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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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diesem Albert überhaupt keine Freunde besaß.
    Einsamer Wolf, dachte Kristof spöttisch.
    Das Gespräch mit den Jungs hatte ihn aufgeheitert. Lachend hatten sie ihm von Alexejs Winkelzügen berichtet. Der Arme hatte das volle Register gezogen, um sie abzuschütteln. Aber das war nicht genug gewesen.
    Ich werde dir zeigen, was Angst ist, dachte Kristof. Jedes mögliche Schlupfloch werde ich zustopfen. Wie bei einer Ratte.
    Nein. Alex hatte nicht die geringste Chance.
    *
    Luke hatte den Sonntag damit zugebracht, über seine Situation nachzudenken. Er hatte noch einmal alle Möglichkeiten durchgespielt und festgestellt, dass es niemanden gab, den er um Hilfe bitten konnte.
    An die Polizei durfte er sich nicht wenden. Für die war er Tatverdächtiger. Vielleicht würden sie ihn in Untersuchungshaft nehmen, ihn jedoch zumindest daran hindern, innerhalb der nächsten Tage die Stadt zu verlassen.
    Er säße in Köln wie auf dem Präsentierteller.
    Deprimiert hatte er sich gefragt, ob er zu unbekümmert gewesen war, zu sorglos. Alle Vorsichtsmaßnahmen der vergangenen Jahre waren für die Katz gewesen. Eine zufällige Begegnung, und sein kunstvoll aufgebautes neues Leben war in sich zusammengefallen.
    Das konnte jederzeit wieder geschehen, egal wie viele Identitäten die Polizei ihm verpassen würde. Das Zeugenschutzprogramm war keine Option. Es hatte nichts gebracht. Nur er selbst konnte sich helfen, wenn überhaupt.
    Die Verbindung zu seiner Vergangenheit in Bautzen war gekappt. Da gab es keinen mehr, der ihm noch einen Gefallen schuldig oder ihm irgendwie verbunden war. Keinen außer seinem alten Freund und Jiu-Jitsu-Lehrer Akito Ono. Der fehlte ihm jeden einzelnen Tag, doch Luke hatte die Brücken zu ihm abgebrochen. Nur so konnte er ihn schützen.
    In den Jahren in Köln hatte er keine Freundschaften geschlossen. Albert war eine Ausnahme gewesen. Und jetzt war er tot.
    Jettes Freunde waren genau das: ihre Freunde. Keinem von ihnen war er nahe genug gekommen, um mehr als Sympathie zu empfinden. Umgekehrt war er für keinen von ihnen wichtig geworden.
    Blieb Jette. Und da schloss sich der Kreis. Ausgerechnet für den einzigen Menschen, den er wirklich liebte, war er eine tödliche Gefahr. Es gab nur eines, was er tun konnte. Er musste sich so weit wie möglich von Jette entfernen, gleichgültig in welche Richtung.
    Fremd sein konnte er schließlich überall.
    Und allein.
    Gleich am Samstag hatte Luke auf dem Fußboden seines Apartments eine Landkarte ausgebreitet. Er hatte sich Städte herausgepickt und Informationen darüber aus dem Internet gezogen. Instinktiv hatte er sich für den Norden entschieden. Aber noch hatte er sich auf keinen konkreten Ort festgelegt.
    Alles war möglich. Hamburg. Lübeck. Kiel. Wilhelmshaven. Es gab für ihn keine Grenze mehr, doch er empfand das nicht als Freiheit, ganz im Gegenteil. Sein Gefängnis war die Trennung von Jette und das trug er unentwegt mit sich herum.
    Am Sonntagabend hatte er bereits eine genauere Vorstellung von den Alternativen, die ihm blieben. Aber er hatte noch immer keine Entscheidung getroffen. Er hatte die Karte weggeräumt, die belegten Brötchen und gekochten Eier aus dem Esso-Shop ausgepackt und sich zum Essen vor den Fernseher gesetzt.
    Von unten hatte er ab und zu das Lachen der Kleinen gehört, die Stimme der Frau, später auch die eines Mannes. Das Haus war nicht gut isoliert. Luke hörte das Geräusch einlaufenden Badewassers und das Plantschen und Juchzen des Mädchens.
    Als wäre er wieder Teil einer Familie.
    Die Sehnsucht nach seinen Eltern, die er lange nicht mehr so intensiv gespürt hatte, ließ ihn in der Nacht von ihrem schrecklichen Unfall träumen. Mit einem Aufschrei fuhr er aus dem Schlaf und saß schwer atmend im Bett, während der Schweiß auf seiner Haut trocknete.
    Der Traum hatte sich in all den Jahren nicht verändert.
    Er war wie eine Nachricht, die Luke nicht verstand.
    In diesem Traum war es Abend. Luke kam vom Spielen nach Hause und bemerkte ein starkes, flackerndes Licht hinter den zugezogenen Vorhängen des Wohnzimmers. Als er realisiert hatte, dass es brannte, war es auch schon zu spät. Die synthetischen Vorhänge schmolzen von unten nach oben, die Fensterscheiben zerbarsten in einem Splitterregen, Funken sprühten in den Himmel, und eine höllische Hitze schlug Luke ins Gesicht.
    Er war unfähig, sich zu bewegen, stand nur da und starrte auf die Flammen, sah das Dach explodieren und dachte an seinen Hund, der solche Angst vor

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