Mal …«
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich kann Sie kaum verstehen, Herr Kommissar. Irgendwie ist … Hallo? Herr Kommissar?«
    Dann war die Verbindung abgebrochen.
    *
    Merle streckte anerkennend den Daumen in die Luft. Manchmal war Jette schwer auf Zack. Den Kommissar so auflaufen zu lassen, ohne dass er einem ein einziges Wort aus der Nase ziehen konnte, war eine Meisterleistung.
    Sie waren mit dem Frühstück fertig, räumten den Tisch ab und stellten den Katzen Trockenfutter und Wasser in die Scheune, denn sie wussten nicht, wie lange sie unterwegs sein würden. Dann schlossen sie die Haustür ab und fuhren los.
    Merle war saumüde. Sie hatten sich nach ihrer nächtlichen Aktion ein paar Stunden aufs Ohr gelegt, doch Merle hatte nicht einschlafen können und nur vor sich hin gedöst. Kurz vor acht war sie wieder aufgestanden, hatte geduscht und sich angezogen und einige Telefonate erledigt. Unter anderem hatte sie Alice Morgenstern angerufen, die ihnen damals, bei der Vermittlung des Bauernhofs, auch ihre Privatnummer gegeben hatte.
    Es hatte sie große Überredungskunst gekostet, bis Alice zugestimmt hatte, sich in ihrem Büro mit ihnen zu treffen, und das an einem Sonntagmorgen und sofort.
    Die Freundinnen hatten keine Ahnung, was sie dort zu finden hofften. Sie hatten einfach nicht gewusst, wo sie sonst mit ihren Nachforschungen anfangen sollten. Alice Morgenstern hatte mit Luke zusammengearbeitet. Wahrscheinlich hatte sie dabei mehr über ihn erfahren als die meisten andern.
    Außer Imke Thalheim natürlich, für die Luke ebenfalls gearbeitet hatte. Aber die würde ihnen wohl kaum mit Informationen weiterhelfen.
    Schon jetzt spannte sich die Hitze über dem Land. Die Felder waren ausgetrocknet und von tiefen Rissen durchzogen, die Blätter der Zuckerrüben erschlafft und zu Boden gesunken. Das Gras auf den Wiesen war vergilbt. Die Kühe drängten sich in den Schatten der Bäume. Matt schlugen sie mit den Schwänzen nach den Fliegen, die in Schwärmen aufstoben und sich wieder fallen ließen.
    Merle mochte den Sommer, aber allmählich war sie die ewige Hitze leid. Man musste sich nicht mal bewegen, um zu schwitzen. Ihr war ein bisschen übel und der Kopf tat ihr weh. Stöhnend griff sie nach der kleinen Flasche Apfelschorle, die sie eingepackt hatte.
    »Hier.« Sie hielt Jette die Flasche hin. »In einer Stunde ist das Zeug lauwarm.«
    Nachdem Jette getrunken hatte, setzte Merle die Flasche an die Lippen. Sie trauerte diesem Sonntag nach, den sie gern genutzt hätte, um mal richtig abzuhängen. Die Arbeit im Tierheim war in letzter Zeit sehr anstrengend gewesen.
    In den Urlaubsmonaten entledigten sich die Leute gern der Tiere, die sie sich zu Weihnachten übereilt und gedankenlos angeschafft hatten und die ihnen lästig geworden waren.

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