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Der Sommermörder

Titel: Der Sommermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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mich mit ihnen in Verbindung setzen?«
    Links zog erneut sein Taschentuch heraus und putzte sich die Nase. Ich warf einen Blick zu Stadler hinüber, der jetzt den Kopf gesenkt hielt. Er blätterte hektisch in einem Notizbuch, als würde er nach einer besonders wichtigen Eintragung suchen.
    »Wir werden Sie über die Fortschritte unserer Ermittlungen auf dem Laufenden halten, so gut wir können«, erklärte Links.
    »Ermittlungen?«, fragte ich. »Es ist doch nur ein Brief.«
    »Man darf solche Dinge nicht auf die leichte Schulter nehmen. Deswegen haben wir auch eine Psychologin eingeschaltet, Dr. Grace Schilling, eine Expertin für …

    ähm … Eigentlich sollte sie schon hiersein …« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Sie müsste wirklich jeden Moment kommen.«
    »Hören Sie«, sagte ich, nachdem wir uns ein paar Sekunden angeschwiegen hatten, »ich bin nicht blöd. Vor ungefähr einem Jahr ist bei mir eingebrochen worden. Die Einbrecher haben nichts mitgenommen, ich glaube, ich habe sie überrascht, aber es hat ungefähr einen Tag gedauert, bis sich die Polizei endlich herbemüht hat, und unternommen haben sie am Ende gar nichts. Jetzt kriege ich einen einzigen abartigen Brief, und Sie starten hier eine Mordsaktion. Was soll das? Haben Sie nichts Wichtigeres zu tun?«
    Stadler klappte sein Notizbuch zu und schob es in die Tasche.
    »Uns wird immer wieder mangelnde Sensibilität vorgeworfen, was Vergehen gegen Frauen betrifft«, erklärte er. »Aus diesem Grund nehmen wir derartige Drohungen inzwischen sehr ernst.«
    »Na ja«, meinte ich. »Ich nehme an, das ist eine gute Sache.«
    Dr.
    Schilling gehörte zu der Sorte Frauen, die ich ziemlich beneidete. Bestimmt war sie in der Schule sehr gut gewesen und hatte phantastische Noten bekommen.
    Sogar ihre elegante Art, sich zu kleiden, wirkte irgendwie intelligent. Ihr schönes, langes blondes Haar sah aus, als hätte sie es in drei Sekunden hochgesteckt.
    Wahrscheinlich wollte sie auf diese Weise zeigen, dass es ihr nicht allzu wichtig war. Sie schien nicht der Typ Frau zu sein, der sich vor eine Horde kreischender Kleinkinder stellte. Wenn ich gewusst hätte, dass sie kommen würde, hätte ich die Wohnung wirklich ein bisschen aufgeräumt.
    Das Einzige, was mich an ihr störte, war die extrem ernste, fast schon niedergeschlagene Miene, die sie aufsetzte, wenn sie mit mir sprach. Als würde sie eine religiöse Fernsehsendung moderieren.
    »Wenn ich das richtig verstanden habe, kommen Sie gerade aus einer gescheiterten Beziehung«, sagte sie.
    »Also eins können Sie mir glauben, der Brief ist bestimmt nicht von Max. Das ist aus mehreren Gründen völlig ausgeschlossen – unter anderem, weil es ihm schon Schwierigkeiten bereiten würde, einen Brief an den Milchmann zu formulieren. Außerdem war er derjenige, der das Ganze beendet hat.«
    »Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass Sie deswegen eine Weile recht verwundbar waren.«
    »Stinksauer trifft es eher.«
    »Wie groß sind Sie, Nadia?«
    »Müssen Sie denn das unbedingt wissen? Ich versuche immer, es zu verdrängen. Einsfünfundfünfzig. Ein emotional verwundbarer Zwerg. Ist es das, worauf Sie hinauswollen? Sie dürften demnach keine Probleme haben.«
    Sie verzog keine Miene.
    »Muss ich mir wirklich Sorgen machen?«, fragte ich.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie mir antwortete.
    »Ich glaube nicht, dass es, ähm … produktiv wäre, panisch zu reagieren. Trotzdem bin ich der Meinung, dass Sie sich so verhalten sollten, als wären Sie beunruhigt.
    Bloß, um auf Nummer Sicher zu gehen. Sie sind bedroht worden. Sie sollten sich so benehmen, als wäre die Drohung ernst gemeint.«
    »Glauben Sie wirklich, jemand will mich ohne Grund umbringen?«
    Sie wirkte nachdenklich. »Ohne Grund? Vielleicht. Es gibt viele Männer, die der Meinung sind, sehr gute Gründe zu haben, Frauen anzugreifen oder zu töten. Dabei mag es sich um Gründe handeln, die weder Sie noch mich überzeugen würden, aber das ist kein sehr großer Trost, oder?«
    »Für mich jedenfalls nicht«, antwortete ich.
    »Nein«, sagte Dr. Schilling kaum hörbar, fast als würde sie mit jemand anderem sprechen – jemandem, den ich nicht sehen konnte.

    5. KAPITEL
    s sah nicht so aus, als ob sie jemals wieder gehen würden. Nach ein paar Stunden bekam
    E
    Links eine
    Nachricht und verzog sich, aber Stadler und Dr. Schilling blieben. Während Dr.
    Schilling mit mir sprach, ging
    Stadler einkaufen und kam mit Sandwiches, Milch und Obst zurück. Dann,

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